Star-DJ Avicii. Jedes Medium redet darüber. Wir ziehen wohl mit. Doch ich möchte keine Spekulationen anstellen, was denn jetzt tatsächlich die Todesursache gewesen ist. Waren es jetzt Drogen, Alkohol, Selbstmord,… Was auch immer. Mir geht es weniger darum, wie er gestorben ist, sondern eher warum.

Tim Berglings Tod ist natürlich im Moment in aller Munde. Ich verstehe ja, dass jeder gerne wissen würde, was denn tatsächlich vorgefallen ist. Aber aus Respekt vor Berglings Familie, die das nicht öffentlich bekannt geben möchte, unterlasse ich hier Spekulationen. Was wir wissen: Laut Polizei scheint niemand anderes an seinem Tod beteiligt gewesen zu sein. Das reicht mir, um mir eine Vorstellung machen zu können. Was genau passiert ist, weiß ich so gut wie jeder andere. Aber wenn ich mir die Biografie des DJs so ansehe, so lässt sich ein klares Muster erkennen: Schuld an Aviciis Tod war höchstwahrscheinlich die Einsamkeit.

Einsam im Mittelpunkt

Er stand ständig im Rampenlicht. Zentrum der Aufmerksamkeit, bewundert von tausenden. Trotzdem war Avicii alleine. Nach acht Jahren im Showgeschäft entschied er sich, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Doch auch das wurde ihm durch das Management erschwert. Für ihn selbst war es die richtige Entscheidung. Schließlich bestand sein Leben nur aus touren und von einem Gig zum Nächsten zu fliegen. Klingt doch cool oder? Wo liegt das Problem? Vielleicht versteht man es, wenn man sich einen DJ so ansieht – alle himmeln ihn an, wie er da auf der Bühne steht. Alleine. Abgeschottet vom Rest der Welt.

 
Auswirkungen des Drucks

Es ist bekannt, dass der DJ mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. Er brauchte den Alkohol, um seine Schüchternheit zu verstecken. Außerdem musste er aufgrund von Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blinddarmdurchbruch und Gallenblasenriss Schmerzmittel nehmen. Er war aufgrund des Stresses körperlich sehr angeschlagen. Panikattacken? Auch mit dabei. Gut, dass er die Notbremse gezogen hat und versuchte, sich aus dem Business herauszukämpfen. Leider wohl etwas zu spät. Ich weiß nicht, ob die Beziehungen zu seinen Ex-Freundinnen vielleicht teilweise deswegen zerbrochen sind, weil er keine Zeit für sie hatte. Ich kann es mir allerdings sehr gut vorstellen. Und somit verabschiedeten sich wahrscheinlich nach und nach seine Sozialkontakte, bis Avicii schlussendlich ziemlich alleine war.

Schau nicht weg

Vermutlich hatte Avicii zur Genüge mit Menschen zu tun. Aber eben nicht persönlich, sondern nur beruflich. Tim Bergling war im Musikbusiness keine Person, sondern eine Geldquelle. Er sagte in seiner Biografischen Doku „True Stories“ sogar: „Als ich mich entschlossen habe aufzuhören, dachte ich, dass mich meine Umgebung unterstützen würde – vor allem nachdem, was ich durchgemacht habe. Ich hätte nie erwartet, dass sie mich zu weiteren Shows drängen werden. Sie sahen doch, wie beschissen es mir ging!“
Ich glaube, dass diese Lektion auch uns betrifft. Vielleicht kennst du eine Person, die einsam ist, der es ähnlich geht wie Avicii. Schau nicht weg. Unterstütze sie, hilf ihr. Du könntest, ohne es zu erwarten, ein Leben retten.

Text: David Strodl/Foto: Universal Music

I got to learn how to love without you
I got to carry my cross without you
Stuck in the middle and I’m just about to
Figure it out without you