Philipp von den Real Life Guys sprach mit uns über seine Krebsdiagnose und das echte Leben.

Interview Michi Cech

Vor vier Jahren haben sie begonnen, verrückte Sachen zu bauen und das Ganze dabei zu filmen. Heute sind die beiden Zwillinge Philipp und Johannes Mickenbecker berühmte YouTube Stars mit über 1 Million Abonnenten. Doch mitten in ihrem Erfolg die krasse Nachricht: Philipp hat Krebs. Das war 2018. Im selben Jahr kommt ihre jüngere Schwester Elli bei einem Flugzeugabsturz tragisch ums Leben. Alles auf einmal. Aber genau zu dieser Zeit erlebt Philipp, dass Gott bei ihm ist. Dann, wie durch ein Wunder, ist der Krebs überwunden. Philipp schreibt ein Buch über seine Erfahrung mit Gott, über seine Schwester und über den Krebs, der unerklärlich verschwunden ist. August 2020. Kurz vor der Veröffentlichung seines Buches spürt er: Der Krebs ist zurück. Die Ärzte geben ihm zwei Wochen bis zwei Monate. Aber Philipp setzt jetzt seine Hoffnung ganz auf Gott. Ein krasses Leben voller Höhen und Tiefen. Er sagt, er könne jeden Augenblick tot umfallen. Trotzdem hat Philipp eine unglaublich fröhliche Ausstrahlung, die uns verwundert. Wir haben mit ihm gesprochen und den Grund seiner inneren Zuversicht erfahren.

Michi Cech: Ich habe lange nachgedacht – was fragt man jemanden, der sagt, er hat nur mehr kurze Zeit zu leben – hier wird auf einmal sehr viel nebensächlich. Und so will ich lieber mit dir über das Leben reden. Der Kanal von dir und deinem Bruder heißt: „The Real Life Guys“ – also irgendwie etwas mit dem echten Leben. Warum „real life“?

Philipp Mickenbecker:  Unser Ziel war es, eine Abgrenzung vom virtuellen Leben zu machen, weil unsere Freunde oft sehr viel vorm Computer gesessen sind. Wir wollten den Leuten zeigen, es gibt das echte Leben draußen, das viel cooler ist als irgendein Computerspiel. Wenn man etwas in einem Computerspiel baut, dann macht das lange nicht so viel Spaß, wie wenn man rausgeht. Wir selbst haben das von unserem Vater mitbekommen. Er ist Erfinder und Tüftler und wir haben früher immer auch schon in seiner Werkstatt mitgearbeitet.

Letztens hat uns eine Leserin geschrieben, dass sie sich schwertut, nicht so viel Zeit am Handy zu verbringen, und sie hat zu nichts Lust. Was würdest du ihr sagen?

Philipp Mickenbecker: Das Handy einfach wegschmeißen… Nein, Spaß… Es ist einfach wichtig, anzufangen und rauszugehen. Die meisten sagen uns, sie haben keine Freunde, die mitkommen, und auch kein Geld. Aber wenn man anfängt, etwas zu machen, dann kommen auch die Leute dazu. Meistens fehlt so der Erste, der den Schritt macht. Wir waren am Anfang auch allein. Wir sind auch allein rausgegangen. Und haben dann unseren Freunden Videos oder Bilder gezeigt – dafür kann das Handy sogar ganz hilfreich sein – und dann kommen die Leute dazu. Wenn sie merken, das macht tatsächlich Spaß. Da möchte ich jeden ermutigen, selbst den ersten Schritt zu gehen. Mutig zu sein. Und ganz bewusst zu sagen, ich leg jetzt mein Handy weg oder ich nehm es gar nicht mit. Wir haben ja auch schon Reisen gemacht, wo wir unsere Handys wirklich zuhause gelassen haben.

Und trotzdem nutzt ihr natürlich YouTube für eure Aktionen…

Philipp Mickenbecker: Ja, die Leute sind hier. Aber wir hatten nie das Ziel, irgendwie bekannt zu werden. Das ist einfach so gekommen, weil wir über YouTube unsere Freunde erreicht haben. Wenn wir nur gesagt hätten, wir sind jetzt draußen und bauen eine Seilbahn, dann hätten sie gesagt – Was kann denn das? – Dann haben wir ihnen ein Video geschickt, was wir machen, und dann waren auf einmal alle dabei. Wir wollen die Leute motivieren. Am besten wär es, wenn sie unser Video gucken, dass sie dann das Handy ausmachen und selber rausgehen und was machen. Und es ist tatsächlich so, dass uns extrem viele Leute schreiben, die unser Video gesehen haben, und dann selbst ein Baumhaus gebaut haben oder sich eine Werkbank angeschafft haben. Das ist für uns mega motivierend.

Hat sich „real life“ für dich irgendwie verändert, seitdem du die Diagnose Krebs bekommen hast? Hat das Leben noch einmal eine neue Bedeutung bekommen?

