So schaffst du es zu vergeben!
Warum Vergebung auch für dich selbst so wichtig ist.
Dieser Person kann ich niemals vergeben! Wir kennen diese Reaktion, wenn wir durch jemanden etwas sehr Schlimmes erfahren haben. Vergebung ist eines der schwersten Dinge in unserem Leben. Und doch ist Vergebung ein wichtiger Schritt, um Erlebtes loszulassen, innerlich frei zu werden. Das sagt nicht nur die Bibel, sondern das bestätigt heute auch die Wissenschaft, wie etwa die sogenannte Forgiveness-Forschung.

1. WARUM IST VERGEBUNG WICHTIG FÜR MICH?
Wir Menschen sind Beziehungswesen. Ein Streit zerstört Vertrauen und damit eine Beziehung. Vergebung ist die Voraussetzung, dass die Beziehung wieder ins Reine kommt. Wenn jemand nicht vergibt, dann belastet das einen selbst. Vergebung, so weiß man heute, ist ein wichtiger Schritt, um loszulassen.
2. SCHULD BENENNEN
Vergebung bedeutet nicht ein Kleinreden von Fehlern. Genauso wenig soll man aus einer Mücke einen Elefanten machen. Aber es ist wichtig zu sagen, das hat mir wehgetan, das war unrecht, falsch, und ich vergebe es dir. Sowohl beim Opfer als auch beim Täter muss klar sein, dass es falsch war. Trotzdem kann ich vergeben.
3. AUF DIE INTENTION KOMMT ES AN
Wir lernen schon als Kinder, dass es wichtig ist, Entschuldigung zu sagen. Die Forgiveness-Forschung sagt, dass die Fähigkeit zu vergeben zuerst in der Intention liegt, und dann im Laufe der Zeit kommt es zur „emotionalen Vergebung“. Viele Menschen glauben, dass sie es zuerst spüren müssen, um vergeben zu können. Das Gegenteil ist aber der Fall: Du musst zuerst vergeben wollen, auch wenn du nichts dabei spürst.
4. WENN DER TÄTER NICHT BEREUT?
Wenn sich der andere nicht entschuldigt, ist es noch schwerer zu vergeben. Trotzdem ist auch hier Vergebung wichtig und eine Befreiung für einen selbst. Natürlich bedeutet das nicht, dass man sich ständig ausnutzen oder verletzen lassen soll. Über Kleinigkeiten kann man hinwegsehen, aber bei schwerwiegenden Sachen muss man sich abgrenzen und aus dem Wirkungsbereich des Täters herausgehen, also Distanz suchen.
5. SCHULD ZUGEBEN
Der bekannte Psychiater Raphael Bonelli sagt, dass sich Menschen interessanterweise oft dann schwer tun, anderen zu vergeben, wenn sie bei sich selbst keine Schuld eingestehen können. Wer sich selbst für fehlerlos hält, akzeptiert ganz schwer die Fehler von anderen. Studien bestätigen: Menschen tun sich umso leichter mit dem Vergeben, je mehr sie Einsicht in ihre eigenen Fehler haben.
6. WIE AUCH WIR VERGEBEN...
Schon im Vaterunser gibt es einen Zusammenhang zwischen eigener Schuld und Vergebung. Wir sagen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das ist schon psychologisch gesehen ein gesunder Zugang. Wir sind nicht fehlerlos, und wir dürfen auch anderen zugestehen, dass sie Fehler machen.
7. SICH SELBST VERGEBEN
Eine andere Schwierigkeit, die uns innerlich gefangen nimmt, ist, wenn wir uns selbst nicht vergeben können. Auch hier gilt: Je mehr wir uns für fehlerlos halten, desto schwieriger tun wir uns, auch uns selbst zu vergeben. Fehler einzugestehen, ist nicht leicht, aber es hilft uns im Umgang mit den anderen. Als Christen üben wir das übrigens jedes Mal in der Beichte und dürfen hier die befreiende Erfahrung machen, was es heißt, Vergebung von Gott zu empfangen.

4 SCHRITTE ZUM VERGEBEN
Wir haben Psychiater Dr. Raphael Bonelli befragt.
SCHRITT 1:
Wahrnehmung des Gefühls. Ich denke darüber nach, was passiert ist. Was hat mich verletzt oder gekränkt?
SCHRITT 2:
Selbstreflexion. Was ist mein Anteil an diesem Konflikt? Was habe ich falsch gemacht? Das entlastet schon sehr.
SCHRITT 3:
Innere Bereitschaft. Ich entscheide mich, ich will dem anderen vergeben. Und ich bitte um Entschuldigung für meinen eigenen Anteil. Wenn sich der andere entschuldigt hat, bohre ich nicht mehr darauf herum.
SCHRITT 4:
Emotionale Vergebung. Diesen Schritt kann ich nicht aktiv machen. Er passiert dann vielmehr von selbst.
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