Wir hoffen alle, dass unser Leben gut wird. Dass es gelingt. Und gleichzeitig sehen wir überall, dass es nicht so einfach läuft. Ist Hoffnung nur eine Wunschvorstellung? Eine Vertröstung auf ein Später?

Was gibt es Schöneres, als in die Natur hinaus zu gehen? Und so unternimmst du mit deinen Freunden eine Wanderung. Die Sonne scheint, die Wälder blühen, die Täler grünen… Euer Ziel ist die Himmelraststätte im Engelstal, wo ihr gehört habt, dass es dort das beste Hirschragout mit Preiselbeeren geben soll. Alles so weit so gut. Das Dumme ist nur: Keiner von euch ist schon mal dort gewesen und Wanderkarte habt ihr auch keine. So geht ihr mal frohen Mutes drauf los, bis ihr zur ersten Waldkreuzung kommt. Jetzt ist guter Rat teuer. Es gibt zwar tausend verschiedene Markierungen, doch welche führt zum Hirschragout?

Es bleibt euch nichts übrig, als den Weg zu wählen, der euch am sinnvollsten erscheint. Aber die Zeit vergeht und noch immer keine Raststätte in Sicht. Dafür sind die Blasen an euren Füßen schon zu einer beträchtlichen Größe herangewachsen. Die Sonne, die euch vorher so wunderbar vorgekommen ist, scheint nun erbarmungslos auf euch niederzubrennen. Der Wald sieht auf einmal überall gleich aus. Nur Bäume, wohin man blickt. Ihr seid müde, erschöpft. Niemand hat mehr Lust weiterzugehen. Wer weiß, gibt es die Himmelraststätte überhaupt? Die Hoffnung auf das Hirschragout ist gleich Null.

Auf einmal kommt ein Wanderer aus der Gegenrichtung. Woher er kommt? Direkt von der Himmelraststätte! Die ist gar nicht mal mehr so weit weg, sagt er. Er könne euch gern dorthin begleiten! Auf einmal spürt ihr wieder Kraft in euren Beinen. Dieser jemand sagt, dass es die Himmelraststätte gibt und dass es nicht mehr weit ist! Auf dem Weg erklärt er euch die verschiedenen Markierungen, wie diese zu lesen sind. Plötzlich ist die Hoffnung wieder da. Freude erfüllt euer Herz. Alles wird gut!

Anders leben

„Wer Hoffnung hat, lebt anders.“ Das hat Papst Benedikt in seiner Enzyklika „Spe Salvi“ vor einigen Jahren geschrieben. Wir kommen uns in unserem Leben auch oft so vor, als würden wir ohne Wanderkarte durch den Wald laufen. Eigentlich wollen wir alle unser Ziel erreichen und doch gibt es so viele Hindernisse und Schwierigkeiten. Wir haben Angst, dass unser Leben nicht gelingt.

Das Entscheidende in unserem Glauben ist die Hoffnung, so sagt Benedikt. Viele verstehen diese Hoffnung heute oft als etwas total Unsicheres und Ungewisses, eine Vertröstung auf etwas, das es nicht gibt. Religion ist „nur etwas für Leute, die ihr Leben nicht checken“. Aber ist es nicht vielmehr wie bei der Raststätte? Ist die Raststätte etwas Ungewisses oder eine bloße Vertröstung, nur weil sie noch niemand gesehen hat? Nein. Wir können gerade deshalb hoffen, weil sie real ist. Und wir wissen das, weil es uns jemand gesagt hat, der gerade von dort kommt. Eine solche Hoffnung bewirkt, dass wir auf einmal lebensfroh und voller Energie werden.

