Mal wieder schlechte Laune? Oder fühlst du dich down? Stimmungsschwankungen kennt jeder. Doch sollte man sich von ihnen nicht unterkriegen lassen. Wir Christen sind nämlich Menschen der Freude.

Der Wecker klingelt. Noch im Halbschlaf taste ich mit meiner Hand den Fußboden ab, bis ich das dumme Ding gefunden habe. Schlummermodus, endlich wieder Ruhe. Einmal umdrehen. Decke über den Kopf und Augen zu. Doch das nächste Klingeln lässt nicht lange auf sich warten.  Und nun gibt’s kein Zurück mehr. Aufstehen! Müde richte ich mich auf. Leicht blinzelnd werfe ich einen kurzen Blick aus dem Fenster. Wieder einmal ist es grau und nass. Auf der Straße hat sich der Schnee zu einer riesigen matschigen Pfütze verwandelt. Am liebsten würde ich daheim bleiben. Schlecht geschlafen hab ich auch noch. Es dauert eine Weile, bis ich fertig bin und die Haustür hinter mir zuziehe. Unmotiviert stampfe ich durch den Matsch. Der kalte Wind peitscht mir ins Gesicht. Auch das noch. Meine Laune ist sowieso schon im Keller. Genervt grüble ich vor mich hin. Es ist doch immer dasselbe. Ich fühle mich mies, lustlos und leer. Und dann bin ich unzufrieden, weil ich mich so schlecht fühle. Kann ich nicht einfach glücklich sein? Sollte ich nicht glücklich sein? Christen sind doch Menschen der Freude. So ähnlich hat es zumindest unser Papst gesagt. Irgendwie scheint das bei mir nicht so zu funktionieren. Solche „Depri-Phasen“ kennt jeder. In der kalten Jahreszeit kommt dann noch schnell dazu, dass uns das Wetter aufs Gemüt schlägt. Wir fühlen uns down. Auf einmal ist alles viel schlimmer als sonst. Und auf die Frage, ob wir glücklich sind, kommt nur ein wages Schulterzucken. Doch sollte es bei uns Christen nicht anders sein? Sollten wir uns nicht immer glücklich fühlen, weil wir doch eigentlich Gott gefunden haben?

Down sein ist ok

Es ist wahrscheinlich einmal hilfreich zu wissen, dass es ok ist, sich auch mal schlecht zu fühlen. Auch als Christ. Wir Menschen sind eben eine Kombination aus Körper, Psyche und Geist und genauso wie der Körper manchmal müde ist, können wir in unseren Gefühlen, im psychischen Bereich, mal müde sein. Allerdings ist es wichtig nicht in dieser Downphase zu verharren, so wie wir ja auch bei körperlicher Müdigkeit etwas dagegen tun, um wieder fit zu werden. Sofern keine ernsthafte Depression vorliegt, sind wir auch sehr wohl in der Lage, selbst etwas gegen das Stimmungstief zu unternehmen. Im Markusevangelium (Mk 5,42) gibt es eine Geschichte, wo Jesus zu einem Mädchen kommt, welches bereits gestorben ist, und er sagt zu ihr das bekannte Wort: „ Talita kum!“ Das ist hebräisch und bedeutet: „ Mädchen, steh auf!“ Und tatsächlich, sie steht wieder auf. Eine Geschichte aus der Bibel gilt aber stets genauso für uns, und so möchte Jesus auch zu uns immer wieder sagen: „Steh auf!“ Besonders dann, wenn wir uns schlecht fühlen. Aufzustehen ist nicht immer einfach. Und es ist gerade am Anfang eine Sache des Willens und nicht des Gefühls. Wenn wir gläubig sind, meinen wir nämlich oft, dass wir uns immer toll fühlen müssen bzw. glauben uns nur dann von Gott getragen, wenn es uns innerlich leicht fällt und wir das spüren. Aber der Glaube ist letztlich nicht das, was wir mit unseren Gefühlen spüren. Häufig ist unser Glaube vielmehr ein Wissen. Ein Wissen, dass es Gott gibt und er uns liebt. Interessant ist es, dass Papst Franziskus in einer seiner Predigten davon spricht, dass auch die Freude selbst nicht immer eine Sache des Gefühls ist…

„Was ist das, diese Freude? Ist es Fröhlichkeit? Nein. Das ist nicht dasselbe. Fröhlich und heiter sein ist gut, aber die Freude ist eine andere Sache, sie ist mehr, sie ist nicht stimmungsabhängig, sie stammt nicht aus dem Moment, sondern sie geht viel tiefer. Die Freude ist ein Geschenk des Herrn. Sie erfüllt uns von innen her. Ein freudiger Mensch ist ein sicherer Mensch. Er ist sicher, dass Jesus immer bei uns ist. Die Freude ist eine Gnade, die wir vom Herrn erbitten müssen. Bitten wir den Herrn um diese Gnade, dieses Geschenk des Heiligen Geistes. Die christliche Freude, weit weg von der Traurigkeit, weit weg von der einfachen Fröhlichkeit, sie ist etwas anderes, sie ist eine zu erbittende Gnade.“ (Papst Franziskus)

Der Papst spricht von der Freude als Gnade, also als Geschenk von Gott. Und wie erhalten wir diese Gnade? Zunächst müssen wir uns ehrlich fragen, ob wir unseren Glauben überhaupt wirklich leben? Bete ich? Gehe ich zur Messe? Lese ich in der Bibel? Gehe ich regelmäßig zur Beichte? Wie fast bei allen Dingen, reicht es auch hier, wenn wir den Weg Schritt für Schritt gehen. Step by step. Wer normalerweise nicht so viel mit dem Glauben zu tun hat, muss nicht das Gefühl haben, gleich morgen schon stundenlang in der Kirche sitzen zu müssen. Lieber klein anfangen.

Gott ist niemals weiter weg als ein Gebet. Regelmäßiges Beten bewirkt wahre Wunder und heilt die Seele langsam aber sicher. Selbst wenn es anfangs noch kurz ist! Doch auch hier ist es nicht so, dass wir beim Beten irgendwelche großartigen Gefühle haben müssen. Es ist vielmehr eine Sache des Vertrauens. Mit Gefühl oder ohne, jedes Gebet ist gehört, kraftvoll und verändert. Und mit der Zeit und im Rückblick dürfen wir sehen, was sich durch das Gebet tatsächlich verändert hat – „ Talita kum!“ Dran bleiben heißt daher die Devise, auch dann wenn man nichts spürt und sich down fühlt. Das heißt Glauben. Und um die Freude, die tiefer geht als Gefühl, dürfen und müssen wir bitten, wie Papst Franziskus uns ermutigt. Also, tun wir das doch. Jeden Tag neu. Und seien wir dabei nicht zufrieden mit Mittelmäßigkeit, sondern streben wir nach mehr! Die echte Freude ist noch mehr als Gefühl.