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Text Jonas Kislich und Annalena Schuh

„Nicht Mose gab euch das Brot vom Himmel, mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.“

– Johannes 6

Kurz vor dem Paschafest der Juden ist Jesus mit seinen Jüngern am See von Galiläa. Auf einem nahegelegenen Berg spricht er zu einer großen Menschenmenge. Als er sieht, dass die Menschen hungrig werden, nimmt er fünf Brote und zwei Fische und teilt an die Leute aus, soviel sie wollen. 

Der Hintergrund im Alten Testament

Beim Pascha geht es um den Auszug aus Ägypten, um das Paschalamm, das geschlachtet und gegessen werden musste und durch dessen Blut Israel vor dem Todesengel verschont wurde. Nach dem Auszug wurde das Volk 40 Jahre lang in der Wüste mit dem Manna ernährt. Außerdem bezieht sich dieses Kapitel auf eine Prophezeiung Ezechiels, in der Gott ankündigt, sich als guter Hirte um sein Volk zu kümmern.

Ezechiels Prophezeiung

Der Prophet schreibt: „Ich führe sie in den Bergen Israels auf die Weide […] Ich selber werde meine Schafe weiden und ich selber werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Herrn“ (nach Ezechiel 34, 13-15).

Wenn wir den Text in Johannes 6 jetzt nochmal genauer lesen, dann sehen wir, dass Jesus genau das tut, was von Ezechiel prophezeit wurde. Er ist mit den Menschen in den Bergen, und „weidet“ sie bildlich gesprochen wie Schafe, indem er sie um sich versammelt. Er kümmert sich wie ein guter Hirte und gibt ihnen zu essen.  Das ist eine prophetische Erfüllung, die aber über sich selbst hinausdeutet. In der Prophezeiung Ezechiels heißt es, dass Gott selbst seine Schafe weiden würde. Wir sehen hier also einen Hinweis auf die Gottheit Jesu.

Überfluss

Wir erinnern uns: Zu Kana gab es Wein im Überfluss. Hier gibt es Brot im Überfluss. Allerdings ist dieser Überfluss etwas Neues. Als Gott sein Volk in der Wüste durch „das Brot vom Himmel“, das Manna, versorgte, war nur genug für den jeweiligen Tag da. Sammelte jemand mehr als er brauchte, wurde es schlecht. Hier macht der Überfluss deutlich, dass der Neue Bund den Alten übertrifft. Es bleiben 12 Körbe übrig, die von den 12 Aposteln eingesammelt werden. Bloßer Zufall? Sicher nicht, denn die 12 Körbe stehen für die 12 Stämme Israels. Hier wird gezeigt, dass die zerstreuten Kinder Israels durch die 12 Apostel (die Kirche) wieder zusammengeführt werden im neuen Volk Gottes. Bei den großen Propheten, so auch bei Ezechiel, finden wir zahlreiche Prophezeiungen, dass Gott am Ende der Zeit die zerstreuten Kinder Israels wieder zusammenführen werde. So sagt auch Jesus hier vorrausschauend: „Sammelt die Reste ein, dass nichts verloren geht.“ Wir sehen hier also wieder den guten Hirten, der darum besorgt ist, dass nichts verloren geht.

Weide meine Lämmer

Wenn wir verstanden haben, dass die Hirtenprophezeiung Ezechiels im Hintergrund dieses Kapitels steht, dann sehen wir auch, was Jesus meint, als er am Ende des Johannesevangeliums zu Petrus sagt: „Weide meine Lämmer.“ Jesus kündigt durch die Brotvermehrung das eucharistische Brot vom Himmel an und beim Letzten Abendmahl gibt er den Aposteln den Auftrag, dieses Geheimnis zu feiern. Durch die Brücke zum Letzten Abendmahl kommen wir auch wieder zum Paschageheimnis zurück: Das wahre Paschalamm ist Jesus, der sich für uns hingibt. In der Form von Brot und Wein empfangen wir auch heute noch sein Fleisch und sein Blut. So werden auch wir aus der Sklaverei der Sünde in das gelobte Land, das die Gemeinschaft mit Gott in der Eucharistie ist, geführt.