Text Rafael Meister und Michi Cech

Im aktuellen Marvel Film „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ muss nicht nur unsere Welt gerettet werden, auch nicht nur unser Universum. Sogar das „Multiversum“ ist in Gefahr. Doch was ist das eigentlich, das Multiversum? Und gibt’s das vielleicht wirklich?

Die Welt von Marvels Superhelden wird seit der großen Endschlacht der Avengers in „Endgame“ immer komplexer und komplizierter. Da muss man schon Hardcore-Fan sein und auch alle zugehörigen Serien gesehen haben, um noch alle Handlungen in dem neuen Film zu verstehen. Auf jeden Fall gibt’s in „Doctor Strange“ viel Zauberei von Hexen und Zaubermeister und wem es leicht gruselt, der sei vor leichten Horrorelementen gewarnt. Aber Kern-Element des Films ist vor allem die Idee des „Multiversums“.

„Das Multiversum ist ein Konstrukt, über das wir erschreckend wenig wissen.“

– Doctor Strange zu Peter Parker in „No Way Home“.

Das Mädchen America Chavez wird von Kreaturen verfolgt, weil sie die Fähigkeit besitzt, durch die verschiedenen Universen reisen zu können. Die Idee dabei ist, dass es eine unendliche Anzahl an Paralleluniversen gibt, in denen alles anders ist, aber irgendwie auch nicht, und in denen alle Personen in jedem Universum in verschiedenen Versionen existieren. Als Beweis für andere Universen wird im Film erklärt, dass man in Träumen Einblick in diese anderen Realitäten hat. Ein „böses Zauberbuch“, das „Darkhold“, wird nun zur Gefahr, weil es die Macht verleiht, den Geist seines eigenen Doppelgängers im Paralleluniversum zu übernehmen. Also, richtig kompliziert. Und etwas gruselig. Natürlich müssen Doctor Strange und seine Gefährten alles wieder in Ordnung bringen, was da schiefgelaufen ist. Nur diesmal eben im gesamten Multiversum.

Die Idee, dass unser Universum, in dem wir leben, nicht das einzige ist, scheint heute viele Menschen zu faszinieren. So findet man etwa eine große Menge an YouTube Videos, die mit ihren Titeln, wie „Parallelwelten existieren (sehr wahrscheinlich)“ oder „10 Anzeichen für Paralleluniversen“ teilweise sehr wissenschaftlich klingen. Und tatsächlich machen sich Physiker auf der ganzen Welt heute Gedanken über diese Theorie. Was ist da also dran?

Was ist das Multiversum?

Gedanken über andere Welten und Universen haben sich schon die Griechen gemacht, aber wirklich aktuell aus Sicht der Wissenschaft ist die Multiversum Theorie erst seit 1957 durch die „Viele-Welten-Interpretation“ von Hugh Everett geworden. Ausschlaggebend dafür war die eigenartige Eigenschaft in der Quantenmechanik, dass es bei einer Formel nicht nur eine einzige Lösung, sondern mehrere gleichzeitig geben kann. Aus dieser Erkenntnis entstand die Theorie, dass sich das Universum in jedem Augenblick extrem oft, wenn nicht sogar unendlich oft in verschiedene Universen aufspalten könne, sodass alle möglichen Zustände unserer Welt, in irgendeinem Universum wirklich Tatsache sind. So soll es also unendlich viele Doppelgänger von dir und mir geben, die sich alle nur um ein winziges Detail unterscheiden, beziehungsweise sogar ident sind.

Ein zweiter Ansatz kommt eher aus einer logischen Überlegung. Die Wissenschaft entdeckt nämlich immer mehr, wie unmöglich es eigentlich ist, dass unser Universum aus Zufall entstanden sein kann. Naturkonstanten wie z.B. die Anziehungskraft oder die Lichtgeschwindigkeit und viele, viele mehr sind so fein aufeinander abgestimmt, damit alles überhaupt existieren kann. Der Physiker Stephen Hawking meinte einmal, dass unser Universum so fein eingestellt ist, wie wenn ein Bleistift auf Tausenden Rasierklingen übereinander balancieren würde, ohne umzufallen. Damit kann aber das Universum nicht aus Zufall entstanden sein, außer es gibt unendlich viele Versuche. Also bei einer unendlichen Anzahl von Universen würde es auch irgendwann mal die Möglichkeit geben, dass es ein Universum gibt, eben unseres, wo alles so funktioniert, wie wir es vorfinden. Das Problem wäre sonst, dass man den Schluss ziehen müsste, dass es einen Gott geben muss, der die Welt in dieser feinen Abstimmung geschaffen hat.

Woran glaubst du?

Die Multiversum Theorie klingt für viele sehr überzeugend, sie hat aber einen Haken: Sie kann nicht überprüft, nicht bewiesen oder widerlegt werden, denn Naturwissenschaft bezieht sich nur auf Dinge, die beobachtet werden können. Und eben Dinge, die außerhalb unseres Universums sind, werden niemals untersucht werden können, eben weil sie außerhalb sind. Und damit bleibt das Multiversum nur eine Theorie, eine Hypothese.

Damit bleibt die Frage nach der Entstehung unseres Universums weiterhin eine ungelöste Frage. Mit der Multiversum Theorie wollten viele nämlich endlich eine Erklärung haben, wie es ohne einen Schöpfergott so eine unmögliche Feinabstimmung unserer Naturgesetze geben kann. Aber Multiversen wird es eben nur in Science-Fiction Filmen geben. Übrigens, wissenschaftlich gesehen wäre die Erklärung unserer Welt durch den Glauben an Gott viel einleuchtender als die Erklärung durch eine unendliche Anzahl von Universen. Denn im Gegensatz zum Multiversum gibt es für den Glauben echte, ernstzunehmende Indizien, angefangen von archäologischen Funden, über die historische Gestalt der Person Jesu bis hin zu den Millionen Glaubenserfahrungen der Menschen bis heute.

Wenn Gott diese Welt geschaffen hat, dann wäre es auch logisch, dass wir ihn durch seine Schöpfung erkennen können. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer: „Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit.“ Und so können wir uns die Frage stellen: Wie vernünftig ist es, die Welt und unser riesiges Universum zu betrachten und zu sagen, es war alles Zufall in einem unendlichen, zufälligen Multiversum?