Philipp Mickenbecker: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Ich glaub, für mich hat es eine neue Bedeutung bekommen, als ich zu Jesus gefunden habe. Vorher ging es mir oft darum, einen Adrenalin-Kick zu bekommen, etwas Spektakuläres oder riskante Dinge zu machen, wo ich jetzt merke, dass mir die Beziehung zu Jesus ein viel krasseres Lebensgefühl gibt und auch viel mehr Bestätigung, die ich jetzt nicht mehr in diesen „lebensmüden“ Aktionen suche. Das gibt mir wirklich einen tiefen Frieden und ich merke, dass das wahre Leben mit Jesus nochmal spannender ist, als von irgendeiner Klippe zu springen. Ich hab da im Glauben so voll die Parallele festgestellt. Wenn ich früher von einer Klippe gesprungen bin, dann wusste ich nicht, wie es ausgeht. Ich gebe da irgendwie die Kontrolle ab und spring da runter. Im Moment geht es mir ja ähnlich, gerade in meiner aktuellen Situation. Es ist ein kleines Risiko, ich geb die Kontrolle an Gott ab. Wenn Gott dir sagt, ich trag dich da durch und ich bin bei dir, dass er das dann auch tatsächlich macht und er sich daran hält. Das ist tatsächlich kein langweiliger Glaube, sondern das Gegenteil, es ist wirklich ein Abenteuer, mit Jesus unterwegs zu sein. Das hat für mich die Dimension von „real life“ noch richtig krass erweitert.

Polarlichter

Als Feuer vom Himmel gefallen ist

Bei der großen Islandreise mit Freunden im Sommer fragt Philipp Gott ganz konkret, dass Gott ihm Polarlichter schicken solle, wenn er gesund werden solle. Obwohl zu dieser Jahreszeit die Wahrscheinlichkeit für Polarlichter fast null ist, erfüllt ihm Gott diesen Wunsch.

Auf ihrem zweiten Kanal „Life Lion“ berichtet Philipp noch mehr Details über seine Krankheit und seinen Glauben.

Du sagst so selbstverständlich, „Gott hat dir das gesagt“ – aber was heißt das? Wie hört man, was Gott sagt?

Philipp Mickenbecker: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, da hat jeder seinen eigenen Zugang. Aber ich find es mega wichtig und gerade in unserer jungen Generation, nicht nur mit Gott zu reden, sondern auch darauf zu hören, was Gott sagt. Ich glaube, dass das im Grund relativ einfach ist, wenn wir die Bibel lesen und Gott da Dinge drin sagt, die uns ansprechen. So spricht Gott zum Beispiel zu mir. Muss ich etwas in meinem Leben ändern? Und da hab ich immer erfahren, dass Gott einen guten Plan mit mir hat. Dass es mir nie geschadet hat, wenn ich manche Dinge habe sein lassen. Auch wenn ich mir gedacht habe, das geht jetzt zu weit, am Ende hatte ich einen krassen Frieden. Ich habe erlebt, dass Jesus mir dann etwas viel Besseres gibt. Und ich glaube, wenn man einmal zur Ruhe kommt, sein Handy ausmacht und ins Gebet geht, dann kommen einem schon Gedanken, wo man merkt, ok, die sind jetzt gerade nicht von mir. Gerade für mich in meiner Situation, wo ich vielleicht nicht mehr lang zu leben habe, habe ich die Erfahrung gemacht, dass das genial ist, wenn ich wirklich Gott fragen kann, was ich machen soll. Ich bin ein Fan, Gott ganz konkret zu fragen und davon auszugehen, dass er auch antworten wird. Heute geht niemand mehr davon aus, dass Gott uns antwortet. Auch konkret auf Fragen in unserem Leben. Und egal ob das jetzt meine Frage war in Island, wo ich gesagt hab, ok, Gott, ich brauch jetzt eine Antwort, soll ich Sachen zusagen oder soll ich meine Beerdigung vorbereiten? Und dann hab ich Gott konkret um Polarlichter gefragt. Das zieht sich bei mir so durch, bei den kleinen Fragen des Lebens, bei den großen Fragen des Lebens. Wo ich merke, Gott redet heute noch. Und das finde ich mega cool.

Deine Diagnose, dass du jetzt wieder Krebs hast, kam im August. Du hast, glaub ich, erst im Oktober im Video öffentlich darüber gesprochen. Hast du lange überlegt, ob du das überhaupt machen willst?

Philipp Mickenbecker: Ich habe das eigentlich schon einige Zeit vorher gewusst, bin aber nicht zum Arzt gegangen, weil mir eh klar war, dass er mir nur wieder eine Chemo andrehen will. Deswegen war ich erst nach unserer Islandreise beim Arzt. Und ich habe ihm gesagt, dass ich keine Chemo mehr will, wo er gemeint hat, dass es genau die richtige Entscheidung ist. Dann war ich bei einer Talkshow eingeladen, eigentlich wegen meines Buches, und hier wurde ich gefragt, ob ich über meine aktuelle Situation sprechen will. Das war dann der Anlass für mich, es auch auf unserem Kanal öffentlich zu sagen, bevor es unsere Follower über das Fernsehen erfahren. Das real Life ist eben nicht immer nur einfach, und das gehört genau so zum real Life dazu, dass es auch schwierige Phasen gibt. Ich hatte zwar Sorge, was die Leute zu meinem Buch sagen, wo ich schreibe, dass Gott mich geheilt hat. Und jetzt ist der Tumor wiedergekommen. Aber Gott hat auch hier das Beste daraus gemacht.

