Beatrice Ledebur ist österreichische Staatsmeisterin im Kickboxen.

Interview: Debbie Werner

Beatrice Ledebur hat neben ihrem Job als Volksschullehrerin noch eine andere Passion. Das Kickboxen. Sie österreichische Staatsmeisterin und Teil des Nationalteams. Bei Worldcups, WM und EM stand sie ebenfalls schon auf den ersten Rängen. Im YOU! Interview erzählt uns Beatrice von ihrem Leben als Kampfsportlerin und gläubige Christin.

Beatrice, erzähl uns etwas über dich. Wer bist du?

Ich bin die Beatrice, bin 27 Jahre alt, komme aus Oberösterreich, habe drei Geschwister und bin begeisterte Volksschullehrerin. Außerdem bin ich im österreichischen Nationalteam fürs Kickboxen. Momentan trainiere ich nur, wegen Corona ist natürlich Stillstand mit Wettkämpfen.

Wie bist du zum Kickboxen gekommen?

Beatrice: Ich bin erst im Studium, also sehr spät, dazu gekommen. Ich wollt eigentlich einen Selbstverteidigungskurs machen. So bin ich dann zum Kickboxen gekommen und habe gleich einen guten Verein erwischt. Ich habe eigentlich mit zwei Freunden begonnen, jetzt bin ich die Einzige, die es noch macht.

Was liebst du am Kickboxen? Warum ist es dein Sport?

Beatrice: Ich liebe Kickboxen, weil es alles beinhaltet. Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Dehnung und das Faszinierendste ist eigentlich das Mentale dahinter. Du darfst nicht aggressiv sein, sondern angriffsfreudig. Man muss eigentlich schnell, wendig und konzentriert sein. Wenn man aggressiv ist, verliert man oft die Konzentration. Für mich ist Kickboxen deshalb eigentlich überhaupt nicht aggressiv, sondern eher wie ein Spiel, wirklich ein Kampfsport. Es gibt Regeln und Respekt und es geht sehr stark darum, herauszufinden, was die Taktiken und Schwächen des Gegners sind.

Du nimmst auch an Wettkämpfen teil. Was war der beste Moment hier für dich? Und wie viel Schmerz muss man einstecken?

Beatrice: Ich liebe es, zu gewinnen. Erstaunlicherweise sind aber meine Lieblingsmomente meistens Momente, in denen ich verloren habe. Man ärgert sich natürlich wahnsinnig, wenn man verliert und weiß, dass man es besser kann. Aber das zeigt einem die Fehler, die man selbst gemacht hat und an denen man arbeiten muss. In meiner Disziplin wollen wir keine KOs. Es kommt nicht auf die Stärke der Schläge, sondern auf die Schnelligkeit an. Die Härte kommt durch die Schnelligkeit. Die Regel ist nicht, dass man immer mit blauen Augen und gebrochener Nase aus dem Kampf kommt. Man passt aufeinander auf, schützt sich selbst und wird auch abgehärtet.

Kickboxen ist ein Kampfsport. Wie ist es, als Christ gegen jemanden zu kämpfen?

Beatrice: Am Beginn war’s sehr schwierig. Mein Ziel im Leben war eigentlich immer, heilig zu werden. Ich habe meine Vorstellungen, wie das funktionieren kann, aber Kampfsport war eigentlich nie dabei. Ich habe mir manchmal gedacht, dass man auch was Sinnvolleres tun könnte, wie tanzen oder singen. Dann habe ich irgendwann erkannt, dass Kampfsport echt etwas Schönes sein kann, etwas Gemeinschaftliches. Trainer und Coach stehen dir zur Seite wie eine Mannschafft. Beim Kickboxen kommt auch jedes Alter, jede soziale Schicht und jedes Land zusammen. Man wächst als Mensch, weil man lernen muss, mit Niederlagen umzugehen.

Wie hast du zum Glauben gefunden? Was spielt er für eine Rolle in deinem Leben?

Beatrice: Durch meine Familie. Der Glaube ist ein Teil meines Lebens, der sich auf alle Bereiche auswirkt. Glaube, Liebe und Hoffnung sind für mich die Fundamente. Der Glaube hat für mich wahnsinnig viel mit Liebe zu tun und du musst halt auch wirklich dran glauben. Besonders wenn man Zweifel hat, kann das schwierig sein. Jemand meinte einmal zu mir, dass der große Unterschied zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen ist, dass Christen Fehler machen dürfen. Heutzutage will jeder perfekt sein, sei es auf Instagram oder auf Facebook oder im echten Leben. Aber wir Christen müssen das nicht, weil wir wissen, dass wir Fehler machen dürfen. Und wir können auch dazu stehen, weil wir uns nicht selbst erlöst haben, sondern unser Glaube an Jesus uns befreit hat.

Mit welchen Herausforderungen hast du in deinem Glaubensleben zu kämpfen?

Beatrice: Das Gefühl, dass ich am meisten hasse, ist, nichts tun zu können bzw. nicht helfen zu können. Im Glauben hat man das sehr oft, zum Beispiel, wenn jemand krank wird oder wenn jemand stirbt. Du kannst da sein, du kannst beten, aber manchmal will man einfach mehr machen. An diesem Punkt muss man einfach vertrauen können und akzeptieren, dass man hilflos ist. Dabei tue ich mir schwer. Außerdem ist es manchmal nicht leicht, wenn man viel mit Leuten unterwegs ist, die nicht gläubig sind und die Hälfte davon dich als verrückt erklärt. Dann kann es passieren, dass man einige Dinge im Leben hinterfragt. Wofür ich dann sehr dankbar bin, ist der Gebetskreis, den ich mit meinen Freunden habe. Wir unterstützen uns und beten in Phasen, wo man Zweifel hat, besonders füreinander.

Und was ist deine aktuelle Challenge im Sport?

Beatrice: Immer wieder einen klaren Kopf zu bewahren, konzentriert und fokussiert zu bleiben. Eine spezielle Challenge für mich ist Kraft. Ich kann keinen Klimmzug und kaum Liegestütze. Alleine Krafttraining zu machen, finde ich auch total langweilig. Ich habe erstaunlich viel Geduld mit anderen, aber bei mir selbst habe ich das Gefühl, es geht nichts weiter. Das ist echt schwierig für mich.

Wie fängt am besten mit dem Kickboxen an, wenn man sich dafür interessiert?

Beatrice: Einfach ausprobieren und sofort beginnen, wenn es dir gefällt. Man muss nichts können, um bei einem Verein zu starten. Generell ist es wirklich wichtig, Sport zu machen. Es gibt für jeden etwas, das zu einem passt. Also einfach alles möglich ausprobieren!

Kickboxen

Erfolge:

  • 3-Fache Staatsmeisterin
  • 2-Fache Worldcupsiegerin
  • Vize-Europameisterin
  • Bronze Weltmeisterschaft
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