Rissklettern heißt nicht umsonst Rissklettern. Stell dir eine hohe lange Felswand vor, die senkrecht nach oben geht, teilweise sogar mehr als senkrecht. Und nun ist in der Mitte der Felswand eine Spalte, ein Riss von oben bis unten, der zwischen ganz wenigen bis maximal 40 cm breit ist. Ja? Hast du ein Bild im Kopf? Tja, wie der Name schon sagt, so eine Felswand ist nicht nur für schöne Fotos, Spidermanfilme oder Petrologen interessant, nein, für die Risskletterer ist hier das Paradies auf Erden. Didier Berthod war so ein Extrem-Risskletterer. Einer der weltweit Besten. Wir haben ihn beim Schweizer Weltjugendtag persönlich getroffen…

Didier, was hat dich am Klettern so fasziniert?

Didier: Für mich war Rissklettern das perfekte Klettern. Es gibt eine Linie und der folgst du, bis du oben bist. Vor allem Erstbegehungen, also eine Route als allererster zu klettern, war für mich Abenteuer pur. Das war so spannend, da zu gehen, wo noch niemand vorher geklettert ist. Einfach spektakulär!

Wie viel hast du trainiert?

Didier: Sehr, sehr viel. 5-6 Tage pro Woche. Wenn ich arbeitete, trainierte ich am Abend ein paar Stunden. Und wenn ich gereist bin, bin ich auch immer sehr viel geklettert.

Warum hast du das gemacht? Was hat dich so fasziniert?

Didier: Beim Klettern, wenn wir da in unseren Wänden hingen, da waren wir mehr wert, also die anderen. Unser Leben war intensiver. Ich suchte das Leben, das ganz cool, faszinierend, einfach absolut war. Für mich war das eben das Klettern, es war ein „Right Here, Right Now“. Es war ein Lifestyle, die vielen Reisen, die vielen Leute, das freie Leben und natürlich die Risse.

Warum hast du dieses Leben aufgegeben und lebst jetzt etwas scheinbar ganz anderes?

Didier: Ja, ich habe aufgehört. Mein ganzes Leben drehte sich nur mehr um den Sport. Ich rannte von einem Ende der Welt zum anderen, von einem Riss zum nächsten. Irgendwann wurde ich schlechter und merkte, wie mich das Feuer verließ, aber ich hatte nichts anderes in meinem Leben, also auch nichts anderes wo ich mich festhalten konnte. Meine Knie waren auch beide kaputt. An Pfingsten 2006 ist das Stärkste in meinen davor verbrachten 24 Jahren passiert. Ich machte eine Gotteserfahrung und diese Begegnung war wie ein Erdbeben für mich. Auf einen Schlag erhielt mein Leben einen Sinn. Ich habe das gefunden, was ich durch das Klettern gesucht habe. Das ist der Grund, warum ich aufgehört habe. Für mich hat Christus da begonnen, wo das Klettern aufhörte.

Gibt es Parallelen zwischen deinem Glauben und dem Klettern? 

Didier: Ich legte dieselbe Radikalität in den Glauben wie vorher ins Klettern. Ich wusste, dass ich für ein einziges Absolutes gemacht bin und konnte daher nicht beides zugleich tun. Mein Weg ist komisch, es ist ein spezieller Weg. Gott hat mir viel gegeben. Es ist recht, dass ich ihm viel zurückgebe.

Oft ist Christus zu folgen doch auch eine Art von Sport und Training, oder? 

Didier: Ja, es ist gleich. Christus zu folgen, heißt für mich ganz konkret ausgedrückt: Glaube, Hoffnung und Liebe. Es sind Tugenden, die man üben muss, wiederholen muss, man muss immer nach vorne schauen und nicht zurück. Es ist wie ein Training.

Hast du noch eine Message für die YOU! Leser?

Didier: Etwas Wichtiges ist, ich sehe das in meinem eigenen Leben, wirklich ernst zu sein. Christus zu folgen, ist ernst und ist wichtig.

 

Teile des Interviews stammen auch aus einem Interview von der Internetseite: www.kath.ch