Neues Cannabis-Gesetz in Deutschland:
Was es bedeutet, Kritik & Facts.
Text Stephanie Stampfer
Ein tiefer Zug am Joint und nach kurzer Zeit setzt die Wirkung ein. Übliche Denkmuster treten in den Hintergrund, die Realität entschwindet. Cannabis, Gras, Marihuana – Es verspricht milde Euphorie, verbirgt aber trotz Legalisierung noch immer die Gefahren einer Droge.
Am 1. April ist ein neues, umstrittenes Cannabis-Gesetz in Deutschland Kraft getreten. Hier sind damit Besitz und Anbau von Cannabis teilweise legal. Etwa 40 Prozent aller 15 bis 24-Jährigen haben schon mindestens einmal Cannabis konsumiert. Das gilt auch für Österreich. Das ist großer Prozentsatz. Kontrolliert wird in der Praxis nicht. „Gras rauchen“ ist nichts Außergewöhnliches mehr. Ob es uns guttut, ist die andere Frage.
Warum wurde Cannabis zum Teil legalisiert?
Argumente für die Legalisierung von Cannabis waren, die organisierte Kriminalität und den unkontrollierten Handel der Droge über den Schwarzmarkt einzudämmen. Cannabis, das auf dem Schwarzmarkt gekauft wird, ist häufig mit Gesundheitsrisiken verbunden. Es kann verunreinigt sein und einen unbekannten Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC-Gehalt) enthalten, dessen Wirkstärke die Konsumenten nicht abschätzen können.
Zudem soll das Gesetz den Jugendschutz verbessern. Das ist vor allem von Bedeutung, weil sich in den letzten 10 Jahren der Konsum bei Jugendlichen verdoppelt hat und die Zahl der Drogentoten ebenfalls gestiegen ist.
Welche Regelungen gelten jetzt in Deutschland?
- Cannabis ist von der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz gestrichen.
- In der Öffentlichkeit dürfen Erwachsene bis zu 25 Gramm Cannabis bei sich haben.
- Zu Hause dürfen Erwachsene bis zu 50 Gramm sowie drei Pflanzen besitzen.
- Überschreitungen von 5 Gramm (unterwegs) bzw. 10 Gramm (zu Hause) werden als Ordnungswidrigkeit geahndet. Der Besitz größere Mengen kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe zur Folge haben.
- Neben dem privaten Anbau ist die Abgabe vorerst nur über nicht gewinnorientierte Anbauvereinigungen möglich.
- Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis bleiben für Minderjährige verboten. Die Weitergabe von Cannabis an Minderjährige bleibt strafbar.
- Werden Jugendliche mit Cannabis erwischt, muss die Polizei die Eltern informieren.
- In und rund um Schulen, Sportstätten usw. ist der Cannabis-Konsum verboten.
Warum sehen viele das kritisch?
Viele sehen die Legalisierung kritisch, weil der Konsum von Cannabis mit zahlreichen Gesundheitsgefahren, darunter psychische Erkrankungen, verbunden ist. Die Ärzteschaft betont zum Beispiel, dass Cannabiskonsum besonders für Jugendliche und junge Erwachsene gefährlich ist, da sich das Gehirn noch bis zu einem Alter von 25 Jahren verändert.
Langfristiger Cannabis-Konsum ist Experten zufolge mit seelischen, sozialen und körperlichen Risiken verbunden. Diverse Studien liefern Hinweise für einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Cannabis-Konsum und Psychosen. Angstgefühle und Panikattacken sind vergleichsweise häufig.
Der Psychotherapeut Dr. Jean Hermanns erklärt: „Wo es besondere Gefährdungen gibt, ist im Bereich der seelischen Auswirkungen. Etwa jeder zehnte Mensch der Cannabis konsumiert, hat seelische Schwierigkeiten aufgrund des Cannabis Konsums und die schlimmste Form ist tatsächlich die Auslösung einer Psychose. Psychose bedeutet, dass ich Dinge für wahrhalte, die nicht stimmen, ich kann einen Wahn entwickeln, ich kann Dinge sehen oder hören, die nicht da sind. Das kann während des Cannabis Konsums passieren, aber leider eben auch bleiben, über Tage, über Wochen, über Monate und manchmal sogar über Jahre.“
Perspektiven aus unserem Glauben
Papst Franziskus beantwortet die Frage deutlich: „Das Problem des Drogenkonsums wird nicht mit Drogen gelöst werden. Die Versuche, so genannte Freizeitdrogen zu legalisieren, sind nicht nur vom Standpunkt der Gesetzgebung aus höchst fragwürdig, sondern haben auch nicht die gewünschte Wirkung. Ich möchte erneut betonen, was ich bereits bei einer anderen Gelegenheit gesagt habe: Nein zu jeder Art von Drogen!“
Wo liegt das Problem? Der von YouTube bekannte Franziskanermönch Pater Malachy hatte früher selbst täglich Cannabis konsumiert. Heute sagt er darüber:
„Marihuana verändert die Wahrnehmung der Realität. Das ist nicht nur deshalb ein Problem, weil es das Urteilsvermögen im Moment beeinträchtigt. Es hinterlässt auch den Glauben, dass die Droge einem hilft, die Probleme des Herzens zu bewältigen oder ihnen zu entkommen. […] Eigentlich sollte ich mich als Christ nicht fragen, ob der Freizeitkonsum von Marihuana moralisch falsch ist, sondern ob er mir hilft, in meiner Beziehung zu Christus zu wachsen. Wenn ich weiß, dass ich in Christus frei bin, warum brauche ich dann Marihuana, um frei zu sein oder um der zu sein, der ich wirklich bin? Gott ist die Wirklichkeit, und Marihuana ist eine Flucht vor der Wirklichkeit.“
Papst Benedikt XVI. hat einmal gesagt: „Das geduldige und demütige Wagnis der Askese, das in kleinen Schritten des Aufstiegs dem absteigenden Gott näherkommt, wird durch den magischen Schlüssel der Drogen ersetzt. Der ethische und religiöse Weg wird durch die Technologie der Drogen ersetzt. Die Drogen sind die Pseudo-Mystik einer Welt, die nicht glaubt und doch die Sehnsucht der Seele nach dem Paradies nicht loswerden kann.“
Hinterlasse einen Kommentar