Hast du gewusst, dass lesen Stress reduziert, Empathie bildet und außerdem noch die Kreativität fördert? Gerade in so unsicheren Zeiten wie jetzt, wo man nicht nach draußen kann, vielleicht Angst hat oder sich einsam fühlt, können Bücher eine tolle Ablenkung sein.

Text: Ines Breiner

Eigentlich war die Sache mit der Selbstisolation für einen Bücherwurm wie mich gerade ziemlich genial: keine Verpflichtungen, Termine, einfach drinnen bleiben – ergo ganz viel Zeit zum Lesen. Falsch gedacht! Im Endeffekt läuft es halt trotzdem nicht so, genau genommen habe ich fast noch weniger Zeit dafür, zumindest für die Bücher, die ich gerne endlich einmal von meiner TBR (to be read)-Liste abhaken würde. Aber ich lese ja grundsätzlich viel: Für die Arbeit (ja, hinter Artikeln steckt oft sehr viel Lesearbeit), für die Uni, meine Ausbildung usw. Bibellesen sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen. Da kann es schon einmal zu viel werden, sodass ich dann am Abend gar keine Lust mehr auf noch ein Buch habe. Das habe ich gerade wieder für mich entdeckt – lesen, was ich möchte! Nicht, was ich sollte. Und darüber bin ich ehrlich gesagt richtig froh.

Ich starte in den Tag mit einem Tagesvers und meinem aktuellen Bibelleseplan. Dann gibt’s eine Tasse Kaffee plus das Buch, das ich gerade lese – einfach so, für mich, weil ich es möchte. Genauso beende ich auch meinen Tag wieder: lesend. Ist doch wesentlich besser (und gesünder!) als noch stundenlang auf irgendein Display zu starren. Und weißt du was? Dabei fühle ich mich richtig lebendig! Da macht es mir dann gar nicht so viel aus, dass ich das Haus nicht verlassen kann. Ich kann an fremde Orte, in neue Welten reisen, Geschichten und Menschen kennenlernen, träumen, entspannen, lachen oder weinen, mich mitfreuen oder -leiden. Bücher sind mit der Grund, dass ich zu dem Menschen, zu der Frau geworden bin, die ich jetzt bin, und sie werden mich auch immer weiter verändern, mein Leben bereichern. Warum? Weil lesen so viel mehr ist als nur ein Zeitvertreib! Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Lesen Stress reduziert. Wenn wir beispielsweise Gedichte lesen, hilft uns das enorm, runterzukommen und aufmerksamer zu sein. Das willst du ausprobieren? Ich habe dazu ein passendes Gedicht vom bekannten Dichter Rainer Maria Rilke gefunden, es heißt Der Lesende:

Ich las schon lang. Seit dieser Nachmittag,
mit Regen rauschend, an den Fenstern lag.
Vom Winde draußen hörte ich nichts mehr:
mein Buch war schwer.
Ich sah ihm in die Blätter wie in Mienen,
die dunkel werden von Nachdenklichkeit,
und um mein Lesen staute sich die Zeit. –
Auf einmal sind die Seiten überschienen,
und statt der bangen Wortverworrenheit
steht: Abend, Abend … überall auf ihnen.
Ich schau noch nicht hinaus, und doch zerreißen
die langen Zeilen, und die Worte rollen
von ihren Fäden fort, wohin sie wollen …
Da weiß ich es: über den übervollen
glänzenden Gärten sind die Himmel weit;
die Sonne hat noch einmal kommen sollen. –
Und jetzt wird Sommernacht, soweit man sieht:
zu wenig Gruppen stellt sich das Verstreute,
dunkel, auf langen Wegen, gehn die Leute,
und seltsam weit, als ob es mehr bedeute,
hört man das Wenige, das noch geschieht.

Und wenn ich jetzt vom Buch die Augen hebe,
wird nichts befremdlich sein und alles groß.
Dort draußen ist, was ich hier drinnen lebe,
und hier und dort ist alles grenzenlos;
nur dass ich mich noch mehr damit verwebe,
wenn meine Blicke an die Dinge passen
und an die ernste Einfachheit der Massen, –
da wächst die Erde über sich hinaus.
Den ganzen Himmel scheint sie zu umfassen:
der erste Stern ist wie das letzte Haus.

Wenn wir Romane, Fiktion lesen, trainiert das unsere Vorstellungskraft und das fördert wiederum unsere Empathie, weil wir lernen, uns in neue Situationen und Menschen hineinzuversetzen. Außerdem hilft uns lesen, die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen, unabhängig davon, was für Texte das sind: Nachrichten und Analysen, Fiktion oder Lyrik, oder soziologische und wissenschaftliche Texte.
Als ich als Kind, mit 5 oder 6 lesen lernte, konnte ich es gar nicht erwarten, mich selbst in die ganzen Geschichten zu vertiefen, die ich davor vom Vorgelesen-Bekommen kannte. Kinderbücher waren meine erste große Liebe – und sind es nach wie vor! Wenn es mir zum Beispiel schlecht geht, nehme ich gerne Geschichten wie Winnie Puuh zur Hand. Oder falls ich ganz großes Fernweh kriege, habe ich genug Reiseberichte in meinem Bücherregal. Durch Biografien kann man z.B. auch richtig gut lernen, geschichtliche Fakten sind oft interessanter, wenn man sie durch konkrete Personen lernt. Beim Lesen gewinnt man Vorbilder und lernt sich selbst besser kennen, ganz abgesehen davon, dass du deinen Wortschatz erweiterst, dich besser auszudrücken lernst und kreativer wirst. Wir machen quasi eine Reise in eine andere Welt. Möglichkeiten gibt es auf jeden Fall viele und du wirst sicher auch für deinen Geschmack das Richtige finden.

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Falls du jetzt auch Lust bekommen hast, lesen als Hobby auszuprobieren (momentan wäre ohnehin genügend Zeit dafür), kannst du ja auch mal in unserem YOU! Bookstore vorbeischauen.