Wut, Schmerz, Verletzung und Enttäuschung. Wochenlang war Halseys Single „Without me“ auf Platz Eins der Billboard Charts. Und damit hat sie sich schließlich von ganz unten hochgearbeitet und ist jetzt on top angelangt. Ob sie sich auch so fühlt?

Tell me, how’s it feel sittin’ up there? Feeling so high, but too far away to hold me / You know I’m the one who put you up there, name in the sky, does it ever get lonely?”

Ein Blick in das dazugehörige Musikvideo reicht, um die Verwüstung zu sehen, die passiert, wenn man auf falsche Wege gelangt, wenn man tief verletzt wird, wenn man irgendwie verloren umherirrt und nicht mehr weiter weiß. Wenn man mit Alkohol und Drogen versucht, die gebrochenen Herzen zu heilen und sich irgendwie glücklicher machen will, dabei eigentlich sich selbst zerstört.
Genau das ist auch am Leben von Halsey zu sehen. Sie hatte wirklich keine leichte Vergangenheit, musste Dinge erfahren, die man niemandem wünscht.

„Without me“ ist eine Geschichte gerichtet an einen Ex, der sich alles genommen hat, ohne zu geben. Über eine Person, die für ihn alles gab, ihn quasi von ganz unten nach oben brachte, ihm beim Aufrappeln half und wieder einen lebensfähigen Menschen aus ihm machte. Und dann bekommt sie einfach nichts zurück. Alles gegeben, nichts bekommen. Komplett ausgenutzt. Ob Halsey da ihr eigenes Leid aus der Seele singt? Ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn immerhin ist das ihr erster Song, den sie unter ihrem Geburtsnamen “Ashley Frangipane” geschrieben hat. Auch laut mehrerer Interviews mit ihr sei das ihr bislang persönlichster Song.

Seien wir uns ehrlich: Wir alle kennen das Gefühl ausgenützt zu werden. Obwohl wir eigentlich theoretisch alle wissen, dass Liebe in allen Formen ein Geben und Nehmen ist. Trotzdem passiert es viel zu oft, dass eine Person nur noch gibt, bis das Glas ganz leer ist, und die andere nur noch nimmt, in Übermaßen hat und trotzdem genauso leer davongeht. Zurück bleibt eine Wunde, die sich durch Wut und Rache versucht selbst zu heilen, was irgendwie nie wirklich funktioniert. Und gerade das Ausgenutzt-werden ist eine Wunde, die sehr weh tut und die wir alle einmal erfahren haben.

Das Einzige was wirklich Frieden ins Herz bringt: Vergebung. Auch wenn es manchmal ein großer innerer Kampf ist, Vergebung macht uns letztendlich frei!

Text: Resi Schmalzbauer / Foto: Universal