Schluss. Aus. Vorbei. Die Beziehung ist beendet und die Tränen fließen. Ja, lieber Gott, wo bist du jetzt? Es hieß doch, dass mein Leben in deiner Hand liegt! Das zeigt’s ja wohl nun deutlich: Das Leben ist eben doch nur Schicksal.

Vielleicht ist es einfach wieder einmal ein Schicksalsschlag. Ja, das Wort Schlag trifft die Sache gut, aber was ist dieses Schicksal eigentlich? Auf jeden Fall ist es etwas, das an niemandem spurlos vorübergeht. Es ist ein Ereignis, das man im Leben erfährt, ohne dass man es geplant hat und ohne dass man es beeinflussen kann. Es ist etwas, das einem im großen Stil prägt und dem Leben eine Richtung gibt. Je nach dem natürlich, wie übel einem das Schicksal mitspielt, oder aber auch wie gut es das Schicksal mit einem meint. Aber diese Erkenntnis ist ja nichts Neues. Wohl schon eher die Frage, ob dieses sogenannte Schicksal zufällig passiert oder nicht? Die schlechten Erfahrungen im Leben scheinen es zu zeigen: Das Leben unterliegt dem Zufall. Weiter gedacht hieße das aber, dass damit auch die Welt bloß ein Produkt des Zufalls wäre. Ehrlich gesagt, ein recht trostloser Gedanke.

Kein Gott bedeutet zugleich auch kein Sinn. Ist mein Leben deswegen sinnlos? Wow, das wäre ja echt traurig. Und wenn es doch eine höhere Macht gibt, vielleicht sogar einen lieben Gott? Als Christen glauben wir, dass Gott den Menschen auf geheimnisvolle Weise führt. Dass das Leben eines jeden Menschen in Gottes Hand liegt. Und es gibt keinen Augenblick, in dem etwas aus diesen seinen Händen fällt.

Weiß Gott im Vorhinein, was passiert?

Eigentlich ist es ziemlich einfach. Wir glauben tatsächlich, dass Gott alles weiß. Somit sieht er auch voraus, was der Mensch tun wird. Aber sein Sehen ist nicht bloß ein passives Zuschauen. Was Gott voraussieht, hat er damit vorausgeordnet, vorausgesegnet und in seine Pläne einbezogen. Der Gedanke mag kompliziert sein, aber nur, weil wir einen entscheidenden Denkfehler begehen: Bei Gott gibt es keine Zeit. Vor Gott sind alle Zeiten zugleich, er steht sozusagen über der Zeit. Hm, klingt ziemlich unlogisch. Stimmt, ist es aus unserer Sicht auch. Es gibt viele Dinge, die wir Menschen nicht verstehen. Ziemlich viel, um ehrlich zu sein. Dennoch wissen wir eins mit Sicherheit: Gott meint es gut. Die Pläne Gottes führen immer zum Guten. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die „Warum – Frage“ kann oftmals erst viel später beantwortet werden, manchmal auch gar nicht. Und doch ist es immer der Superplan Gottes.

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Ein Superplan mit Fehlern?

Das hört sich ja soweit alles schön und gut an. Aber gehören Naturkatastrophen oder Kriege auch zu diesem Superplan? Oder handelt es sich hierbei vielleicht doch wirklich um ein zufälliges Schicksal? Oder gar um einen Superplan, der vielleicht doch nicht so super ist…? Auf der anderen Seite sagt man, dass Gott gut ist. Er kann also nicht zugleich auch böse sein. Das wäre ja paradox. Fehler kann er auch nicht machen, denn sonst wäre er nicht mehr Gott. Das Leid an sich hat keinen Sinn, Gott aber kann einen Sinn daraus machen. Gott kann also das Leid in seinen Superplan integrieren und sogar benutzen, um noch etwas Besseres daraus zu machen.

Trotzdem, Leid bleibt Leid. Das stimmt. Manche Situationen sind auch einfach mehr als furchtbar. Doch Gottes Antwort auf das Leid ist, dass er den Weg mit uns geht. Er ist da. Er trägt das Leid mit uns. Und so gibt es die Erfahrung, dass wir trotzdem einen inneren Frieden spüren können, obwohl es uns nach außen hin schlecht geht. Der Superplan, den Gott letztlich mit jedem Menschen vorhat, ist die Liebe. Wir dürfen an der unendlichen Liebe, die Gott lebt, teilhaben. Diese extremste Form der Liebe erfüllt uns so sehr, wie wir es uns nicht einmal in unseren tiefsten Sehnsüchten vorstellen können! Und manchmal ist es so, dass eine solche Liebe gerade in Schicksalsschlägen und Leid zum Vorschein kommt, wo Menschen zusammenhalten und aufeinander zugehen. Noch mal: Gott will das Leid nicht. Aber er lässt es vielleicht zu, damit wir noch mehr in der Liebe wachsen.

Der Mensch als Marionette?

Gott weiß, was passieren wird. Gott hat für jeden Menschen einen Plan. Gott lässt Schicksalsschläge zu. Aber kann der Mensch sein Leben beeinflussen? Sind wir überhaupt frei? Oder passiert ohnehin alles genau nach Plan? Wie ist das mit unserem freien Willen…?
Im Youcat heißt es deutlich: „Freiheit ist die von Gott geschenkte Kraft, ganz aus sich selbst handeln zu können; wer frei ist, handelt nicht mehr fremdbestimmt.“ Es ist also nicht so, dass wir tun können, was wir wollen, und es geschieht ohnehin alles wie vorherbestimmt. Dann wären wir nicht frei. Die Freiheit des Menschen besteht darin, sich für das Gute oder das Schlechte zu entscheiden. Und diese Entscheidung bleibt immer beim Menschen, er kann Ja und Nein sagen. Auf diese Weise beeinflusst der Mensch sein Leben, oder wenn man so will, sein Schicksal. Gott beraubt den Menschen nicht der Freiheit, aber er will ihn zur Freiheit führen, zu einem guten Schicksal.

Der Superplan ist Teamwork

Das Verrückte an Gottes Superplan ist, dass er aus Teamwork besteht. Der unendliche, allmächtige Gott, der außerhalb der Zeit steht, möchte uns kleine Menschleins in seinem Team haben. Er möchte, dass wir Verantwortung übernehmen, dass wir mitentscheiden können, auch auf die Gefahr hin, dass sein Sohn deswegen sterben muss. Das ist letztlich die Antwort Gottes auf das Schicksal. Ihm ist unsere Freiheit so wichtig, dass er lieber sein Leben hingibt, als uns zu etwas zu zwingen. Unser Schicksal, oder vielmehr der Plan für unser Leben ist, zur extremen Liebe zu gelangen. Zur Liebe, wie Gott liebt. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass wir alles, was uns im Leben passiert, benutzen können, um dahin zu kommen. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Schicksalsschläge. Das heißt nicht, dass es einfach ist. Aber wir wissen, dass wir immer wieder von Gott getragen werden, wenn wir Ja zu ihm sagen.