Wahre Freunde im Leben zu haben, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Was bedeutet es in einer Zeit von Social Media und digitalen “Friends und Followern” lebensechte Freundschaften zu pflegen?

DebbieText: Debora Werner

In unserem Zeitalter von Social Media und technologischem Fortschritt hat jeder viele „Freunde“. Wir sind durch Instagram, Facebook oder Snapchat vernetzt und haben einen ständigen Einblick darin, was der andere gerade macht oder eher was er der Welt von seinem Leben zeigen will. Ich bin sicher, das Gefühl, eine digitale Freundesliste zu haben, die oftmals mehr als 1000 Personen enthält, ist ein neues Phänomen in der Geschichte. Grundsätzlich denke ich nicht, dass es etwas Negatives ist, mit vielen Menschen über Social Media in Kontakt zu sein. Es ist schön, besonders mit den Freunden, die man nicht oft sieht oder die weit weg wohnen, verbunden zu bleiben und wichtige Momente im Leben durch Fotos und Videos zu teilen. Doch ich frage mich, ob wir nicht unsere „echten Freundschaften“ manchmal vernachlässigen, weil es anscheinend einfacher geworden ist, über das Internet in Kontakt zu bleiben. Gerade jetzt nach der Corona-Krise haben wir sicherlich gemerkt, was für ein Vorteil die Sozialen Netzwerke für uns sein können, da wir auch während der Ausgangssperre mit unseren Freunden in Kontakt bleiben konnten. Doch ich denke, was uns diese Zeit der Isolation auch gelehrt hat, ist die Wichtigkeit und Bedeutung von lebensechten Freundschaften. Mir persönlich haben meine Freunde während der Isolation gefehlt und Social Media konnte nicht einmal annähernd das Bedürfnis nach echtem, persönlichem Austausch stillen. Und das ist auch ganz normal. Wir Menschen sind für Freundschaften, Beziehungen und Gemeinschaft gemacht. Deshalb möchte ich uns besonders in der jetzigen Zeit, wo wir uns wieder mit unseren Freunden treffen können, dazu ermutigen, wirklich in unsere Freundschaften zu investieren, das Handy wegzulegen und einfach Zeit mit denen, die uns wichtig sind, zu verbringen. Ich denke, es geht nicht darum, so viele Freunde wie möglich zu haben, sondern einige gute Freunde, mit denen man ehrlich über sein Leben sprechen kann. Und oft wachsen solche Freundschaften erst mit der Zeit, mit vielen guten Gesprächen und verbindenden Momenten. Es könnte sein, dass die sozialen Netzwerke manchmal dazu beitragen, dass Freundschaften nicht wachsen oder gar nicht erst entstehen können, da wir schon zu sehr daran gewöhnt sind, unsere Freundschaften hauptsächlich über unser Handy zu managen. Aber wenn es uns einmal schlecht geht, ist es höchst wahrscheinlich nicht Instagram oder Facebook, was uns wiederaufbauen wird. Viel eher wird uns ein echter Freund, der unser Leben und auch unsere Probleme kennt, trösten können. Und auch wenn wir mal wirklich gut drauf sind, lachen und das Leuchten von wahrer Freude in den Augen der anderen sehen, wird das wohl eher im realen Leben und nicht im digitalen Raum passieren. Warum suchen wir also nicht mehr nach diesen echten, tiefen Momenten, in denen wir uns geliebt und geschätzt fühlen? Ich hoffe, dass wir in Zeiten wie diesen nicht verlernen, was es bedeutet, eine wahre Freundschaft zu führen und diese zu pflegen, auch wenn es manchmal schwer wird. Ein echter Freund alleine ist Gold wert und kann durch keine Anzahl von Followern oder Facebookfriends je ersetzt werden.