Wenn es um christliche Musik geht, so sind es vor allem die Rapper, die im Moment die Charts stürmen! Genau wie NF ist gerade auch Kendrick Lamar einer der großen Stars, die sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen und dies auch in ihren Songs behandeln. Doch die Sache ist nicht so einfach.

Um gleich zu Beginn die Katze aus dem Sack zu lassen: Nein, Kendrick legt keinen Wert darauf, auf anstößige Sprache zu verzichten. Dies kann man jetzt sehen wie man will. Entweder man verurteilt es und sagt „Aber als Christ darfst du solche Worte nicht verwenden!“, oder man sieht den Hintergrund der Rapszene, die Kendrick überhaupt dahin gebracht hat, wo er jetzt ist und wodurch er viele Menschen mit seiner Botschaft erreicht. Natürlich wäre es mir lieber, er würde brave Sprache verwenden – es würde mir leichter fallen, zu wissen, was ich über ihn denken sollte, also in welche Schublade ich ihn stecken darf: Christ oder Säkular? Das Problem ist, Kendrick Lamar lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken.

Denn Kendrick singt tatsächlich von Jesus. Nicht immer. Nicht überall. Es geht auch um die dunklen Seiten des Lebens. Aber auch um Jesus. Um Vergebung. „I am a sinner who’s probably gonna sin again. Lord forgive me. – Ich bin ein Sünder, der wahrscheinlich wieder sündigen wird. Herr vergib mir.” Das klingt eigentlich schön, was Kendrick da singt oder? Nun, es ist aus dem Song „Bitch Don’t Kill My Vibe“. Ein ähnliches Spiel könnte ich jetzt mit mehreren seiner Songs spielen, aber ich denke, das hat es ziemlich auf den Punkt gebracht.

Also was soll man nun von ihm denken? Im Moment ist er einer der größten Rapper, mit Billboard Chartplatzierungen auf Platz eins und er gibt Gott dafür die Ehre. Andererseits klingt die Sprache, die er verwendet wie die eines… Sünders? Wenn das unser Argument ist, weshalb wir die ganze Sache gleich verteufeln, sollten wir uns vielleicht in Erinnerung rufen, dass König David in der Bibel ein „Mann nach Gottes Herzen“ genannt wird. Derselbe Typ, der eine Affäre hatte und ihren Mann dafür in den Tod schickte. Einer unserer größten Bibelhelden. Wir sind alle nicht fehlerfrei.

Und gerade Leute, die sich mit der Rapszene identifizieren, fühlen sich durch eine solche Sprache angesprochen. Es steckt für sie mehr Echtheit dahinter. Wenn es Lamars Ziel ist, der Gangsta-Szene von Jesus zu erzählen, wieso sollte er dann nicht ihre Sprache sprechen? Es ist natürlich für Leute, die nicht aus dieser Szene kommen total unverständlich, wie das funktionieren soll. Wir sehen hauptsächlich die Dirty Language und sagen, das kann nicht christlich sein. Aber sind wir da nicht ein bisschen vorschnell in unserem Urteil? Ein junger Gangstarap-Fan, der sich näher mit Lamars Songs beschäftigt, kann gerade dadurch Jesus kennen lernen. Ich muss diese Sprache und die Art, wie Kendrick Lamar die Sache angeht, nicht cool finden – aber ich bin mir sicher, dass Gott selbst das für etwas Gutes verwenden kann.

Dear Lord, come save me, the Devils working hard
He probably clocking double shifts on all of his jobs

– aus Kendrick Lamars Song: HiiiPOWER

Text: David Strodl/Foto: Universal Music