Tini Brüning über ihren Weg zur katholischen Influencerin.
Interview: Stephanie Stampfer
Tini ist Influencerin, Gründerin von CrossConnected und seit etwa einem Jahr Redakteurin bei K-TV. Hier bei dem katholischen Fernsehsender hat sie den für sich passenden Ort gefunden, um nach ihren Worten „die beste Botschaft der Welt“ mit anderen Menschen zu teilen. Der 25-Jahre alte Sender gibt ihr dabei den Freiraum, neue Wege zu gehen und Sendungen für ein junges Publikum zu generieren. So spricht sie unter anderem regelmäßig mit interessanten Interviewgästen in der Sendung „Glaubenszeugnisse“. Wir haben es diesmal umgedreht und wir haben Tini über ihren eigenen Glaubensweg interviewt. Und was sie an ihrer Arbeit mag.
Stephanie: Tini, ich kenne dich eigentlich aus deiner Zeit in Wien. Inzwischen lebst du wieder in deiner Heimat in Nordrhein-Westfalen. So schön, dich heute bei uns im Café Caspar zu Besuch zu haben. Witzig, dass wir uns jetzt in ganz anderen Rollen begegnen: Du bist Redakteurin bei K-TV und ich hier bei YOU! Magazin.
Tini: Ja, du warst damals auch noch gar nicht so lange bekehrt.
Stephanie: Stimmt, ganz frisch! Erzähl mal, wie bei dir eigentlich dein Weg zum Glauben gegangen ist.
Tini: Ich habe über die Gemeinschaft Emmanuel, beim Forum in Altötting, Jesus kennengelernt. Danach bin ich zurück nach Nordrhein-Westfalen und hab da nichts gehabt, was mich angesprochen hat. Die Gemeinde vor Ort war anders, als ich es in Altötting erlebt habe. Ich habe eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und so bin ich für mein Anerkennungsjahr nach Augsburg gegangen. Ich wollte unbedingt mal unter Christen sein und dort gab es das Gebetshaus, das ich von YouTube kannte.
Stephanie: Du hast ja dann auch die Loretto Jüngerschaftsschule in Salzburg gemacht und warst danach noch für ein Jahr in Wien im Home der Loretto Gemeinschaft. Da haben wir uns ja auch kennengelernt. Nach Gebetshaus Augsburg, Loretto Salzburg, Wien… Wie war es für dich, nach Hause zurückzukommen?
Tini: Ich war wieder in dieser Situation wie damals nach Altötting, aber es war anders als früher.
Stephanie: Was war anders?
Tini: Früher habe ich gedacht, ich erlebe Gott nur an Events: Da suchen ihn mehr Leute, also ist Gottes Gegenwart stärker. Ich glaube, da ist auch ein bisschen was dran. Es gibt so heilige Orte, wo seit Jahrhunderten gebetet wird, wo auch eine andere geistige Dichte ist. Aber ich habe für mich plötzlich gemerkt: Gott ist im Kairos, aber er ist auch im Chronos. Das sind zwei Worte, die so etwas wie verschiedene Zeitdimensionen beschreiben. Kairos-Momente sind diese Highlights, wo man das Gefühl hat, die Zeit bleibt stehen und ich verliere mich im Moment. So erlebe ich Gottesbegegnungen. Da ist keine Einsamkeit, keine Verlassenheit – da ist Präsenz. Bei mir zuhause waren diese Bubbles dann plötzlich weg und ich war wieder allein in meinem Glauben: Ich hatte zwar Kirchen um mich herum, aber keine Gemeinschaft. Aber dann hab ich verstanden, dass Gott auch im Chronos ist. Damit meine ich in der Dauer, in der Langeweile, wo nichts passiert. In der Erfahrung, Geduld haben zu müssen. Gott ist nicht nur im Gefühl, in diesen besonderen Höhen. Gott ist auch da, wo ich nichts spüre. Das zu akzeptieren und zu integrieren, hat mir eine tiefe Ruhe gegeben. Er ist da und wartet überall auf mich.
Stephanie: Wie gestaltest du dein persönliches Gebet jetzt?
Tini: Ich habe in meiner Wohnung, wo ich jetzt lebe, eine richtig schöne Gebetsecke eingerichtet. Mit einem Bild, Weihwasser, eine Schublade mit lauter Novenen – so die katholischen Essentials – ich liebe das. Trotzdem merke ich, dass es mir manchmal schwerer fällt, in meiner Gebetsecke zu beten als in einer Kapelle, wo die Eucharistie gegenwärtig ist. Da ist ein Unterschied in meiner Erfahrung. In der Eucharistie ist alles zusammengefasst, die ganze Heilsgeschichte. Hier steigt Gott sozusagen in das Reich des Todes, in mein Reich des Todes, in meine Grube. Ich versuche, Jesus hier als Pädagogen zu verstehen. Gott sagt nicht einfach: „Da ist eine Wunde, hier ist die Lösung – aus.“ Er steigt da wirklich rein und bleibt da auch erst mal. Im wahrsten Sinn des Wortes, physisch, greifbar in der Eucharistie.