Du bist auch jetzt noch einmal vom Fernsehen zum Arzt begleitet worden?

Philipp Mickenbecker: Ja, ein Fernsehsender macht eine Doku. Es gibt tatsächlich auch Leute, die sagen, mir geht’s so gut, ich kann gar keinen Tumor im Endstadium haben. Und so war ich eigentlich ganz froh, hier auch dem Fernsehen meine Befunde geben zu können. Der Arzt hat jetzt wieder gesagt, dass ich aufgrund einer Wassereinlagerung beim Herzen, eigentlich jeden Moment tot umfallen kann. Für mich ist klar, dass ich dann tot umfalle, wenn Gott es will, und nicht wenn der Arzt es sagt. Auch Psychologen sagen, dass es eigentlich nicht sinnvoll ist, jemandem Angst zu machen. Wenn man jemandem sagt, du hast eine unheilbare Krankheit und du hast keine Hoffnung mehr, du wirst sterben, dann stirbt der auch, aber an Hoffnungslosigkeit. Das ist vielleicht auch bei Corona so. Ich will nicht dazu aufrufen, unverantwortlich zu sein, aber ich will sagen, hey Leute, es gibt eine Hoffnung, es gibt jemanden, der euer Leben in der Hand hat. Habt keine Angst, egal was kommt, ob ihr krank werdet, egal ob ihr jetzt Krebs habt oder Corona. Auch Jesus hat gesagt: „Fürchtet euch nicht! Ich bin bei euch!“ Das gibt mir einfach voll den Frieden.

Bei deiner Geschichte muss ich an den bekannten Satz denken: „Lebe jeden Tag so, als wäre er dein letzter!“ Ist da etwas dran?

Philipp Mickenbecker: Ich finde das einen richtig guten Satz. Tatsächlich würden viele Menschen ihr Leben komplett anders leben, wenn sie wüssten, ich hab jetzt nur noch zwei Wochen zu leben. Die Sache ist, wir wissen nicht, wie lange wir noch leben werden. Es kann jederzeit vorbei sein. Unser Leben ist tödlich. Bin ich dort, wo ich sein soll? Bin ich da, wo Gott mich haben will? Wenn man sein Leben ein bisschen hinterfragt, dann heißt dieser Satz für mich nicht „Yolo, you only live once“, mach heute was Dummes, du stirbst eh – sondern dass man sein Leben wirklich auskostet, genießt und guckt, was man Sinnvolles mit seinem Leben macht. Ich glaube, am Ende, wenn man zurückdenkt oder wenn man auf einer Beerdigung ist, dann zählt nicht, wie teuer das Auto war. Oder am Grabstein steht sicher nicht: Dieser Mensch hat so viel gearbeitet! Die Sachen, die zählen, sind Beziehungen zu Freunden, wo man anderen Menschen hilft, für andere Menschen da ist, nicht wo man egoistisch ist, sondern wo man wirklich seinen Nächsten liebt. Warum mach ich das, was ich mache? Mach ich damit etwas Gutes, helfe ich damit anderen? Was werden die Leute über mich sagen, wenn ich nicht mehr da bin.

Wenn du einem jungen Menschen von heute etwas sagen könntest, was wäre das?

Philipp Mickenbecker: Ich möchte jeden ermutigen, über Gott nachzudenken. Über den Glauben nachzudenken. Denn die Möglichkeit besteht schließlich, dass wir sterben werden. Und was nach dem Leben kommt, ist eine Glaubenssache, ist eine Sache, die man nicht hundertprozentig wissen kann. Aber die Möglichkeit besteht, dass es einen Gott gibt, der uns geschaffen hat. Das finde ich eigentlich ein sehr spannendes Thema und ich finde es schade, dass es heutzutage so ein bisschen ein Tabuthema ist, über den Glauben zu reden. Ich hab mal eine Umfrage gemacht, und ca. 70 bis 80% meiner Instagram Follower glauben irgendwie an Gott, zumindest dass es da irgendwas gibt. Ich glaube, das ist ein sehr spannendes Thema. Ich würde jedem Mut machen, die Bibel zu lesen, das alte verstaubte Buch mal auszupacken. Ich finde das wirklich ein sehr spannendes Buch. Es hat mir schon voll oft in mein Leben hineingesprochen. Zu Gott zu beten, konkret Fragen zu stellen. Und ihn auch fragen, sich zu zeigen, wenn man ihn irgendwie nicht sehen kann. Ich glaube, Gott sieht das ehrliche Herz dahinter und wird sich zeigen.

Philipp von den Real Life Guys

Philipp erzählt immer wieder die Geschichte, wie er Gott so ganz konkret erlebt hat. Was es damit zu tun hat, dass Feuer vom Himmel gefallen ist, das kannst du in seinem Buch nach lesen.

„Meine Real Life Story“ Das Buch von Real Life Guy Philipp Mickenbecker bekommst du bei uns im YOU! Bookstore.

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