Stammen wir jetzt eigentlich vom Affen ab oder doch nicht? In der Schule in Biologie lernen wir von Darwin, seiner Theorie von „Mutation und natürlicher Selektion“. Im Religionsunterricht eine Stunde später von Adam und Eva. Also, irgendwo kann da etwas nicht stimmen. Wer hat Recht? Wir haben für euch nachgeschaut.

Seit 1859 – dem Jahr, in dem Charles Darwin sein Buch „Über den Ursprung der Arten“ veröffentlicht hat – gibt es die Evolutionstheorie und die Diskussionen darüber. Was man hier leicht übersieht: In den Diskussionen geht es dabei oft gar nicht um Wissenschaft, sondern um die Weltanschauung, den Glauben an Gott oder nicht. Religionsgegner glauben nämlich, dass die Evolutionstheorie ein wissenschaftliches Argument gegen Gott und die Schöpfung sei. Bei näherem Hinsehen ist das aber nicht so. Was glaubt also die Kirche wirklich? Welche Vorurteile gibt es?

Vorurteil 1: Die Evolutionstheorie widerspricht der Bibel.

Hier ist zuerst einmal wichtig zu wissen, dass die Bibel kein Biologiebuch ist, in dem wir die Beschreibung finden, wie die Welt entstanden ist, sondern es geht um das Warum und um denjenigen, der dahinter steckt. Das wird auch schon dadurch deutlich, dass es in der Bibel selbst zwei verschiedene Schöpfungsberichte gibt, die ganz unterschiedlich sind. Im ersten lesen wir von der Entstehung der Sonne, der Erde, der Fische, Tiere bis zum Menschen – vom Ablauf also ähnlich der Evolution. In der zweiten Erzählung beginnt es direkt beim Menschen („Adam und Eva“), denen Gott einen Lebensatem einbläst. Was sowohl Bibel als auch die Wissenschaft aber sagen, ist, dass es eine zeitliche Abfolge gegeben hat. Wie genau das passiert ist, das findet die Wissenschaft mit erstaunlich genialen Erkenntnissen immer mehr heraus. Und die Bibel sagt, dass da der liebe Gott mit einer Ordnung und einem (seinem) Plan dahintersteckt.

Fossil

Vorurteil 2: Die Kirche glaubt, dass die Welt in 6 Tagen erschaffen wurde.

Das ist eigentlich schnell geklärt, denn die Kirche glaubt das NICHT. Im Hebräischen steht sogar für das Wort „Tage“ ursprünglich das Wort  „Zeitabschnitte“, was aber mit „Tage“ übersetzt werden kann. Zusätzlich finden wir in der Bibel z.B. auch die Aussage, dass für Gott „tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre“ sind. Also „die Tage“ haben hier symbolischen Charakter. Interessanter ist aber viel mehr, ob es zwischen den verschiedenen Arten eine sprunghafte oder eine kontinuierliche Entwicklung gegeben hat – so wie die Evolutionstheorie annimmt, also dass sich z.B. ein Fisch mit vielen Zwischenstufen langsam zu so etwas wie einer Eidechse entwickelt hat usw. Wenn in der Bibel steht: „Gott schuf“, kann das aber durchaus bedeuten, dass es auf einmal einen „Fisch“ mit Lungen und Füßen gab, der dann an Land ging, genauso wie dass es allmählich passiert ist. Die Bibel sagt aber, dass es durch den einen Gott passiert ist, nicht durch andere Mächte oder Götter und nicht aus reinem Zufall.

Vorurteil 3: Die Evolution erklärt die Entwicklung des Lebens und der Glaube an Gott ist daher unvernünftig.