Stephanie: Was ich an den Sakramenten so schön finde, ist, dass Gott einfach Gott ist. Dass ich da einfach hinkommen kann und er wirkt.
Tini: Letzten Sommer habe ich Exerzitien gemacht: zehn Tage Schweigen, komplett offline. Und ich weiß noch, dass eine tiefe Erkenntnis war: Gott wirken lassen. Eben nichts machen. Dieses „be still and know I am God“. Lass mal ab und lass Gott wirken. Ich finde, das ist ganz schwer auszuhalten für Menschen in diesem System, wo man einfach leisten muss, und ich bin auch so eine Macherin. Aber das ist voll wichtig für mich, dass ich empfange. – Er ist da, er macht. „He’s God, I’m not – hooray!“
Stephanie: Viel, von dem wir jetzt gesprochen haben, sind so Sachen, die im Verborgenen passieren. Nach diesen drei Jahren in Gebetshäusern, drei Jahre Verborgenheit, bist du jetzt auf einmal voll in der Öffentlichkeit – du bist wie gesendet worden. Wie ist das für dich?
Tini: Das ist genau das richtige Wort: gesendet. Ich möchte Missionarin sein, ich möchte verbreiten, was ich erfahren durfte. Also habe ich angefangen, mein Instagram für Jesus zu verwenden, bin zu Events gefahren und hab dort berichtet, hab bei verschiedenen Jugendwochenenden über diverse Themen gesprochen. Und dann war ich einmal bei einer Veranstaltung, wo mich ein Mitarbeiter gefragt hat, ob ich mir nicht vorstellen kann, für K-TV zu arbeiten.
Stephanie: Wie hast du reagiert?
Tini: Ich dachte mir erst, wo kommt das denn jetzt her? Aber ich habe mich dann ziemlich schnell erinnert, dass ich gebetet hatte, dass Jesus Türen öffnet, und habe gecheckt, da ist gerade eine, die sich öffnet. Auf der Homepage von K-TV hab ich dann das Bibelzitat gelesen: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium!“ Das hat mich angesprochen.
Stephanie: Hast du dann gleich zugesagt?
Tini: Das ist eine coole Geschichte. Ich bin noch zu einem Priester gegangen und hab ihn um Rat gefragt. Ich habe ihm von meinen verschiedenen Optionen erzählt und er hat mir empfohlen: „K-TV, mach auf jeden Fall!“ Und am selben Tag hat mir meine Mutter eine Nachricht geschrieben: „Heute ist übrigens der Gedenktag von Pater Pio, dem Patron von K-TV.“ Und ich dachte mir so: „Mama, du schreibst mir nie irgendwas über Heilige, du hast keine Ahnung von Heiligen!“ Am selben Tag ist dann sogar noch eine dritte verrückte Sache passiert und danach war mir ziemlich klar, dass ich bei K-TV anfangen möchte.
Stephanie: Und wie ist es jetzt für dich?
Tini: Was ich liebe, ist, dass K-TV wie so ein Startup ist. Das wurde vor 25 Jahren gegründet zu einer Zeit, als das mit den Medien erst irgendwie anfing. Eigentlich voll pionierhaft damals schon, dass man so einen Fernsehsender gründet. Was ich voll gerne mache, ist, bei Events vor Ort zu sein und zu zeigen, was so geht in unserer deutschsprachigen Szene.
Stephanie: Ich habe mich riesig über unsere Kollaboration am KEY2LIFE Festival gefreut. Schön, dass du da warst, Tini.
Tini: Ja, wir durften mit K-TV die Doku über KEY2LIFE machen. Genauso waren wir dieses Jahr auch bei der MEHR Konferenz, und eins der größten Projekte, an denen ich dieses Jahr gearbeitet habe, ist eine dreiteilige Doku-Serie über die HOME Bewegung.
Stephanie: Nice! Ich liebe auch dein Format Glaubenszeugnisse.
Tini: In den letzten 25 Jahren hat K-TV eine große Reichweite im Kabelfernsehen aufgebaut. Jetzt werden auch die Sozialen Medien immer mehr in den Fokus genommen und ausgeweitet – wirklich wie ein Startup, wo ich jetzt dabei sein darf.
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