Lieber Mönch! Vor kurzem habe ich gehört, dass mir meine Sünden in der Beichte nur vergeben werden, wenn ich sie auch wirklich bereue. Das ist mir schon klar, denn sonst wäre es ja unnötig, sie überhaupt zu erwähnen. Allerdings ist eine Beichte ja nur gültig wenn man keine Sünde verschweigt. Was ist aber, wenn ich etwas getan habe, was laut Kirche falsch ist, ich aber nicht als Sünde sehe bzw. nicht bereue. Ich denke, da gibt es sicher bei jedem so einiges, wie z.B. wenn ich jemanden anlüge, weil er die Wahrheit nicht ertragen könnte, oder mit jemanden Sex habe, den ich bald heiraten werde… Auch wenn ich also weiß, dass es laut Kirche falsch ist, kann ich doch keine Schuldgefühle erzwingen? Wie kann ich dann aber beichten gehen? – Rosa

Liebe Rosa! Zur Beichte zu gehen, bedeutet  für mich, mich mit den Augen Gottes zu betrachten. Gott sieht unser Herz. Sein Blick ist voller Leidenschaft für deine Bestimmung, deine Berufung, d.h. dein Glück und deine Erfüllung. Jesus sagt, „Seid heilig, wie auch euer himmlischer Vater heilig ist“ (Mt 5,18). Seid also vollkommen, d.h. Mensch, ganz Mensch. Darum geht es! Wenn ich also mein Gewissen erforsche, dann geht es also um die Frage, was trennt mich von der Liebe Gottes für mich, wo weiche ich seinem Blick aus und folge ich ihm nicht nach? Und deshalb, wo bin ich noch nicht Mensch, der aus Liebe zu Gott, zu mir selbst, zu meinen Mitmenschen und zur Umwelt lebt, denkt und handelt?

Oft wird der Eindruck vermittelt, die Gebote und Verbote der Kirche sind da, um uns in unserer freien Entfaltung zu hindern. Aber das Gegenteil ist der Fall! Es geht darum, in der Beziehung zu Jesus Mensch sein zu dürfen und jetzt schon durch die Erfahrung der Erlösung und der Barmherzigkeit das Hundertfache hier auf Erden zu kosten. Denn eigentlich gibt es nur zwei Gebote: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst (Lk 10,27). Der Rest folgt als Konsequenz davon.

Meine Einladung an dich lautet also: Nimm dich als Mensch ernst, höre auf die Stimme und die Sehnsucht deines Herzens (nach Leben, nach Liebe, nach Wahrheit, nach Schönheit, nach Gerechtigkeit, nach Sinn…), also sei dir gegenüber aufmerksam und ehrlich. Denn je aufmerksamer  wir gegenüber unserem Herzen, gegenüber unserer Person sind, d.h. je „selbst-bewusster“ wir sind, desto einfacher fällt es uns, zu unterscheiden, was gut ist und uns und den anderen wachsen lässt oder im Gegenteil uns in unserem Menschsein hemmt.

Gleichzeitig suche nach den Gründen, stelle Fragen, versuche zu hören und zu verstehen, weshalb die Kirche bestimmte Dinge sagt und vorschlägt, damit dein Glaube reif und persönlich werden kann. Setzte also wieder deine ganze Person ein, dein Herz, deinen Verstand, deine Intelligenz… Und dann frage dich: Entspricht es mir? Ist das die Position, die es mir erlaubt, mehr Mensch zu sein und menschlicher zu handeln?

Die Beichte ist schließlich die Erfahrung des Petrus, der dem auferstandenen Herrn am See von Genezareth begegnet, und er seinen Freund fragt, der ihn in der schwierigsten Stunde verraten hatte: „Liebst du mich?“ (Joh 21, 15-18). Er steht so armselig vor Jesus und doch mit dem Bewusstsein, dass die Liebe dieses Freundes, der sagt, „für dich“, das ist was ihn definiert und ausmacht.

Und zum Schluss vielleicht noch ganz konkret: Ja, Schuldgefühle kannst du nicht erzwingen. Aber für eine gültige Beichte sind nicht die „Schuldgefühle“ notwendig, es reicht schon die sogenannte „unvollkommene Reue“ (Lies dazu im Katechismus der Kath. Kirche, Nr. 1435). Hingegen notwendig sind der feste Wille und Entschluss, es nicht mehr zu tun. Wozu ich dich aber zum Schluss noch einmal ermutigen möchte: Sprich mit Gott einfach im Gebet ganz direkt darüber, sag ihm, wenn du etwas nicht verstehst, und bitte ihn, er soll dich in deinem Weg mit und zu ihm führen. Und er wird es tun.
Dein Mönch


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