Sie hat 2023 den Miss Germany Award mit „kirchlicher Jugendarbeit“ gewonnen. Wie das gekommen ist, das erzählt uns Kira im Interview, das wir in Zusammenarbeit mit K-TV beim KEY2LIFE Festival führen durften.

Wie war dieses Gefühl für dich, am Morgen nach dieser Verkündigung aufzuwachen: Ich bin Miss Germany 2023?

Kira: Ich glaube, ich habe es nicht so richtig begriffen. Es war surreal, morgens im Hotel plötzlich von Menschen erkannt, angesprochen und nach Autogrammen gefragt zu werden. Ich als Kira bin schließlich genau die gleiche Person geblieben und war über Nacht in meiner Person nicht besser oder kompetenter geworden. Nur haben mir Leute plötzlich einen Titel gegeben. Es war für mich einerseits erschreckend, wie viel so ein Titel machen kann, aber auch super wertvoll, dass ich den geschenkt bekommen hab.

Wenn man jetzt an Miss Germany denkt, dann hat man so Vorurteile, dass es nur um ein stereotypes Aussehen geht. Aber das ist bei Miss Germany jetzt eigentlich anders, richtig?

Kira: Genau. Vor einigen Jahren gab es einen Konzeptwandel bei Miss Germany, durch den sich Frauen nicht mehr mit ihren Körpermaßen oder ihrem Aussehen, sondern mit Themen und Inhalt bewerben. Ich selbst bin total gegen krampfhafte Schönheitsideale und einem Norm-Bild der Frau oder des Mannes. Deshalb hätte ich im alten Konzept auch niemals teilgenommen. Ich habe mit der Thematik „Förderung der jungen Generation und der richtige Umgang mit Social Media“ gewonnen und arbeite mit diesem Thema jetzt in Kirchen, der Politik oder auch in Schulen und liebe alles daran.

Wo kommt dieser Eifer her, dich selbst als junger Mensch für die Kirche einzusetzen? Was hat dich dazu bewegt?

Kira: Ich hätte nie gedacht, dass Kirche ein Zuhause für mich wird. Also never ever. Hätte man mich das mit 13, 14, 15 gefragt, hätte ich dir den Vogel gezeigt.

Was war mit 13 oder 15? Wie hast du damals gedacht?

Kira: Ich dachte, Religion, das ist ein Konstrukt von Menschen. Aber um ehrlich zu sein, ich habe mich nie wirklich damit beschäftigt. Dann hatte ich ein bisschen eine schwierige Zeit, in der ich in einen ungesunden Freundeskreis gerutscht bin und dadurch auch früh angefangen habe, viel Alkohol zu konsumieren. Ich war mit 16 fertig mit der Schule, aber auch super einsam. Es war da eine richtige innere Leere und eine Sehnsucht danach, gesehen zu werden und in meiner Identität und meinem Wert außerhalb von meiner Familie bestätigt zu werden.

Und wo hast du das zunächst gesucht?

Kira: Ich habe nicht begriffen, dass es das ist, was ich brauche. Ich habe mich viel abgekapselt, auch von meiner Family, ganz viel Zeit nur mit mir allein vorm Fernseher verbracht. Habe so alles ein bisschen boykottiert, weil ich nicht wusste, wer ich bin, was mich ausmacht, wohin ich überhaupt will. Über verrückte Wege bin ich dann in eine Jugendkirche gekommen, die mich total aufgefangen hat. In all den Jahren zuvor habe ich so viele Dinge gemacht, obwohl sie sich falsch anfühlten, nur aus dem Grund, dazugehören zu wollen. In meiner Church hatte ich das Gefühl, gesehen und geliebt zu sein und auch dazuzugehören. Nur, dass ich dafür nichts leisten und mich vor allem nicht verbiegen musste. Über die Zeit habe ich richtig ein Zuhause gefunden und auch verstanden, wie Kirche wirklich aussieht, wie Beziehung zu Gott aussieht und wie es mein Leben verändert, wenn ich mit Jesus unterwegs bin. Das trägt mich bis heute. Und das wünsche ich mir für junge Leute in schwierigen Lebenssituationen.

Du bist jetzt 22 und eine Person des öffentlichen Lebens. Wie gehst du mit negativen Kommentaren um?

Kira: Natürlich trifft mich manchmal ein Kommentar oder ein Artikel, der Dinge verfälscht, die ich gesagt habe, mich naiv darstellt oder beleidigt. Aber in solchen Momenten ist es wirklich Gott, der mich trägt. Mein Wert schlägt Wurzeln in seinen Händen und da kann kein Hasskommentar der Welt dran rütteln. Ich hatte nie gedacht, dass ich von 15.000 Frauen in die engere Auswahl komme. Und ich hab gebetet: Gott, wenn du einen Plan damit hast, dann vertraue ich dir. Es liegt in deiner Hand, und wenn ich es werde, dann mache ich das für dich. Ich merke, meine Aufgabe ist es nicht, mich auf negative Kommentare zu fokussieren, sondern zu schauen, hey, wo öffnet Gott damit Türen? Wo kann ich wirken? Wo kann ich von ihm sprechen? Wo darf ich Segen sein für andere Menschen. Oder will er vielleicht, dass ich persönlich wachse? Und dann merke ich richtig, dass ich mich von Gott abhängig machen muss und nicht von diesem einen Kommentar.

Du hast ja auch schon bei Miss Germany von deinem Glauben gesprochen. Wie hast du das Ganze als Christin erlebt?

Kira: Ich habe zu all dem tatsächlich gerade ein Buch geschrieben, in dem ich von meinem Glaubensweg und auch von all den verrückten und krassen Dingen erzähle, die ich seit der Wahl zur Miss Germany erlebt habe. Es heißt „Bittersüße Realität“ und soll echtes Leben zeigen und einen Blick hinter die Kulissen der Glitzer und Glamourwelt. Ich habe auch ein ganzes Kapitel darüber geschrieben, wie Gott diesen Miss Germany Wettbewerb für sich benutzt hat und welche Wunder ich dabei erleben durfte. Denn mir war klar, dass ich dieses Ding als Christin nicht gewinnen kann. Aber ich durfte lernen, dass es für Gott keine Grenze gibt und dass er auch auf großen Bühnen steht.

Spannend. Was erwartet uns noch in dem Buch?

Kira: Jedes Kapitel behandelt eine eigene Geschichte, die ich erlebt habe, und damit auch ein eigenes Thema. Es geht zum Beispiel um 5 Sterne Hotels, VIP Events, das Impostersyndrom, um Wunder, Stalkererfahrungen und so viel mehr…

Du schreibst auch über ganz persönliche Themen, wie über deine langjährige Essstörung. Was willst du mit dem Buch mitgeben?

Kira: Manche Kapitel haben mich viel Kraft gekostet, aber ich hoffe, dass die Menschen, die es lesen, Gedankenanstöße bekommen und Themen wie eine Essstörung besser verstehen, sich im selben Moment aber auch in ihrem Kampf gesehen und verstanden fühlen. Ich habe noch nie so viel von mir preisgegeben und in dieses Buch mein ganzes Herz gepackt. Aber auch hier habe ich viel gebetet und Gott ganz konkret gefragt, welche Themen in diesem Buch Platz finden müssen. Darum habe ich hier einen Frieden, dass es die richtigen Themen sind.