Dieser Jemand aus unserer Geschichte ist in unserem wirklichen Leben Jesus Christus. Er kommt uns nicht nur entgegen, er begleitet uns auch auf unserem Weg, der oft so durcheinander scheint. Er geht mit uns. Papst Benedikt sagte auch einmal in einer Weltjugendtagsbotschaft: „Die Hoffnung ist nicht nur ein Ideal oder ein Gefühl, sondern eine lebendige Person: Jesus Christus, der Sohn Gottes. Der lebendige Gott ist Christus, der auferstanden und in der Welt gegenwärtig ist. Er ist die wahre Hoffnung: der Christus, der mit uns und in uns lebt und uns ruft, an seinem ewigen Leben teilzuhaben.“

Das ist die gute Nachricht an unserem Glauben: Wir können darauf hoffen, dass „alles gut wird“, weil jemand jetzt mit uns den Weg geht. Und weil diese Hoffnung gewiss ist, gibt sie uns eine große Freiheit und Freude. Nicht erst dann später, sondern jetzt schon. Benedikt schreibt: „Wenn wir nicht allein sind, wenn er (Gott) bei uns ist, wenn er unsere Gegenwart und unsere Hoffnung ist, warum sollten wir uns dann fürchten?“

Gott begegnen? Wie das?

Wer sagt mir aber, dass nicht alles nur Einbildung ist? Das ist eine berechtigte Frage. Immerhin können wir Gott nicht sehen und nicht angreifen. Die Hoffnung bei unserer Waldwanderung war erst da, als wir dem Wanderer begegnet sind. Bei Gott ist das auch so. Wir müssen ihm tatsächlich begegnen. Erst dann beginnt die Hoffnung in uns zu brennen. Aber es ist wie bei unserem Wanderer. Er kommt uns entgegen. Gott kommt uns entgegen und begegnet uns, nicht aber in einer äußerlichen Weise. Er begegnet uns innerlich und trotzdem ganz wirklich.

Aber wie geht das? Der emeritierte Papst stellte genau diese Frage in seiner Botschaft an uns Jugendliche: „Nun könntet ihr mich natürlich fragen: Wie kann ich ihm heute begegnen? Oder vielmehr: Wie nähert er sich mir?“ Die Antwort von Papst Benedikt lautet: durch das Gebet. Durch das Beten kann man mit Gott vertraut werden. „Es gibt viele Arten, mit ihm vertraut zu werden; es gibt Erfahrungen, Gruppen und Bewegungen, Begegnungen und Wege, um beten zu lernen und so in der Erfahrung des Glaubens zu wachsen. Nehmt an der Liturgie in euren Pfarrgemeinden teil und stärkt euch am Wort Gottes und an der aktiven Teilhabe an den Sakramenten.“
„Wer die Hoffnung hat, lebt anders“, sagte Papst Benedikt. Was ist aber nun, wenn wir als gläubige Menschen jetzt gar nicht „anders leben“? Vielleicht müssen wir uns einmal selbst fragen: Wie groß ist unsere Hoffnung? Wie groß ist eigentlich unser Glaube? Bemühen wir uns um die regelmäßige Begegnung mit Christus im Gebet? Oder einmal anders gefragt: Glaubst du als gläubiger Mensch, dass in deinem Leben alles gut wird? Hast du diese Hoffnung?

Als Christen haben wir diese sichere Hoffnung, dass unser Leben gelingt, dass alles gut wird. Das bedeutet nicht, dass alles so wird, wie wir uns das vorstellen. Es bedeutet vielmehr, dass wir glücklich werden, genau in den Umständen, die unser Leben bringt. Benedikt schreibt: „Der wahre Christ ist nie traurig, auch wenn er mit Prüfungen verschiedener Art konfrontiert wird. Die Gegenwart Jesu ist nämlich das Geheimnis seiner Freude und seines Friedens.“ Kurz: Das Geheimnis der Hoffnung ist die Gegenwart Jesu in unserem Herzen. Es liegt an uns, ihn dort hineinzulassen. Und dann kannst du es selbst entdecken, wie dein Leben jeden Augenblick langsam immer mehr und mehr gelingt.

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