Wieder muss man darauf antworten, dass sich das nicht widerspricht, sondern sich eigentlich gut ergänzen würde. Fakt ist: Es gibt Evolution, d.h. Lebewesen geben Vererbungsmerkmale in Form von Genen weiter. Nach bestimmten Regeln und Mechanismen werden Variationen innerhalb einer Art beobachtet. Fakt ist weiter, dass sowohl Skelettstrukturen als auch die DNA der verschiedenen Arten in gewisser Weise „verwandt“ sind, also ähnlich. Das alles ist aber letztlich kein Beweis, weder für Gott noch gegen Gott. Das macht den Glauben an einen Gott dahinter nicht unvernünftig. Im Gegenteil, gerade weil es so eine Ähnlichkeit und Ordnung gibt, ist eine Intelligenz dahinter eher sehr vernünftig.


Was spricht für eine größere Intelligenz hinter den Dingen? Was spricht für Gott in der Evolution?

Wissenswert 1: Hausverstand und Vernunft

Eigentlich spricht der normale Hausverstand dafür, dass hinter der Evolution nicht nur einfach der Zufall steht, sondern eine Intelligenz. Wenn wir die Pyramiden in Ägypten sehen und zusätzlich sogar in den Steinen eingravierte Zeichen und Informationen, dann ist es vernünftig davon auszugehen, dass da intelligente Wesen am Werk waren. Es wäre ziemlich unvernünftig, zu meinen, das wäre durch Zufall entstanden. Die DNA aber schon eines Einzellers ist dermaßen komplex und mit Informationen vollgepackt, dass sie genauso wenig aus Zufall entstehen konnte. Oder dass aus unbelebter Materie zufällig auf einmal etwas Lebendiges wird. Sicher, ein Motor bewegt sich auch und besteht nur aus Materie, aber kein Motor ist eben zufällig entstanden.

Wissenswert 2: Auch Evolution braucht einen Glauben

Auch der Glaube an den Zufall ist ein Glaube und dieser glaubt, dass es eigentlich keinen Plan und keine Vernunft gibt. Ist nicht Zufall eigentlich das Gegenteil von Vernunft? Was ist dann aber überhaupt vernünftig? Wie kann ich vernünftig denken, wenn meine Gehirnströme nur zufällig herumströmen? Dann wären doch jeder Gedanke, jeder Plan, im letzten jede Naturwissenschaft nutzlos, die ja eigentlich genau die Ordnung und den Code hinter den Dingen zu knacken versucht.

Peteinosaurus Dinosaur

Wissenswert 3: Ursache – Voraussetzungen

Kardinal Schönborn spricht in seinem Buch über Evolution davon, dass man zwischen Ursache und den Voraussetzungen unterscheiden muss. Die Evolutionstheorie beschreibt nämlich die äußeren Voraussetzungen, eben dass es für eine bestimmte Entwicklung bestimmte Umweltbedingungen geben musste. Das erklärt aber noch nicht, warum dann wirklich auch etwas Neues entstanden ist. So wie ein Klavier da sein muss, mit allen Tasten und gestimmten Seiten, damit Musik entstehen kann. Dennoch wird es nie von allein ein geniales Musikstück hervorbringen. Die Ursache dafür ist etwas anderes. Als Christen glauben wir, dass Gott immer wirkt und seine Schöpfung umschließt, dass er die Ursache von allen Dingen bleibt und dass er alles zu einem Ziel führt, ohne unsere Freiheit zu beeinträchtigen.

Wissenswert 4: Evolution und unser Ich

Ergebnis der ganzen Zufallsdiskussion ist letztlich die wichtige Frage, ob ich nur Produkt eines planlosen Zufalls bin oder ob es eine Ordnung, einen Plan für mein Leben gibt. Wer ist denn dieses Ich? Ich weiß, dass ich einmal nicht war, aber jetzt bin ich. Woher kommt dieses Ich? Wir Christen sprechen da von unserer Geist-Seele. Ja, unser Geist benötigt das Gehirn wie das Klavierstück das Klavier, aber das Gehirn „produziert“ nicht unser Denken von sich aus. Wir haben eine geistige Seele, die nicht Materie ist und die auch nicht von unseren Eltern kommt. Eines ist eben klar: Ohne Gott bleibt unser Ich ein Produkt des Zufalls. Oder gibt es da eine andere Erklärung?