Und was für eine Reunion! Wir können endlich wieder ins Kino gehen – gibt es einen besseren Weg, das zu feiern, als mit dem nächsten Marvel-Blockbuster? Doch der ist vielleicht ein wenig anders, als wir das bis jetzt von der Superhelden-Franchise gewohnt sind – in a good way! Mit einem Jahr Verspätung kommt „Black Widow“ endlich in unsere Kinos und auf Disney+ (mit VIP-Zugang).

Mit: Scarlett Johansson, Florence Pugh, Rachel Weisz, David Harbour, O-T Fagbenle
Laufzeit: 134 Minuten
Filmstart: 8. Juli 2021

Wo fängt man da am besten an? Oder, besser gesagt: Was darf man überhaupt verraten? Nicht allzu viel auf jeden Fall. „Black Widow“ dreht sich, nona, um Natasha Romanoff aka Black Widow (Scarlett Johansson). Sie ist bereits seit über zehn Jahren Teil des MCU (Marvel Cinematic Universe) und bekommt nun endlich ihren eigenen Film, lange genug hat´s gedauert. Doch „Black Widow“ fällt in mehreren Aspekten aus der gewohnten Superhelden-Reihe. In der Chronologie spielt er zwischen „Captain America: Civil War“ und „Avengers: Infinity War“, ein paar Zeitsprünge inklusive. Wir sehen eine etwas andere Welt: Zuerst sehen wir Natasha als Teenager in den 90ern in den USA als Teil einer Undercover-Familie aus russischen Spionen – der ewig alte Topos USA gegen Russland. Und ja, Natasha fing schon so früh an, Spionin zu sein. Nachdem ihr Auftrag erledigt ist, überlassen ihre Zieheltern Melina (Rachel Weisz) und Alexei (David Harbour) sie und ihre Ziehschwester Yelena (Florence Pugh) dem Red Room, damit sie auch zu Spioninnen ausgebildet werden. Der Rest ist Geschichte.

Nicht mehr davonlaufen

Nach dem Ende von „Captain America: Civil War“ musste Natasha untertauchen. Und wird dabei mit ihrer nicht so ruhmreichen Vergangenheit als Spionin und Auftragskillerin des russischen Geheimdienstes KGB konfrontiert. Sie dachte, das Oberhaupt des Red Rooms General Dreykov (Ray Winstone) eliminiert und den Red Room somit zerstört zu haben. Dem ist anscheinend nicht so, Dreykov hat einen neuen Weg gefunden, junge Mädchen zu manipulieren, zu Killerinnen auszubilden, auf der ganzen Welt zu verteilen und dabei die ganze Zeit unentdeckt zu bleiben – bis Yelena auf ein Gegenmittel für das verwendete Nervengas stößt und selbst davon erlöst wird. Plötzlich muss Natasha mit Yelena tief in ihre Vergangenheit eintauchen, die alte Ziehfamilie wieder zusammenbringen und endlich beenden, was sie Jahre zuvor begonnen hatte: den Red Room zerstören und die ganzen anderen Black Widows befreien. Ganz nebenbei erfahren wir dann endlich auch noch, was in Budapest passiert ist, wovon Natasha in früheren Filmen schon gesprochen hat.

Dass das alles andere als reibungslos verläuft, ist vorauszusehen – Dreykov ist nicht umsonst so lange unentdeckt geblieben. Natasha muss lernen, den Menschen, die früher mal ihre Familie gespielt haben, zu vertrauen. Und vielleicht doch so etwas wie eine schwesterliche Beziehung zu Yelena herstellen. Das geht natürlich nicht ganz ohne kleine Zankereien, sich gegenseitig aufzuziehen und sich erst mal richtig zu verprügeln, wortwörtlich. Mit all ihren schlagkräftigen Argumenten gelingt es Natasha wieder einmal, die Familie doch irgendwie zusammenzukitten.

Action mit viel Gefühl

Von Zeit zu Zeit könnte man fast meinen, man sitzt in einem James Bond oder Jason Bourne-Agententhriller, nicht so viel CGI wie wir´s in Marvel-Filmen gewöhnt sind, dafür mehr echte Frau gegen Frau-Kämpfe. Neben all den Stunts und Fightsequenzen – und davon gibt es einige spektakuläre – sehen wir aber auch eine sehr menschliche, verletzliche Black Widow. Ohne blaue Flecken kommt sie nicht davon und auch ihre harte Schale, die sie sich über die Jahre zugelegt hatte, weist immer wieder Sprünge auf. Sie hat eben keine übermenschlichen oder -natürlichen Superkräfte, musste sich ihren Superheldinnen-Status erst hart erarbeiten. Sie ist zwar ein wichtiger Teil der Avengers, aber keineswegs unverwundbar.

Am Ende muss sie sich auf ihre wahren Stärken konzentrieren – ihren Willen, für das Gute zu kämpfen, sich nicht von ihrer Vergangenheit beeinflussen und runterziehen zu lassen und ihre umfangreiche Spionage- und Kampfausbildung schadet auch nicht. Und noch etwas wird Natasha bewusst: Dass sie Teil einer weiteren Familie ist, neben den Avengers, für die es sich zu kämpfen lohnt. Schlussendlich können wir alle so viel Kraft, Rückhalt und Zusammenhalt aus einer Familie schöpfen, ob das nun unsere tatsächliche Familie ist, mit Geschwistern und Eltern, oder auch Freunden, die so eng zu uns halten. Da ist es dann auch ganz normal, dass man sich ab und zu in die Haare bekommt, anderer Meinung ist und sich gegenseitig aufzieht, wenn es zum Beispiel ums Posen während eines Fights oder unterschiedliche Vorstellungen bei der Fluchtplanung geht.

Text: Ines Breiner / Fotos: ©Marvel Studios

YOU! Film-Bewertung:
(1 = Ziemlich cool, 5 = Ziemlich daneben)

Filmaussage……………………..2
Filmstory……………………………1
Filmumsetzung………………….1
Umgang mit Gewalt………….3
Umgang mit Sprache………….2
Umgang mit Sexualität………2

Insgesamt……………………1-2