Am Dienstag, den 2. November 2020, wurde Wien und seine Bevölkerung erschüttert. Das, was sich als Anschlag der Terrormiliz IS herausstellte, nahm uns den Atem, aber nicht die Hoffnung. Um meinen Atem wieder zu erlangen, unternahm ich einen lyrischen Spaziergang.

AnnalenaAnnalena Schuh

Mittwochabend. Zwischen Hundehaufen und Zigarettenqualm hör ich meine Gedanken wie den dumpfen Donner schallen.  Ich sehe staubige Straßen, ich vermisse saubere Tische; suche Leute, die sich tummelten, gestern noch hier bummelten.

Voll Vertrauen – will ich mich nach oben wenden und schauen, doch alles was ich sehe sind schwarze Fahnen, halb gemastete Republiksrepräsentationen, überbringen die Nachricht auch bis zum Letzten der 1.8 Millionen.

Kann der Hoffnungs-zauber reichen, wird die Trauer je weichen? Wird der schwere Stein von meinem Herzen ab- springen, und mein Blutzirkulationsorgan zu den alten Tänzen zurück finden?  Können die blutverzierten Plätze zu hoffnungsvollen Orten werden-wo wir jetzt recycelte Glasvasen basteln, aus den Trümmern, den Scherben? 9 Minuten Stillstand, 540 Tausend Millisekunden Aktion – danach: Atemverlust einer Nation; Re-aktives Herzzerbrechen, Schmerzen die lang weiter stechen.

Hallo Welt, sag mir: Wie ist es um dich bestellt?
Trauerst du, oder denkst du nur?
Räsonierst du über das, was dir grad widerfuhr?
Ist es ein Stillstand, oder Windstille?
Liest du „Morgen“ nur durch die Trauerbrille?
Oder suchst du nach Hoffnungsschimmern, siehst du Licht zwischen den Trümmern?

Zwischen Donnerschall und Regentropfen sehe ich das Licht einfallen, und langsam aber ziemlich sicher kann ich wieder Hoffnung schöpfen.