In jeder heiligen Messe begegnen wir Gott ganz real. Hier öffnet sich sozusagen das Tor zum Himmel. Gott ist wirklich da. In dieser Serie zeigen wir dir, wie die Messe für dich zu dieser geheimnisvollen Begegnung werden kann.

Text: Michi Cech und P. Thomas Figl

Gloria – Ehre – das waren die Worte der Engel, die den Hirten die Geburt Jesu verkündet haben. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade.“ Es geht weiter mit einem sehr alten Text: „Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an…“ Loben, preisen, anbeten – das sind wieder einmal Begriffe, die wir vielleicht neu kennenlernen müssen. Wenn wir von ehren und anbeten singen, haben wir vielleicht so ein Bild der Unterwürfigkeit vor uns, wie in alten Filmen, wo sich Herrscher und Könige ehren und bedienen lassen. Oder ein anderes Beispiel wäre ein Angestellter, der sich bei seinem Chef einschmeichelt und ihm schönredet, damit er eine bessere Position bekommt. 

Ehren und dienen?

Ist es nun auch so, wenn wir Gott ehren? Müssen wir Gott „schöntun“? Hat es Gott überhaupt nötig, dass wir ihn ehren, ihn anbeten? Ist es so, dass Gott sagt: „So, ich habe euch erschaffen, darum müsst ihr mir huldigen und mir dienen!“? Im Grunde ist es genau das Gegenteil. Menschen haben von Herrschaft, Macht, Ehre und Ruhm eben eine ganz andere Vorstellung, als Gott es uns gezeigt hat. Jesus hat gesagt: „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen…“

Ganz andere Logik

Gott zu ehren, heißt in diesem Sinn nichts anderes, als ihm zu erlauben, mir zu dienen. Das klingt vielleicht eigenartig. Aber Gott hat eben immer eine andere Logik. Jemand ist dann groß, wenn er dient. „Der Größte von euch soll der Diener aller sein…“ Jesus hat seine Worte auch bis zum Schluss in die Tat umgesetzt. Jesus dient uns, weil er sich selbst für uns hingegeben hat. Hingabe total. Er dient uns, indem er aus jeder Lebenssituation das Beste für uns machen möchte. Jesus dient uns, indem er uns durchs Leben führt.

Feststellen, was ist

Wenn bei einer Siegerehrung jemand geehrt wird, dann deshalb, weil er tatsächlich gewonnen hat. Oder man ehrt jemanden, wenn man sagt: Das hast du toll gemacht. Wenn wir Gott ehren, dann ist das keine unterwürfige Schmeichelei, sondern wir erkennen einfach an, wer Gott ist und was er tut. Das ist übrigens das Erste, was wir tun können, wenn wir wirklich mit Gott in Berührung kommen: anerkennen, dass er Gott ist.

Vertrauen ehrt

Wir ehren Gott also, wenn wir das anerkennen, dass er uns in jeder Situation dienen möchte. Wer dauernd verzweifelt ist über seine alltäglichen schwierigen Umstände, der ehrt Gott nicht, weil er nicht glaubt, dass Gott alles gut machen wird. Gott anbeten heißt hingegen, dass man in schwierigen Situationen sagt: „Gott, ich vertraue, dass du mich genau durch diese Situation zu etwas Besserem führen möchtest.“ Ehre und Anbetung ist also ein konkreter Gedanke daran, dass Gott alles in seiner Hand hält und trägt. Wir werden uns bewusst, dass alles von ihm kommt. Er hat alles erschaffen. Er hat alles in seiner Hand.

Wenn wir also stehend aus voller Kehle das Gloria-Lied in der Kirche singen, machen wir uns bewusst, dass Gott in unserem Leben alles gut machen kann und wird. Kein anderer Mensch, kein hoher Titel, kein Geld kann das. Gott allein.

Das „Gloria“ im genauen Text:

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit: Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, Herrscher über das All, Herr, eingeborener Sohn, Jesus Christus. Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Erbarme dich unser; du nimmst hinweg die Sünde der Welt: Nimm an unser Gebet; du sitzest zur Rechten des Vaters: Erbarme dich unser. Denn du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus, mit dem Heiligen Geist, zur Ehre Gottes des Vaters. Amen.“