Lieber Mönch!

Wenn ich bete, dann hab ich oft viele Anliegen und dann bete ich zum Beispiel vom Rosenkranz ein Gesätzchen. Ich habe dann manchmal das Gefühl, dass ich viel zu wenig bete für so viele Anliegen. Muss/Soll ich dann mehr beten? –Sandrina

Liebe Sandrina!

Ja, wir haben oft viele Anliegen, für die wir beten. Manchmal sind es eigene Wünsche, dann wieder betet man für andere. Du schreibst, dass du oft das Gefühl hast, dass dein Gebet – zum Beispiel ein Gesätzchen vom Rosenkranz – gar nicht ausreicht, für die vielen verschiedenen Anliegen.

Nun ja, ich würde sagen: Wenn es darum ginge, dass unser Gebet „ausreicht“, dann wäre es immer zu wenig. Es gibt ja so viele Dinge, für die man beten sollte.

Die gute Nachricht ist aber, dass der liebe Gott kein Mathematikprofessor ist! Er macht keine „Buchhaltung“, wo er Gebete gegen erfüllte Wünsche „abrechnen“ würde. Es kommt also nicht auf die Menge oder auf die Dauer deiner Gebete an. Es ist auch nicht so schlimm, wenn du beim Gebet nicht an alle Anliegen auf einmal denken kannst und manches vergisst.

Viel wichtiger ist Gott bei deinem Gebet, dass es aus einem liebenden Herzen kommt. Und da kann dann ein ganz innig gebetetes Vater Unser oder ein ehrliches freies Gebet mindestens so „wertvoll“ sein, wie eine lange Andacht.

Damit meine ich natürlich nicht, dass Beten eh nicht wichtig wäre, ganz im Gegenteil. Gebet hat eine ganz große Kraft. Aber es darf nicht in einen Leistungsdruck ausarten, auf den ich dann womöglich von Gott Gegenleistungen erwarte.

Vielmehr ist Gebet eine Antwort darauf, dass der Herr uns liebt, und dass er sicher noch viel besser weiß, als wir selber, was gut für uns und für andere ist.

Beten ist vor allem das vertraute Gespräch mit einem guten Freund. Dazu gehört immer wieder auch das Hinhören darauf, was er dir sagen möchte. Gebet ist manchmal auch, einfach einige Minuten in Stille in dein Herz hineinzuhören, was Gott, der in dir wohnt, dir sagen möchte. Gebet ist manchmal auch, eine Bibelstelle zu ziehen, diese zu lesen und sie in Stille, mit geschlossenen Augen in dir wirken zu lassen. Gebet ist manchmal auch, etwas Schönes zu sehen, zu riechen oder zu schmecken und insgeheim in Jubel und Lobpreis auszubrechen, weil Gott das so schön geschaffen hat. Und vieles andere kann noch zum Gebet werden.

Liebe Sandrina, ich gratuliere dir dazu, dass du ein betender Mensch bist. Und ich darf dich ermutigen, in deinem Gebetsleben immer weiter zu wachsen. Wenn wir mit dem Beten alle auch so unsere Schwierigkeiten haben: In erster Linie ist es eine extrem spannende Sache, die sicher ein ganzes Leben lang nie „fad“ wird, wenn man bereit ist, sich von Jesus immer wieder weiter führen zu lassen.

Alles Gute und liebe Grüße,

dein Mönch