In jeder heiligen Messe begegnen wir Gott ganz real. Hier öffnet sich sozusagen das Tor zum Himmel. Gott ist wirklich da. In dieser Serie zeigen wir dir, wie die Messe für dich zu dieser geheimnisvollen Begegnung werden kann.

Text: Michi Cech und P. Thomas Figl

Stille. Stille Freude, die unser Herz umfängt. Jesus, Gott selbst, ist in der Kommunion, in dem Stück Brot der Hostie zu uns gekommen. Der Höhepunkt der Messe. Gott ist jetzt bei uns.

Wir werden es nie ganz begreifen können. Vielleicht werden wir auch nicht immer große schöne Gefühle dabei haben. Darauf kommt es auch nicht an. Der Glaube besteht nicht so sehr aus lieblichen Gefühlen, sondern dass wir wissen, dass Gott da ist. Und doch dürfen wir uns bemühen, ja gleichsam anstrengen, die Kommunion mit dem ganzen Herzen zu empfangen. So gibt es nun eine kurze Zeit der Stille, die uns die Gelegenheit gibt, jetzt noch einmal persönlich und allein mit Jesus Zwiesprache zu halten. Das ist die Danksagung. Diese Augenblicke sind sehr kostbar, wo Jesus nun tief auf dem Grund unserer Seele ist, wo wir ganz mit ihm vereinigt sind. Überlegen wir, wofür wir Gott danke sagen können, der den Himmel, die Erde, das Meer, alles geschaffen hat und sich jetzt für mich so klein gemacht hat.

Es ist aber auch die Gelegenheit zu bitten. Gott weiß alles. Er kennt unsere Sorgen und unsere Sehnsüchte. Aber es ist gut, alles vor ihn hinzulegen, gleichsam mit ihm darüber zu sprechen. Er kann alles gutmachen. Nirgendwo sonst, als an diesem Punkt der Messe, können wir mit Gott so persönlich sprechen.

Der Priester ergreift nun wieder das Wort: „Lasset uns beten!“, und fasst damit die persönlichen Gebete zusammen, um sie stellvertretend vor Gott hinzubringen. Es ist das Schlussgebet. Dieses beschließt den eucharistischen Teil der Messfeier und beinhaltet besonders Dank und Bitte. Es zahlt sich aus, hier noch einmal gut hinzuhören und mit einem lauten und dankbaren „Amen!“ zu antworten. Nach der persönlichen und stillen Begegnung mit Gott lässt dieses gemeinsame Amen uns wieder als Teil der Gemeinschaft erfahren, in der wir zusammen in der Messe vor Gott stehen. Mit den anderen um uns teilen wir diese tiefe innere Erfahrung und das verbindet uns und wir dürfen wissen, dass in unserem Nächsten in gewisser Weise jetzt Jesus wohnt.

Es ist vielleicht auch gut zu wissen, dass Jesus auch zu uns kommt, wenn wir einmal aus verschiedenen Gründen nicht zur Kommunion gehen können. Zum Beispiel, wenn wir weniger als eine Stunde vor der Kommunion etwas gegessen haben („Nüchternheitsgebot“ als Zeichen der Ehrfurcht) oder aber auch, wenn wir innerlich nicht ganz bereit sind, etwa durch eine schwere Sünde, und wir noch keine Möglichkeit zur Beichte gehabt haben. Dann ist es gut, vor uns selbst und vor Gott Respekt zu zeigen und nicht zur Kommunion zu gehen. Trotzdem dürfen und sollen wir in geistiger Weise Jesus aufnehmen in einer Art „geistiger Kommunion“. Und auch so wird Jesus uns seine Gnaden schenken und bei uns sein.

Am Ende der heiligen Messe folgt nun noch der Schlusssegen. Segnen heißt ursprünglich auf Latein „benedicere“, was übersetzt so viel bedeutet wie: „gut sagen, Gutes wünschen oder gutheißen“. Das erinnert uns fast ein bisschen an die erste Stelle in der Bibel, wo Gott den Himmel, die Erde, den Menschen erschaffen hat und dann jeweils „sah, dass es gut war“. Auch am Ende der Messe sieht Gott, dass es gut ist. Denn in der Messe passiert immer so etwas wie eine neue Schöpfung. Hier wird der Mensch durch das Opfer Jesu am Kreuz, durch seine Auferstehung verwandelt in den erlösten Menschen. Beim Segen sagt Gott: Es ist sehr gut. Du bist sehr gut!

Natürlich ist der Segen, wie wir es normalerweise verstehen, auch eine Bitte um Schutz und Begleitung. Doch wenn der Priester den Segen gibt „im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, dann ist das mehr als eine Bitte, es ist vielmehr eine Zusage. Gott legt seine Hand auf uns.

Und dennoch: Dieser Segen wirkt nicht ganz automatisch. Je mehr wir uns dem Segen öffnen, ihn annehmen, desto mehr kann er für uns wirksam werden. Ein guter Anfang kann zum Beispiel schon sein, dass ich das Kreuzzeichen beim Segen langsam und andächtig mache. Aber noch mehr geht es darum, sich bewusst zu machen, dass ich ein erlöster Mensch bin und dass ich als solcher lebe. Vielleicht kann ich das öfter, zum Beispiel am Abend bei einer Gewissenserforschung, überlegen. Wie hab ich heute gelebt? Denke ich daran, dass ich gesegnet bin?

So folgt nach dem Segen die sogenannte „Entlassung“, der Aufruf, als „Gesegnete“ hinauszugehen, als Menschen, die von Gott verwandelt sind. „Gehet hin in Frieden!“, ruft der Priester oder der Diakon. Und alle antworten feierlich, bevor das Schlusslied erklingt: „Dank sei Gott dem Herrn.“ Wieder ist ein Blick auf die ursprüngliche lateinische Sprache interessant. Dort heißt es: „Ite missa est!“ Von diesem Wort „missa“ hat die heilige Messe ihren Namen. Missa kommt von „Sendung“ und es könnte wörtlich übersetzt werden: „Geht, es ist Sendung!“ Und diese Sendung ist es eben, den inneren Frieden, den man in der Messe bekommen hat, zu leben und weiterzugeben.

Wer in die Messe geht, bekommt also einen gewissen Auftrag. Dieser Auftrag ist nichts anderes, als den Platz im Leben zu finden, wo Gott sagt, da will ich dich haben. Gesendet zu sein, heißt, einen Auftrag, eine Berufung zu haben. Die Messe, die jedes Mal mit der „Sendung“ abschließt, hilft uns, unseren Platz im Leben zu finden. Es fällt auch hier nicht plötzlich ein Zeichen vom Himmel, aber wer regelmäßig mit offenem Herzen in die Messe geht, wird seinen Weg finden. Denn es ist hier der Ort, wo wir Gott besser kennenlernen, wo wir ihm so nahe sind, wo wir Freunde werden.