Fast wie bei „Die Chroniken von Narnia“ hat Gio in seinem Kleiderschrank eine neue Welt entdeckt. Dort hat er, bewaffnet mit seinem iPhone, ganz zur Belustigung seiner älteren Brüder, schon in der Mittelschule begonnen, eigene Raps aufzunehmen und jetzt, ein paar Jahre später, darf er mit seinen Songs die Welt bereisen, sich über mehr als eine halbe Million monatliche Hörer und Millionen von Streams auf Spotify freuen. Tendenz steigend. Wir haben den Newcomer aus den USA am ZimZum Festival in Augsburg getroffen und uns über Erfolg, Träume, zwei Welten und Fußball unterhalten.
Text: René Podesser
Zwei Welten vereinen
Angefangen hat alles im Kleiderschrank, wo Gio als Teenager zwar nicht Aslan, Faune und Zwerge, wohl aber seine Liebe zu straighten Rap Bars entdeckt hat. Mittlerweile verbindet das Ausnahmetalent aber gekonnt zwei Welten aus eingängigen Pop Melodien, gepaart mit gekonntem Rap auf Hip-Hop Beats. Textlich kann das Ganze auch schon mal ans Eingemachte gehen. Unverblümt greift er Themen wie Depression oder Ängste auf, während die Songs im Ganzen trotzdem leicht wirken.
„Ich möchte mich verletzlich zeigen und über reale Momente sprechen, aber auf keinen Fall die Leute überfordern. Wer meine Musik hört, soll sich verstanden und erleichtert fühlen, und die vielleicht manchmal etwas schweren Texte sollen nicht den Vibe killen.“
Den Spagat aus zwei Welten trainiert Gio auch noch auf eine andere Weise. Er ist nicht nur Songwriter und Artist, sondern auch praktizierender Christ. Und er macht keinen Hehl daraus, das auch in seinen Texten, auf der Bühne und auf Social Media – vor mehr als 100.000 Followern – zu proklamieren. Auf die Frage, wie es ihm mit diesem Spannungsfeld aus Erwartungshaltung von außen und seinem künstlerischen Anspruch an sich und seine Musik geht, meint er:
„Immer wieder versuchen Leute christliche Musik in eine Schablone zu pressen und verstehen nicht, warum ich nicht nur die ganze Zeit von Jesus singe und darüber, was er für uns Menschen getan hat. Während ich denke, dass wir definitiv nicht genug davon reden können, finde ich es wichtig, dass Leute meine Musik hören und verstehen, dass ich ein Mensch bin wie sie und dass sie sich durch meine Geschichte verstanden fühlen. Wie gesagt, sind meine Songs aber trotzdem immer klar von dieser Hoffnung geprägt.“
„Durch meinen Glauben weiß ich einfach, wer ich bin, warum ich lebe und wozu ich auf dieser Erde bin. Ich liebe es, mit neuen Sounds zu experimentieren und glaube zu wissen, was meine Generation hören will. Wenn ich also dieselbe Botschaft von Kirchen- und Lobpreismusik in ein Gewand stecken kann, das meiner Generation gefällt, warum sollte ich das nicht tun“
Seine Generation feiert diese Mischung. Wie zum Beispiel am ZimZum Festival in Augsburg, wo Gio über 2500 Jugendlichen ordentlich einheizte. Und das bei seinem ersten Auftritt in Europa. Die Bodenhaftung hat der 22-Jährige dabei keinesfalls verloren. Nahbar mischt er sich unter die Besucher, macht Fotos oder schlägt Saltos vom Blobbing-Turm. Unter tosendem Beifall der Crowd.
„Wenn jeder Gläubige Kirchenmusik macht, wie sollen wir dann Leute außerhalb der Kirche erreichen? Ich denke, dass ich gut in beiden Welten existieren kann.“
Christen erreichen und zeigen, wie frisch und anders christliche Musik klingen kann, zugleich aber vor allem Menschen bewegen, die nichts mit dem Glauben am Hut haben, das ist Gios Anspruch.
„Ich denke, dass das einer der Gründe ist, weshalb ich auf der Erde bin. Generell bin ich aber einfach super happy mit dem, was alles so mit meiner Musik passiert und lass mich auch gerne überraschen, von dem, was da noch alles so kommt.“
Warum der junge Musiker auch im Jahr 2025 überhaupt noch an Gott glaubt, beantwortet er kurz mit einer Gegenfrage:
„Wie kann ich nicht an ihn glauben?! Wenn ich alles um mich herum betrachte, wie kann ich da nicht glauben, dass es einen Gott gibt?“
Würde Gio keine Musik machen, wäre er gerne Profi-Fußballer geworden. Als Enkel eines Italieners kam er nicht um den Sport herum und erinnert sich daran, dass er ständig mit seinem Großvater die Spiele gesehen hat. Dass aus der Profi-Karriere nichts geworden ist, sei aber mehr als ok. Auf die Frage, was das Größte und Verrückteste wäre, das ihm je in seiner Karriere passieren könnte, antwortet der 22-Jährige bescheiden:
„Ich lebe meinen Traum! Dass ich Konzerte in anderen Ländern spielen darf, ist für mich etwas, was ich gar nicht wirklich zu träumen wagte.“
Eine ausverkaufte Show im House of Blues in seiner Heimatstadt Boston steht aber noch auf der Bucket List. In der ikonischen Location hat er bereits einiger seiner Teenie-Idole wie Lecrae beobachten dürfen. Dort selbst zu spielen, wäre für ihn derzeit das Größte überhaupt. Nach seinem kürzlich erschienenen Debüt-Album released Gio Singles am laufenden Band. Für die nahe Zukunft sind weitere Singles und auch eine Kollaborations-EP mit anderen Artists und Produzenten geplant. Dranbleiben lohnt sich also.
Gio – On my Own
„Wake up, check my phone, I got my pride on the line
Hang up ‚cause I don’t got no time for all of my lies
Makeup, I try to cover up myself in disguise
But I don’t wanna hide, it feels like
I can’t seem to do this thing called life on my own
Try my best to keep my grip, not swerve off the road
My sense of truth, my component
I just pray they don’t notice
Paranoia what I gotta let go
I can’t seem to do this thing called life on my own
Try my best to keep my grip, not swerve off the road
My sense of truth, my component
I just pray they don’t notice
Paranoia what I gotta let go“
Album 2024
Nobody ElseSingles 2024
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