Jeremia ist nicht nur einer der größten Propheten der Bibel, sondern auch ein ganz spezieller Charakter, den Gott mit einer wohl unzumutbaren Aufgabe beauftragt hat: Jerusalem, die Heilige Stadt, vor dem Untergang zu bewahren. Zu lange hat Israel Gott die Treue gebrochen, aber Gott will durch Jeremia die „letzte zweite Chance“ anbieten… Niemand mag Boten schlechter Nachrichten und niemand mochte damals Jeremia. Und noch dazu: Seine „Mission Impossible“ scheiterte, Jerusalem wurde zerstört. Dennoch können wir gerade von diesem starken Mann und seiner Geschichte einiges mitnehmen.
Text Johannes Pichler
Hallo Jeremia! Bitte erzähle uns, wie du einer der großen Propheten wurdest.
Ich wuchs auf in Anatot, nordöstlich von Jerusalem und mein Traum war es, wie meine Vorfahren ein Priester im Tempel zu werden. Als ich noch ein Teenager war und die Schafe in der Nähe von unseren Feldern weidete, erschien mir plötzlich Gott. Nicht, dass ich ihn sah, wie ich dich jetzt sehe, aber er war realer, als du jetzt für mich real bist. Er ließ mich wissen, dass er mich – noch bevor ich geboren wurde oder meine Mutter schwanger mit mir war – zu einer besonderen Aufgabe auserwählt hatte. Ich war echt fassungslos.
Hattest du in diesem Augenblick Angst?
Ja. Klar. Vor allem davor, worauf ich mich da einlassen würde. Ich antwortete Gott, dass ich noch nicht einmal richtig erwachsen bin. Er aber sagte darauf einfach nur: „Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden.“ Na toll, dachte ich. Ich hatte überhaupt noch keine Idee, was da komme würde. Gott hat mir aber auch versprochen, mich zu schützen. Und in allen meinen Abenteuern: Er hat mich nie verlassen und ich habe mein Bestes gegeben, ihm treu zu bleiben.
Und was war so deine Aufgabe?
Ich sah es, als meine Aufgabe, das Volk Israel daran zu erinnern, Gott auch treu zu bleiben. Denn Gott war immer treu. Aber wir als sein Volk überhaupt nicht. Immer wieder haben die Menschen Gott den Rücken gekehrt. Er interessierte sie nicht. Und wieder liefen sie dem Zeitgeist nach. Der Zeitgeist von damals war, sich selbst eigene Götter zu machen, das heißt, Götzen aus Holz oder Stein zu haben wie die anderen Völker. Diesen wurden angebetet und niemand hielt sich mehr an Gottes Gebote. Niemand kümmerte sich um die Armen und Randgruppen der Gesellschaft und sogar Kinderopfer wurden wie bei den Nachbarvölkern gebracht. Und ich habe es ihnen gesagt: Das wird nicht gut ausgehen!
Du hast die Menschen also gewarnt?
Ja, ich habe sie gewarnt. Immer wieder, bis zum Schluss. Aber es interessierte sie nicht. Und als die Babylonier uns erobern wollten, verbündete sich das Volk Israel mit Ägypten. Es setzte all seine Hoffnung nicht auf Gott, sondern auf ein fremdes Land, das bald darauf den Vertrag wieder brach. Und es kam, wie es kommen musste. Ich habe das Gefühl, dass das Problem in den Herzen der Menschen anfängt: Sie suchen verzweifelt nach einer Lösung ohne Gott, weil sie nicht glauben, dass Gott es gut meint. Aber alle diese Wege sind zum Scheitern verurteilt. So wurde Jerusalem erobert und die Stadt niedergebrannt. Die Söhne des Königs wurden vor seinen Augen hingerichtet und ihm danach die Augen ausgestochen. Fast alle Einwohner wurden nach Babylon in die Sklaverei verschleppt…
Das hört sich wirklich grausam an, wie ein endgültiges Ende.
Es war ein furchtbarer Krieg und unglaublich viel Leid. Schließlich wurde auch unser Tempel in Jerusalem zerstört, für unser Volk der Ort, wo Gott war. Das war ein Zeichen für uns, wie sehr wir von Gott getrennt waren. Als ob wir auf seine Hilfe nicht mehr zählen könnten. Auch die Tafeln mit den zehn Geboten wurden seitdem nie wieder gesehen. Trotz allem wusste ich: Gott gibt uns nicht auf. Es gibt immer Hoffnung. Ich war zwar ein feuriger Prophet der Warnung, aber ich glaube, noch mehr ein Prophet der Hoffnung. Gott sagte, wir sollen nicht nur ausreißen und vernichten, sondern auch aufbauen und einpflanzen.
Also Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind?
Schon zu dieser Zeit, lang vor Jesu Geburt, durfte ich diesen neuen Bund ankündigen, den ihr jetzt als Christen mit Gott leben dürft. Gott sagte zu mir: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz.“ Unser Glaube ist, dass Gott in unser Herz kommen möchte! So war es meine Aufgabe, auch Mut zu machen: Die Fesseln werden gesprengt und die Israeliten werden zurückkehren, um Jerusalem neu aufzubauen. Dafür müssen die Menschen ihre Herzen aber von Gott erneuern lassen, indem sie ihm wieder vertrauen. Denn er hat Pläne des Heils für uns und nicht des Unheils. Er will uns eine Zukunft und eine echte Hoffnung geben. Das dürfen wir glauben!
Fragen zum Nachdenken, die dir Jeremia mitgeben kann:
>> Wie steht es mit deiner eigenen Treue zu Gott? Frag dich: Gehst mit ihm oder läufst anderen „Götzen“ nach?
>> In welchen Momenten tendierst du dazu, nicht auf Gott zu vertrauen, sondern anderen Lebenseinstellungen?
>> Hast du schon einmal gespürt, dass Gott dir ins Herz gelegt hat, für ihn und sein Wort einzustehen?
>> Traust du Gott zu, dass er auch nach einer anscheinend endgültigen Niederlage einen wunderbaren Plan für dich hat?
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