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Text von Jonas und Annalena

„Fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“

Johannes 4,18

Jesus geht von Judäa nach Galiläa, wo er aufgewachsen ist. Dabei kommt er durch Samarien und begegnet am Jakobsbrunnen zur Mittagszeit einer Frau. Es folgt ein Dialog, der schwer nachvollziehbar ist: Er beginnt mit der Bitte Jesu um etwas zu trinken, führt zum Streit zwischen Juden und Samaritern, weiter zum lebendigen Wasser, dann zum komplizierten Beziehungsstatus der Samariterin und schließlich zur Frage der richtigen Gottesverehrung.

Brunnen als Partnerbörse

Wer sich im Alten Testament auskennt, wird sich erinnern, dass Brunnen die Orte sind, wo Mann Frau trifft. Wirklich? Wer hat seine Frau am Brunnen getroffen? Jakob, zum Beispiel, hat Rachel am Brunnen kennengelernt. Und hier sind wir am Jakobsbrunnen. Moses traf Zippora am Brunnen. Abrahams Diener Elieser findet Rebekka, die Frau Isaaks, am Brunnen. Der Brunnen war vergleichbar mit der heutigen Bar: Da konnte man jemanden kennenlernen. Als Elieser Rebekka sah, sagte er zu ihr: „Gib mir zu trinken.“

Wenn also Johannes erzählt, dass Jesus am Jakobsbrunnen Halt macht, ist es keine Überraschung zu lesen, dass eine Frau daherkommt. Was sagt Jesus nun zu der Frau am Brunnen? „Gib mir zu trinken!“

Die bräutliche Dimension

Natürlich wird Jesus der Samariterin keinen Antrag machen! Wir schauen ein wenig genauer: In 2 Samuel 5 sehen wir, dass die Beziehung zwischen König David und dem Volk mit der Beziehung zwischen Bräutigam und Braut verglichen wird. „Wir sind doch dein Fleisch und Bein“, sagt das Volk zu David und bezieht sich dabei offensichtlich auf Adams Ausruf als er Eva erblickt: „Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Diese Parallelen finden sich in der gesamten Heilsgeschichte: Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird mit der Beziehung zwischen König und Volk und mit der Beziehung zwischen Gott und dem Volk verglichen.

Die samaritische Frau und die Samariter im AT

Jesus fordert die Frau auf, ihren Mann zu holen, worauf sie behauptet, keinen Mann zu haben. Jesus bestätigt: „Fünf Männer hast du gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ In ihrer persönlichen Geschichte verkörpert die Frau die Geschichte ihres Volkes: Die Samariter hatten sich politisch und religiös abgespalten und wurden deshalb von den Juden gemieden. Als nämlich die Assyrer Nordisrael besiegt hatten, brachte der König von Assur fünf Völker nach Israel, um sie in Samarien anzusiedeln. Diese Völker vermischten sich mit Israel und verehrten den Gott Israels neben ihren eigenen Göttern (2 Könige 17).

Anbetung im Geist und in der Wahrheit

So wird verständlich, was es bedeutet, „der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Gott zu verehren und daneben andere Götter zu haben, bedeutet, dass man Gott nicht verehrt. „Du wirst nur einen Gott haben“, heißt es im ersten Gebot. Jesus führt die Frau und ihr Volk vom Götzendienst zur Anbetung im Geist und in der Wahrheit. „Wahrheit“ bedeutet hier, dass Gott allein angebetet wird, dass Er der einzige ist. Am Kreuz offenbart sich Jesus als Bräutigam mit dem Ausruf: „Mich dürstet!“ Der „Brunnen“ ist in diesem Fall mehr eine Quelle: sein geöffnetes Herz, aus dem das lebendige Wasser strömt. Genau das spricht Jesus an, wenn er zu der Samariterin am Brunnen sagt: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ – Joh 4, 14.