Beneiden und beneidet werden: Wie wir uns auf Social Media vergleichen

„Sollte ich nicht wieder mal Sport machen und mich gesünder ernähren?“, grübelt unsere innere Stimme, während der Daumen wie üblich über den Bildschirm und durch den Instagram-Feed eines Influencers scrollt. Fit, muskulös, braungebrannt, und vor allem – glücklich. Dieses Bild entsteht in unseren Köpfen: ein perfektes Leben, ohne Probleme und wie ein Urlaub ohne Ende. Doch wie real ist diese Welt tatsächlich? Wir schauen mal hinter ihre Kulissen.

Text: Laya Auersperg

Wir vergleichen uns wahrscheinlich täglich mit anderen Menschen. Mit ihren Lifestyles, Hobbys, mit der Art, wie sie ihre Klamotten tragen, aber vor allem mit ihrem Aussehen. Das gibt uns die Motivation, in unserem eigenen Leben etwas zu verändern, zum Beispiel öfter ins Fitnessstudio zu gehen und unsere Essgewohnheiten zu ändern.

Alles schön und gut, oder?

Das mag vielleicht so aussehen, aber Social Media ist sehr oft auch nur schöner Schein. Genau das kann die Gefahr daran sein. Bodyshaming ist deswegen zum Beispiel in der realen Welt kein Fremdwort mehr. Entsprichst du nicht dem Schönheitsideal von Topmodels oder populären Influencern, wirst du oft selbst zu deinem größten Kritiker. Flacher Bauch, sportliche Beine und wenn möglich auch noch ein Sixpack: Mit diesem Ziel startest du, doch es verfliegt, sobald du dich im Spiegel betrachtest. Du bist enttäuscht von dir selbst, weil du niemals so aussehen wirst wie dein Lieblings-Instagrammer. Warum ist das Leben so unfair? Beziehungsweise… ist es das?

Ursprünglich sollte Social Media Freunde zum Chatten motivieren und sie zusammenbringen. Heute meinen wir oft, Fremde zu kennen und zu wissen, wie diese in Wirklichkeit aussehen und sind. Doch das ist oft nur Täuschung: Influencer nutzen häufig Tools wie beispielweise Photoshop. Hier und da wird noch ein schöner Filter darübergelegt und fertig ist das makellose Foto, auf das nun mehrere tausend Likes und Kommentare warten. An sich ist daran nichts falsch. Allerdings können Körper geformt, Hautfarben verändert und Pickel wie auf wundersame Weise entfernt werden. Ein Schönheitswettbewerb entsteht und man konkurriert miteinander in einer Fake-Welt. Die Realität kann zum Albtraum werden, weil du genau weißt, dass du niemals alle diese Ideale erfüllen kannst, die von bestimmten Leuten vorgegeben werden. Du fühlst dich vielleicht schlecht und arbeitest noch härter daran, doch noch in diese Scheinwelt zu passen.

#instavsreality

Mit Hashtags wie #instavsreality, #bodyacceptance, #bodyconfidence oder #loveyourbody schwimmen immer mehr Aktivisten, Blogger und Youtuber gegen den Strom. Ihr Ziel ist es, ein neues Bodyimage zu vermitteln. Dafür posten sie zwei Bilder: links das typische Instapic, auf dem sie sich mit lässiger Pose von ihrer besten Seite präsentieren. Rechts ein zweites, das ihren Körper aus einem weniger vorteilhaften Winkel zeigt und die eine oder andere Speckfalte aufdeckt. Damit wollen Influencer ihre Follower von gefestigten Schönheitsidealen lösen und ein Statement setzen: Natürlichkeit ist am Schönsten, weil sie die Wahrheit zeigt.

Auch wenn der Fokus noch immer stark auf Körper und Aussehen liegt, geht es nun nicht mehr darum, unrealistische Bodygoals zu erreichen. Der Trend ist eine gesündere Variante von „expectation versus reality“, da gezeigt wird, wo die Sozialen Medien und unsere Vorbilder oft schummeln, und dass es ganz normal ist, eben nicht so makellos auszusehen.

Was kann ich tun?

Wie kannst du selbst unterscheiden, welche Personen und Accounts dir guttun und welche deinem Selbstbewusstsein schaden? Ganz einfach! Höre auf dein Inneres, nachdem du Instagram oder andere Soziale Medien genutzt hast. Fühlst du dich motiviert, inspiriert und glücklich? Oder beneidest du die Menschen, durch deren Stories und Fotos du dich soeben geklickt hast?

Wenn sie dich herunterziehen und dir das Gefühl von Leere oder Neid geben, entfolge ihnen am besten. Konzentriere dich auf die Wenigen, die dich wirklich ansprechen und dir helfen, etwas in deinem Leben zum Positiven zu verändern, von denen du etwas lernen kannst oder die dich happy machen. Wenn du einen Account anschauen kannst, und dich darüber freust, was du siehst; wenn du dich zum Beispiel mit den Menschen freuen kannst, weil sie sich für etwas Gutes einsetzen oder eine tolle Zeit erleben, dann macht dich das auch gleich zufriedener: Du lebst dein Leben, sie ihres. Wir brauchen uns kein anderes zu wünschen, wenn wir darauf vertrauen, dass wir genau das bekommen, was für uns persönlich passt und uns glücklich macht.

Ignoriere die Stimme, die dir ins Ohr flüstert, dass du wertlos oder nicht schön genug bist. Sie kommt nicht von Gott. Du wirst nämlich genau für das geliebt, was du bist. Dich ständig mit Influencern zu vergleichen ist ungesund, da du nie weißt, wie viel Wahrheit hinter einem Post steckt und es bringt dich auch nicht weiter. Es ist wichtig, dass du dir Ziele setzt und du kannst täglich wachsen, solange du dir selbst dabei treu bleibst. Doch am Ende bringt es keinem etwas, wenn du nach unerreichbaren und unechten Idealen strebst. Da ist es doch viel besser, wenn du dich auf dich selbst und auf das, was du tatsächlich beeinflussen kannst, konzentrierst.

Instagram richtig nutzen!

Sobald dir das klar geworden ist und du über das Risiko Bescheid weißt, kannst du beginnen, die Vorteile von Social Media voll und positiv zu nutzen. Über Hashtags, neue Movements und Gruppen verbindest du dich mit Menschen, die du ohne die digitale Plattform wahrscheinlich nie getroffen hättest. Ihr setzt euch für die gleichen Dinge ein, die euch wichtig sind, und ihr könnt euch gegenseitig mit persönlichen Geschichten, Aufmunterungen und Sprüchen motivieren. Vielleicht stößt du ja auf jemanden, der die gleichen Struggles durchmacht wie du oder mit dem du die gleiche Passion teilst.

Und wieder scrollst du durch den Instagram-Feed eines Influencers. Doch diesmal ist es anders: Dir wird nicht unter die Nase gerieben, was du gerade verpasst und du siehst keinen Sinn mehr darin, deinen eigenen Körper, für das, was er ist, zu kritisieren. Nein, diesmal tankst du Energie, und zwar eine gute! Du hast Instagram, Facebook und Tik Tok zu Orten für dich gemacht, wo Bodyshaming und falsche Bodygoals keinen Platz mehr haben, und kein ständiger Vergleich mit anderen stattfindet. Sondern im Gegenteil: Zu einem Pool von Inspiration, guten Vorsätzen und aktivem Austausch!