Er war ein normaler Jugendlicher, liebte Fußball und Computer. Aber Jesus war sein großer Freund.

Text: Theresa Osterkorn

Ein Heiliger mit 15 Jahren? Der junge Italiener Carlo Acutis beeindruckt mit seinem kurzen Leben. Am 10. Oktober 2020 in Assisi von Papst Franziskus seliggesprochen wurde. Wer war dieser Jugendliche?

Carlo wird im Mai 1991 in London geboren, wo seine Eltern für eine kurze Zeit aus beruflichen Gründen leben. Bald ziehen sie nach Mailand. Obwohl seine Eltern nicht gläubig sind, zieht es Carlo schon sehr klein in die Kirche. Oft bat er seine Mutter, wenn sie an einer Kirche vorbeikamen: „Mama, lass uns doch reingehen, um Jesus zu begrüßen und um ein Gebet zu sprechen.“ Seine Mutter sagt heute, dass er es war, der sie wieder zum Glauben gebracht hat. Mit sieben Jahren geht Carlo zur Erstkommunion, was für ihn eine so starke Erfahrung mit Jesus in der Kommunion ist, dass er von diesem Tag an, täglich in die Messe gehen möchte. Was er auch bis zu seinem Tod durchzieht.

„Jesus ist doch wirklich da“

Für Carlo ist es unverständlich, warum Leute für ein Konzert oder einen Kinofilm Schlange stehen, aber nicht vorm Tabernakel, wo Jesus in der Eucharistie, im Brot, wirklich da ist. Seine Mutter sagt über Carlo: „Für ihn war es klar, dass dort, wo ein Tabernakel war, Jesus wirklich gegenwärtig ist.“ Dieser Gedanke fasziniert ihn. Jesus zu treffen in der Kirche. Oft bleibt er noch lange in der Kirche, um Zeit mit Jesus zu verbringen. Er sagte einmal: „Die Menschen verbringen Stunden in der Sonne, um braun zu werden. Aber vor Jesus wird man heilig.“ Das war für ihn keine Theorie, sondern eine konkrete Erfahrung. Sein Spruch war immer: „Die Eucharistie ist meine Autobahn in den Himmel!“

Beten und beichten

Für ihn waren beten und beichten keine lästigen Dinge, man als Katholik eben tun muss, sondern er verstand, wie wichtig das für ihn persönlich war. So ging er regelmäßig, meist wöchentlich, zur Beichte. Er sagte dazu: „Wie ein Ballon beim Aufsteigen Ballast abwerfen muss, so muss auch die Seele für den Aufstieg in den Himmel die kleinen Gewichte loswerden.“ Auch das Gebet war für ihn Herzenssache. Er hatte eine besondere Beziehung auch zur Mutter Gottes und nannte sie „die einzige Frau in seinem Leben.“ Jeden Tag versuchte er, den Rosenkranz zu beten. In einem Heft notiert er einmal: „Die Traurigkeit ist der Blick, den man auf sich selber richtet. Die Freude ist der Blick, den man auf Gott richtet. Die Umkehr ist nichts anderes, als den Blick nach oben zu richten. Eine einfache Bewegung der Augen genügt.“

Actionfilme und PlayStation

Trotz seiner Frömmigkeit ist Carlo ein ganz normaler Jugendlicher. Er spielt mit seinen Freunden Fußball, ist der Klassenclown, liebt Actionfilme und zockt PlayStation. Allerdings setzt er sich hier ein Limit. Seine Mutter sagt: „Carlo hatte immer das Gefühl, dass er keine Zeit verschwenden durfte. Deshalb hat er sich selbst auferlegt, höchstens eine Stunde pro Woche auf seiner PlayStation zu spielen.“ Am Computer hat er richtig Talent. Seine Freunde bezeichnen ihn heute sogar als kleines Informatik-Genie. Seine Fähigkeiten verwendet er, um eine Onlinedatenbank über eucharistische Wunder auf der ganzen Welt anzulegen. Dafür reist er auch mit seinen Eltern über drei Jahre zu den verschiedenen Orten, sammelt Informationen und macht Fotos, bis er mit 14 Jahren sogar eine eigene Ausstellung veröffentlicht. Die Sammlung mit 146 Schautafeln ist mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt und jetzt auch als Buch herausgegeben worden. Carlo wollte mit dieser Ausstellung den Menschen zeigen, wie lebendig Jesus in der Eucharistie ist.

