Text: Laya Auersperg

Zu allem ausnahmslos „ja“ und „Amen“ sagen? Vielleicht denken wir, dass genau das unsere Aufgabe ist – vor allem als Christen. Immer gut gelaunt und mit allem einverstanden zu sein, solange es friedlich bleibt und niemand enttäuscht wird… Doch weshalb ist Neinsagen hier und da notwendig und wie stellt man es am besten an?

Eines ist sicher: Es ist oft gar nicht so einfach. Immer wieder kommen wir in unangenehme Situationen, in denen wir nachgeben, obwohl wir vom Gegenteil überzeugt sind. Etwas hält uns zurück: Nur keinen Konflikt starten. Lieber schweigen oder zustimmen, bevor es Ärger gibt. Deshalb passen wir uns lieber den Wünschen und Meinungen der anderen an. Oder wir schenken unseren Freunden so viel von unserer Zeit, dass keine mehr für uns selbst übrigbleibt. Hauptsache es kriechen keine Schuldgefühle in uns hoch… Wer kennt‘s?

Im Grunde genommen ist es eine unglaublich tolle Eigenschaft, ein Gespür für die Nöte anderer zu haben. Lieb, hilfsbereit und geduldig zu sein sind Geschenke von Gott. Die Challenge besteht nur darin, diese Geschenke richtig einzusetzen! Ansonsten kann es passieren, dass es uns nur noch um die Zufriedenheit unserer Mitmenschen geht und wir uns selber aus den Augen verlieren. Und das kann einen schon mal überfordern. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, steht in der Bibel. Wie dich selbst. Und dazu gehört auch, zu sich selber zu stehen und seinem Bauchgefühl zu folgen, wenn man etwas für richtig oder falsch hält.

Wir haben ein paar Tipps für gesunde „Neins“ gesammelt:

  1. Ehrliche Kommunikation. Damit kann man viel bewirken, es hängt nur von der Art und Weise ab, wie man etwas formuliert. Durch Ehrlichkeit wirken wir auch glaubwürdiger auf andere Menschen, weil wir zeigen, dass wir es ernst meinen.
  1. Gesunde statt ungesunde Hilfsbereitschaft. Du bist nicht automatisch unfreundlich, wenn du mal absagst, eine andere Meinung zu einem Thema hast oder nicht alle Probleme von deinen Freunden lösen kannst. Du musst es nicht jederzeit jedem recht machen, denn das ist überhaupt nicht möglich, und das ist komplett okay! Unsere Hilfe wird umso mehr geschätzt, wenn wir uns in der Lage fühlen, sie aus ganzem Herzen zu schenken.
  1. Konflikt ist nicht immer etwas Schlechtes. Ein großer Streit, bei dem die Fetzen fliegen ist natürlich etwas anderes als eine ehrliche Meinungsverschiedenheit, bei der wir unsere Gefühle und Gedanken offenlegen und uns so gegenseitig kennenlernen.
  1. Auch Gott ist nicht mit allem einverstanden. Er wird sogar zornig, weil die Menschen sich gegen ihn wenden. Doch es ist kein böser Zorn, sondern ein besorgter, weil er sie liebt. Selbst Jesus jagt die Händler aus dem Tempel, als sie aus dem Gotteshaus einen Markt machen. Die Pharisäer mögen ihn nicht, weil ihnen nicht gefällt, was er predigt. Jesus tut und sagt den Menschen zuliebe eben nicht das, was sie hören wollen, sondern was richtig ist.
  1. Es ist okay, nicht jederzeit und überall verfügbar zu sein. Jesus war es auch nicht: Er heilte nur einige und nicht alle, und zog sich auch oft zurück, um in Ruhe zu beten. Auch als sein Freund Lazarus stirbt, braucht Jesus noch zwei Tage, bevor er sich auf den Weg zu ihm macht. Was bedeutet das nun? Dass Lazarus Jesus egal ist? Nein, Jesus weint sogar um ihn und erweckt ihn später von den Toten. Doch wir sehen, dass er nicht jeder Bitte auf der Stelle folgt und sich auch mal Zeit für seine engsten Freunde und sich selbst nimmt.
  1. Ein „Nein“ bedeutet nicht sofort Ablehnung, sondern kann sogar ein Liebesbeweis sein: Nämlich indem man Grenzen setzt und sich bzw. andere schützt. Unsere großen Vorbilder faszinieren uns deshalb so, weil sie sich keine Gedanken machen, was einige Menschen von ihnen halten. Es kann sehr befreiend sein, etwas auszusprechen, was einem am Herzen brennt, auch wenn es unerwartet kommt. Vielleicht wird es erstaunte Gesichter geben, doch es tut gut! Auf diese Weise trainieren wir unser Gewissen und versuchen nicht, unsere Antworten und Reaktionen an bestimmte Erwartungen anzupassen. Denn Energie tankst du am meisten dort, wo du wirklich du bist!
  1. Ein ehrliches „Nein“ macht unser „Ja“ wertvoller. Warum? Weil wir damit beweisen, dass wir auch widersprechen können, wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind. Unsere Meinungen und Entscheidungen bekommen mehr Gewicht, weil sie von Herzen kommen. Wenn wir dann in anderen Situationen zustimmen, wird unser „Ja“ viel mehr geschätzt, weil wir authentisch sind.