TikTok: das Social Media Highlight. Die App, die wir wie eine Mischung von „Musically“ und „Vine“ kennen, liefert uns massenweise Content – fast schon unendlich, oder? Von witzigen, kurzen Sketches zu Lip Synch Videos, coolen Choreographien bis hin zu interaktiven Schauspiel- und Gesangsvideos oder Tutorials. Alles kann man auf TikTok finden. Und der Vorteil ist: Alles dauert maximal 3 Minuten! Oder ist das wirklich ein Vorteil?

Text: Julia Schwendenwein

Die „For You Page“ und das Ding mit „going viral“.

Man kennt es. Man scrollt, scrollt, scrollt, schickt manchmal lustige Videos weiter, die man zufällig sieht und dann scrollt man weiter. Vielleicht überlegt man sich, den ein oder anderen Trend auch zu machen, und schaut, wie andere User das machen. Dann ein Blick auf die Uhr – und auf einmal sind 2 Stunden vergangen. TikTok hat ein System, das schwer süchtig macht. Das passiert durch zwei ganz einfache Faktoren: die ausgeblendete Zeit und die quasi ausgeblendete Ladefunktion beim immer neuen Content durchscrollen. Aber was bedeutet das dann effektiv? Was macht TikTok?

TikTok liefert dir mehr oder weniger unbegrenzt alles, was auf dieser App ist. Jedes Video, das auf der Plattform existiert, könnte auf deinem Gerät drankommen wenn du – rein theoretisch – lange genug scrollst. Dieser sogenannte „Virality Algoriythmus“ gibt mehr oder weniger jedem User die Möglichkeit, dass er auf irgendeiner „For You Page“ landet, und, dass sein Video von Usern gesehen wird. Die Auswahl wirkt teilweise willkürlich. Aber ist sie wirklich so willkürlich?

Beauty-Algorithmus und unrealistische Ideale

Soziale Medien beeinflussen nicht nur unseren Blick, wie wir uns selbst schön finden, sondern auch unsere Idee davon, was wir generell schön finden. Neben der Vielzahl von Beauty-Filtern, die Apps wie Snapchat, Instagram oder eben auch TikTok liefern und uns mit perfekten, weißen Zähnen, einem anderen Teint, Sommersprossen, längeren Wimpern oder definierten Jawlines abbilden, gibt es noch viele andere Features, die uns zeigen sollen, wie man auszusehen hat, um perfekt zu sein.

Manche Apps, darunter auch TikTok, verwenden dafür eine Art Beauty-Algorithmus. Das Ziel davon ist es, den Content von jenen Personen zu pushen, die dieser Algorithmus für „schön“ befindet. Das Problem dabei ist, dass diese Maßstäbe, an denen diese Schönheit gemessen wird, völlig willkürlich sind und sogar so weit gehen, ganze Menschengruppen zu benachteiligen.

Es ist wichtig, sich nicht von dieser konstruierten Idee von Schönheit einnehmen zu lassen und sich darüber zu definieren. Deine Schönheit und dein Wert sind nicht dadurch definiert, was ein programmierter Algorithmus kreiert, um Menschen dazu zu bringen, möglichst viel Zeit damit zu verbringen, etwas auf dieser App zu produzieren, anzusehen oder zu erreichen. Es kann sehr gefährlich sein zu versuchen, dem erfundenen Bild von Schönheit zu entsprechen, das die App dir vorsetzt. Denn, Überraschung: Das ist unmöglich!

Die Sache mit den Trends

Neben Tanzinspiration, Kunst und Talent gibt es auf TikTok auch etwas, das ganz maßgeblich dafür war, dass diese App so berühmt wurde: Trends. Seien es kurze, eingängige, mal leichtere, mal schwerere Choreographien oder ausgefinkelte Übergänge – TikTok liefert unendlich viele Videos, die dazu anregen, sich den vielen Usern anzuschließen, die diese berühmten Trends selbst mal ausprobieren. Manchmal können die witzig sein oder einem dabei helfen, die eigenen Talente auszubauen oder etwas Neues auszuprobieren.

Nicht jeder Trend ist gut!

Aber Achtung, zwischen diesen witzigen Ideen lauern auch gefährliche Trends. Einige dieser Trends, die auf TikTok kursieren, sind nicht nur gesundheitlich schädlich, sondern können auch auf eine andere Art gefährlich sein. Oft sieht man vermeintlich „perfekt“ aussehende Personen, wie sie „Trends“ ausprobieren, die von bestimmten Merkmalen messen sollen, wie schön oder besonders sie sind, oder oder Videos, die dich auffordern, Sachen zu unternehmen, die verboten oder gefährlich sind.

Bedenke: Nur weil viele Menschen mitmachen, bedeutet das nicht, dass etwas gut ist. Klicks oder Views auf einer Website sind es nicht wert, sich in Situationen zu begeben, die für dich und dein Umfeld Konsequenzen tragen können. Außerdem: denk daran, dass alles, was du ins Internet stellst, im Grunde ewig darauf bleibt.

Du bist mehr wert als das

Die sozialen Medien profitieren davon, wenn man sich mit anderen vergleicht oder etwa unbedingt berühmt werden will. Auch wenn Social Media eine witzige Art sein kann, wie du mit Freunden connectest und unterhaltsamen Content finden kannst, vergiss nie: Die Welt, die dir da drinnen präsentiert wird, ist nicht echt und höchst manipuliert. Du und dein realer Wert als Mensch sind so viel mehr als deine Likes, deine Views oder deine Kommentare. Wenn du einen witzigen Trend siehst, den du gerne ausprobieren würdest, dann nur zu – aber frage dich, ob es auch in der realen Welt sinnvoll ist und dir guttut.

Do not lose the bigger picture!

Auch wenn TikTok eine Möglichkeit ist, deine neuen Lieblingslieder zu entdecken, neue Sachen auszuprobieren oder deine Talente zu teilen: eine handyfreie Zeit kann absolute Wunder wirken. Sie kann dir helfen, die Realität nicht aus dem Blick zu verlieren und dich daran zu erinnern, worum es eigentlich geht: Du bist geliebt, gut, und Gott hat viel mit dir vor – in der ganz echten Relität! Try to not lose the bigger picture.

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