Thorsteinn Einarsson im YOU!Magazin Interview über schwere Zeiten, Glauben und die Hoffnung, dass Dinge wieder besser werden können.

Interview Michi Cech

Bekannt von Songs wie „Leya“, „Kryptonite“ oder „Galaxy“ wurde der Österreich-Isländer Thorsteinn Einarsson mit 18 Jahren schnell zur Berühmtheit. Vielleicht zu schnell, wie er uns im Interview verrät. Nach dem Erfolg kam der Tiefpunkt, den er drei Jahre danach in seinem letzten Album „INGI“ verarbeitet hat. Wir haben mit ihm über schwierige Zeiten gesprochen und die Hoffnung, dass solche Zeiten auch einmal vorbeigehen. 

In deinem letzten Album INGI geht es immer wieder um schwere Zeiten, wie etwa in „Devil on my shoulder“. Was und wie viel hat die Platte mit deinem eigenen Leben zu tun?

Thorsteinn: Fast das komplette Album hat mit persönlichen Erlebnissen, Schicksalsschlägen oder Erfahrungen zu tun. Bis auf „Vienna“ spiegelt das Album mein Leben wieder, da ich so versuche, die Eindrücke der letzten Jahre zu verarbeiten. 

Worum geht’s zum Beispiel konkret im ersten Song des Albums „The Kick“? Was ist mit diesem „Kick“ gemeint, von dem du singst?

Thorsteinn: In „The Kick“ rechne ich mit meiner Generation ab. Alle wollen nur noch ihre Markenkleidung oder ihre Avocado-Brote auf Instagram präsentieren… – „Ich hoffe das gibt euch einen Kick“ soll also leicht satirisch aufzeigen, in welch einer verrückten Welt wir eigentlich leben und dass sich die Leute manchmal wieder auf „alte Werte“ und die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren sollten.

Du hast einmal gesagt, dass vor einigen Jahren Alkohol und Partys zu viel für dich waren. Warum, denkst du, sucht man hier als Jugendlicher oft Erfüllung, auch wenn es ja meist nicht hält, was es verspricht? Warum hast du beschlossen, da eine andere Richtung einzuschlagen?

Thorsteinn: Ich habe mit 18 Jahren einen Radio-Hit und einen Vertrag bei einer Plattenfirma gehabt und war mit dieser Situation komplett überfordert. Gerade eben war ich noch ein Kochlehrling in Salzburg und im nächsten Moment wollen alle mit dir Fotos auf irgendwelchen Partys machen. Man denkt, dass es ab jetzt immer so läuft, und merkt schnell, dass es nicht immer noch so erfolgreich zugehen kann. Das erzeugt einen enormen Druck, die Erwartungshaltung von allen Seiten steigt und dann kann man schnell in eine unschöne Phase abrutschen. Das habe ich mit dem zweiten Album verarbeitet, abgeschlossen und hinter mir gelassen. 

Was würdest du jetzt sagen, ist dir heute wichtig in deinem Leben?

Thorsteinn: Dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht, sie gesund sind und ich weiterhin Musik machen und davon leben darf. 

Wir sind ja ein katholisches Jugendmagazin. Darum würden wir natürlich gern wissen: Wie ist dein Bezug zu Gott? Würdest du sagen, dass sich Gott in deinem Leben schon mal auf eine Art und Weise bemerkbar gemacht hat?

Thorsteinn: Ich glaube, dass jeder Mensch seinen ganz eigenen Zugang zu Gott finden muss. Jeder hat diese Momente im Leben, wo man nicht weiterweiß, und auch ich bin, wie gesagt, durch so eine Phase gegangen. Es hilft sicher vielen Menschen, wenn man sich genau in diesen Phasen an etwas halten oder wenden kann!

Wir erleben durch den Corona Virus eine sehr außergewöhnliche Situation. Die Menschen denken plötzlich wieder nach über Dinge wie die Würde des Menschen oder den Sinn im Leben. Irgendwie gibt es eine ungewohnte Art von Gemeinschaftsgefühl. Welche Gedanken sind dir in dieser Zeit gekommen? 

Thorsteinn: Das stimmt! Schade, dass es immer erst zu einer Krise oder einer negativen Situation kommen muss, dass die Menschheit aufwacht und sich wieder etwas besinnt. Was wir gerade erleben, ist schrecklich und ich hoffe wirklich, dass wir hier alle gesund durchkommen. Aber wenn es etwas Positives hat, dann dass die Menschen wieder näher zusammenrücken, zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Ich hoffe, das bleibt auch nach der Corona Krise so.

Dein Album schließt mit dem Song „Ready Steady Go“, ein Song, der Mut macht, sich von Schwierigkeiten nicht unterkriegen zu lassen. Hast du diesen Song ganz bewusst ans Ende deines Albums gestellt? Was bedeutet dieser Song für dich? Was kann er uns Zuhörern sagen, vielleicht gerade auch in dieser Ausnahme-Zeit?

Thorsteinn: Dadurch, dass ich mit dem Album eine schwierige Zeit in meinem Leben verarbeitet habe, war es mir wichtig, mit einer positiven Note aufzuhören. Es soll zeigen, dass es immer Hoffnung gibt, dass man die Dinge einfach auch mal positiv sehen muss und dass man gerade in Zeiten wie diesen daran glauben muss, dass es besser wird und es einen Tag danach gibt. 

Thorsteinn Einarsson

Wir dürfen dich im August – wenn alles gut geht – ja zum KEY2LIFE Festival im Stift Kremsmünster erwarten. Wird es das erste Mal sein, dass du in einem Kloster auf der Bühne stehst? Auf welche Songs dürfen wir uns auf jeden Fall freuen?

Thorsteinn: Ich hoffe sehr, dass wir uns im August sehen. Ich habe schon an den verschiedensten Orten gespielt, ein Kloster war noch nie dabei. Ich werde natürlich die bekannten Songs wie Leya, Kryptonite, Swingset und Galaxy spielen, aber vielleicht auch schon den einen oder anderen neuen Song, der noch nicht veröffentlicht ist. Es wird auf jeden Fall eine coole Show und ich freue mich, mit euch das Kloster „rocken“ zu können!