Alles ist so streng und es gibt viele Regeln. Wo bleiben die Freiheit und Freude? – Diese Frage haben wir über unsere Umfrage in der Ausgabe 24/2 erhalten.

5 Gedanken, ob die Kirche streng ist.

Text Michi Cech

1. Ist die Kirche streng?

Was versteht man unter streng sein? Etwa jemand, der Dinge einfordert, hohe Anforderungen stellt und dabei unnachgiebig ist. Diese Person neigt dazu, wenig Nachsicht zu zeigen und erwartet Disziplin und Gehorsam. Strenge wird oft als unberechtigt und autoritär wahrgenommen. Es gibt aber auch Situationen, wo wir uns freiwillig einem Ideal unterordnen, weil wir es gut und richtig finden. Wie wenn du in ein Fitness-Studio gehst. Wenn du hier nicht streng zu dir selbst bist, wirst du dein Ziel nicht erreichen. So muss man die Kirche eher als Fitness-Coach verstehen. Wenn ich mein Lebensziel erreichen will, brauche ich Konsequenz.

2.Regeln und Freiheit

Widersprechen Regeln einem freien Leben? Wo kann ich freier und schneller mit dem Auto fahren? Wenn jeder fährt, wie er möchte, oder wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten? Welches Fußballspiel macht mehr Spaß – mit oder ohne Schiedsrichter? Welcher Klavierspieler kann freier und mit einer größeren Freude Musik machen? Nur der, der durch mühsames Üben die Regeln der Musik zu beherrschen gelernt hat. Oder wie frei ist jemand, der die Regel der Schwerkraft nicht beachtet und ohne Fallschirm aus dem Flugzeug springt?

3.Verstehen oder Vertrauen?

Als kleine Kinder müssen wir die Regeln zuhause nicht immer unbedingt verstehen. Wir vertrauen Mama und Papa, dass sie es gut mit uns meinen. Je älter wir werden, desto mehr notwendig ist es, dass wir verstehen, warum wir manches tun oder nicht tun. Deswegen wird eine Regel nicht weniger gut oder schlecht, sinnvoll oder sinnlos. Auch in unserem Wachsen im Glauben liegt es an uns, uns darum zu bemühen, die Dinge immer tiefer zu verstehen.

4.Frei vom Gesetz

Der hl. Paulus spricht davon, dass wir „nicht mehr unter dem Gesetz stehen“. „Zur Freiheit hat Christus uns befreit.“ Was meint er damit? Dass Jesus uns innerlich umwandeln kann, dass wir das Böse nicht mehr tun wollen. Die meisten von uns brauchen das Gebot nicht: „Du sollst nicht töten!“ Einfach, weil wir keinen Drang in uns spüren, jemanden umzubringen. Wir sind hier frei vom Gesetz. Nicht, weil es egal ist, sondern weil wir es gar nicht anders wollen.

5.War Jesus streng?

Wenn wir das Evangelium lesen, fällt eines auf: Jesus war eigentlich nur streng mit den „Strengen“, mit den Gesetzeslehrern, mit den „Kirchenleuten“ sozusagen. Weil sie selbstgerecht waren. Sie dachten, es reicht, wenn man nur Regeln befolgt, ohne den Sinn zu erklären. Wenn wir als Kirche so sind, dann müssen wir uns die Kritik zurecht gefallen lassen. Jesus möchte vielmehr unser Herz. Jesus war klar und kompromisslos. Aber immer auch unendliche Barmherzigkeit. Seine Regeln halten wir, weil er uns liebt. Nicht aus Strenge. Und weil wir wissen, dass sie die Betriebsanleitung sind, wie unser Leben funktioniert.

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