Für mich ist das wie essen und trinken. Beichten ist für mich etwas, das zu meinem Leben gehört. Wenn ich ein paar Tage nicht esse, dann macht sich mein Körper bemerkbar. Wenn ich längere Zeit einmal nicht beichten gehe, dann werde ich innerlich unrund. Ich verlier mein inneres Gleichgewicht, alles geht schwerer. Ich bemerke: Schuld macht etwas mit mir. In der Beichte gebe ich alles Jesus ab und ich höre, dass jemand sagt, ich vergebe dir deine Sünden. Das ist das Herzstück der Beichte. Jemand sagt dir diese Vergebung zu.

Jesus selbst hat es so seinen Jüngern aufgetragen: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.“ Für mich macht Beichte allein schon deshalb Sinn, weil Jesus das einfach so wollte, und ich versuche, das zu respektieren und ihm zu vertrauen, dass er damit etwas Gutes will. Gleichzeitig mache ich aber auch die konkrete Erfahrung, dass es mir wieder mehr Freude gibt und ich mit mehr Leichtigkeit durch den Alltag gehen kann. Wichtig ist dabei, dass man nicht unbedingt während der Beichte etwas spüren muss. Es geht um den Effekt im Alltag.

Beichte ist kein Pflichtprogramm

Oft denken wir so, dass die Beichte etwas ist, was man als Katholik halt machen muss. Es geht aber nicht um ein Müssen. Versuchen wir die Perspektive umzudrehen. Ich darf einfach den ganzen Ballast, den ich auf meinem Herzen herumtrage, dem Herrn bringen, also Jesus geben. Er hat es für mich am Kreuz getragen und verwandelt. Er sagt, ich trage für dich diesen Ballast. Du gibst mir deine Sünden und ich geb dir ein neues Leben.

Was beichte ich?

Ich persönlich versuche alles vor den Herrn zu bringen, ohne mir große Gedanken zu machen. Ich seh das mehr vom Sinn einer Freundschaft. Da beschränke ich mich auch nicht nur auf das Notwendigste. Ich will, dass nichts zwischen uns steht. Darum beichte ich alles, was mir in den Sinn kommt. Wenn ich ihm sage, wo ich fehlerhaft bin, kann Gott mir genau dort helfen.

Bei wem beichte ich?

Wir gehen zu einem Priester beichten, weil wir glauben, dass er durch die Priesterweihe speziell von Gott beauftragt ist, Sünden zu vergeben. Er sagt auch nicht: „Jesus vergibt dir…“, sondern: „ICH vergebe dir…“ Gott handelt in diesem Moment in diesem Priester. Darum nennt man die Beichte ein Sakrament. Gott spricht hier durch den Priester. Und da ist es eigentlich egal, ob mir der Priester sympathisch ist oder nicht. Aber wir sind auch Menschen mit echten Gefühlen und darum finde ich es schon wichtig, dass man jedenfalls am Anfang zu jemandem Beichten geht, der verständnisvoll ist und vor allem, der selbst daran glaubt und sein Priestertum überzeugt lebt.

Manchmal bin ich total berührt

Als Priester habe ich die Erfahrung gemacht, dass mich das sehr berührt, wenn jemand sehr offen und persönlich zu mir zur Beichte kommt. Es ist auch so, dass ich als Priester eher eine größere Wertschätzung für die Person empfinde als umgekehrt, denn ich darf sehen, wie Gott im Herzen dieser Person wirkt. Das ist etwas sehr Schönes. Gott hat sich das mit der Beichte nicht ausgedacht, um uns zu demütigen, sondern um uns frei zu machen. Das darf ich immer wieder erleben.

– P. Johannes Elias, Prior der St. Johannes Gemeinschaft in Marchegg