Liebe Jenny!

Ich würde gerne einmal Schauspielerin werden, aber ich hab mich gefragt, ob es eine Sünde ist, wenn man jemanden on-camera küssen muss. Weißt meinst du?

Edith, 14

Liebe Edith!

Die Frage nach deinem Beruf, und ich würde auch sagen, nach deiner persönlichen Berufung, ist eine sehr wichtige Frage! Mir sind dazu drei Dinge eingefallen, die mir dazu wichtig erscheinen:

1.    Use your talents – Du sollst deine Talente für Gott einsetzen!

Du hast von Gott  bestimmte Talente bekommen und genau diese sollst du auch einsetzen, so steht es schon in der Bibel. Doch wie erkenne ich denn meine Talente? Ein Priester hat einmal zu mir gesagt: „Wenn du auf der Suche nach deinem Beruf oder deiner Berufung und deinen Talenten bist, dann mache das, was dir schon immer leichtgefallen ist!“ Das war für mich eine gute Unterscheidung! Ich muss mich nicht in irgendeinen Beruf hineinquälen, sondern aufmerksam darauf sein, welches Talent mir Gott geschenkt hat und das zeigt sich in den Dingen, die mir Freude machen und die mir auch leichtfallen. Vielleicht ist die Schauspielerei wirklich dein Talent, das dir leichtfällt und Freude macht und dann sollst du es auch machen! Gott bittet dich auch, dass du deine Talente für Ihn einsetzt. Als tolle Schauspielerin kannst du auch den Menschen von Gott erzählen oder durch dein Talent vielen Freude machen.

2.    Be aware – Sei wachsam!

Und jetzt zu deiner Frage nach dem „On-camera-Kuss“. Ich denke, dass sich die Schauspieler im Film nicht richtig küssen. Es gibt viele schauspielerische Tricks, dass etwas wie ein echter Kuss aussieht, aber die Schauspieler berühren sich nicht wirklich. Im Film kann durch Kameraführung sehr viel gemacht werden. Und natürlich ist ein Kuss nicht gleich Kuss. Viel schwieriger wird es, wenn mal von dir verlangt wird eine Nackt- oder Liebesszene zu drehen. Ich denke, dass du einfach darauf achten sollst, ab wann es dir unangenehm wird. Das ist ein wichtiges Kriterium! Wichtig ist es hier, wachsam zu sein und vielleicht nicht alles mitzumachen, was ein Regisseur von dir will. 

Ein Bekannter von mir ist Sänger. Er hat schon in Wien und in Linz bei wichtigen Opern mitgesungen und lebt aber hauptsächlich in Deutschland. Für manche Rollen musste er einige Kilos abnehmen (oder auch schon einmal zunehmen) und er musste auch schon Rollen spielen, bei denen er fast unbekleidet auf der Bühne stehen musste. Er fand es nicht so toll, aber hat sich in die Rolle hineingefügt, da er es bewusst als Rolle gesehen hat, die er spielt. (Seine Freundin fand es übrigens auch nicht so toll.) Er hat in unangenehmen Situationen auch schon mit den Regisseuren Gespräche geführt und manche Veränderungen bewirkt. Es hat nicht immer geklappt, aber es war ihm wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen.

Es ist also immer gut, wenn dir eine Szene unangenehm ist, einfach die Bedenken zu äußern und am besten einen Vorschlag zu machen, was du gerne verändern möchtest. Höre einfach auf dich und dein Herz. Wenn du mit einer Inszenierung nicht zufrieden sein solltest, dann artikuliere das. Das ist auch für Regisseure wichtig!

Eine andere Freundin ist Balletttänzerin. Sie ist eine wirklich sehr hübsche junge Frau und wirkt eher sehr unnahbar, da sie vermutlich schon sehr oft von Fremden angesprochen wurde. Beeindruckt hat mich, dass ich sie sehr oft, auch wochentags in der Messe getroffen habe. Sie hatte beschlossen, so oft es möglich ist, vor der Vorführung in die Messe zu gehen und auf das Gebet nicht zu vergessen.

3.    Prayer- Bete! Sprich mit Jesus!

Das ist, finde ich, ein wichtiger Schlüssel für alles, was du tust! Bete – und dann wirst du alles klarer erkennen! Bitte Jesus, dass er mit dir den Weg geht und dann wird es ein guter Weg sein. Hab keine Angst davor, deiner Berufung nachzukommen, und wenn es die Schauspielerei ist, dann ist es eine wunderschöne Berufung, aber sei wachsam auf dein Herz und tue nur das, was du möchtest, und nicht, was andere von dir verlangen!

Wenn du betest und mit Jesus im Kontakt bist und auch zur Messe gehst, dann wirst du es immer einfach haben zu erkennen, was jetzt der nächste Schritt ist – und Gott geht dann den Weg mit dir mit! Das Gebet kann dich auch durch schwierige Zeiten tragen und schenkt dir viel Klarheit. Wichtig ist nur, dass du möglichst täglich, wenn auch manchmal nur ganz kurz, mit Jesus sprichst, dann wird er mit dir sein!

Viele Freude und Segen bei der Suche nach deiner Berufung!

Deine Jenny