Carlo Acutis
Für die Seligsprechung wurde der Leichnam mit einer Silikonmaske präpariert und zur Verehrung ausgestellt.

Schlafsack für Obdachlose

In seiner Gegend kannten ihn so gut wie alle Obdachlosen. Er füllt die Reste des Mittagessens in Boxen und verteilt sie an die Leute auf der Straße in seinem Viertel. Von seinen ersten Ersparnissen kauft er einem Obdachlosen, dem er oft auf dem Weg zur Messe begegnet, einen Schlafsack. Seine Familie hat einen Hausangestellten, Rajesh, einen Hindu. Carlo steht extra früher auf, um sein Bett zu machen und das Zimmer aufzuräumen, damit dieser nicht wegen ihm mehr Arbeit hat. Rajesh sagt über Carlo, dass dieser ihn nie wie einen Angestellten sondern immer wie einen Freund behandelt habe. „Ich hörte ihm gern zu, obwohl er noch so klein war. Alles, was er erzählte, war voller Freude und berührte mein Herz. Ich war erstaunt, dass so ein kleiner Junge ein so großes Vorbild für mich sein konnte. Deshalb bin ich vom Hinduismus zum Christentum konvertiert.“

Plötzlich krank

Als bei Carlo Anfang Oktober 2006 akute Leukämie diagnostiziert wird, kommt das für alle sehr überraschend und alles geht sehr schnell. Nach nur drei Tagen stirbt Carlo am 12. Oktober 2006 mit nur 15 Jahren. Zu seinem Begräbnis kamen hunderte Menschen. Sein Vater sagt darüber: „Bei der Beerdigung war die Kirche voller Menschen, die ich nicht kannte. Der Hausmeister vom Haus gegenüber, andere Hausmeister, Menschen anderer Religionen. So entdeckten wir erst nach und nach mehr aus seinem Leben durch das Zeugnis dieser Menschen. Die Beerdigung war einzigartig. Es war fast wie ein Fest.“

Seligsprechung

Im Jahr 2012 wird der Seligsprechungsprozess eingeleitet. Schon ein Jahr später geschieht in Brasilien das für die Seligsprechung notwendige Wunder. Der damals 4-jährige Mattheus wird medizinisch unerklärlich von einer angeborenen Missbildung der Bauchspeicheldrüse auf die Fürbitte zu Carlo hin geheilt. Nach der Öffnung des Grabes im Zuge der Seligsprechung, kursierten Gerüchte, der Körper sei ganz unverwest. Der Vatikan stellte aber klar, dass der Körper „normale“ Zeichen von Verwesung gezeigt hätte, der Körper selbst aber noch ganz sei. Für die öffentliche Aufbahrung wurde Carlos Körper präpariert, sein Gesicht mit einer Silikonmaske nachmoduliert und in einem Glassarg öffentlich am 1. Oktober aufgebahrt – in Jeans, Hoodie und Nike-Sneakern.

8 TIPPS VON CARLO ACUTIS

1. Du musst die Heiligkeit aus ganzem Herzen wünschen, und wenn diese Sehnsucht noch nicht in deinem Herzen erwacht ist, musst du den Herrn inständig darum bitten.

2. Geh jeden Tag zur heiligen Messe und empfange die heilige Kommunion.

3. Erinnere dich daran, jeden Tag den Rosenkranz zu beten.

4. Lies jeden Tag einen Abschnitt der Heiligen Schrift.

5. Wenn es möglich ist, halte einige Momente eucharistische Anbetung vor dem Altar, wo Jesus wirklich gegenwärtig ist.

6. Geh jede Woche zur heiligen Beichte, bekenne auch die lässlichen Sünden.

7. Lege Fürbitte ein und schenke Blumen (Opfer und gute Taten) dem Herrn und Maria, um anderen zu helfen.

8. Bitte deinen Schutzengel, dir beständig zu helfen, damit er dein bester Freund wird.

Carlo Acutis

Seine Ausstellung

Carlos Ausstellung über die 146 eucharistischen Wunder, kannst du auf dieser Website anschauen:

YOU! Abo