Die Beziehung aufzugeben, um es dem Partner zu ermöglichen, glücklicher zu werden. Was für ein nobler Gedanke, nicht wahr?

Diese Collaboration hätte wohl kaum jemand erwartet. Future-Bass und Trap DJ Marshmello zusammen mit Indie-Rock Band Bastille. Das Ergebnis? Ein Song über die Liebe. Genauer gesagt, über Liebe die losgelassen werden muss. Es handelt sich um eine Toxic Relationship.

Aber was genau ist eine Toxic Relationship? So eine richtig genaue Definition gibt es nicht. Im Groben und Ganzen ist es eine Beziehung, die zumindest einem der Partner, wenn nicht sogar beiden nur Schwierigkeiten bereitet und kaum Gutes hervorbringt. Dies kann sich in vielerlei Art und Weise ausdrücken. Übertriebene Eifersucht wo sie nicht angebracht ist, passive Aggression, die Fehler des anderen in der Beziehung zu zählen, jede Möglichkeit nutzen, um nicht miteinander über das Problem zu reden… Oftmals sind es viele dieser Dinge in Kombination.

Nun, wenn man sich in einer schädlichen Beziehung befindet, dann ist die noble Reaktion doch, den Partner endlich gehen zu lassen. Es funktioniert einfach nicht. Am besten, der Partner sucht sich jemanden, bei dem solche Sachen nicht passieren. Genau das ist die Aussage dieses Liedes. Wenn es zwischen Liebhabern nicht funktioniert, sollen sie sich einfach jemand anderes suchen. Einen Partner, mit dem sie glücklicher sind. „I want to see you smile but know that means I have to leave. – Ich möchte dich lächeln sehen, doch ich weiß, dass das bedeutet, dass ich gehen muss.” Wie sehr muss diese Person ihren Partner lieben, um so etwas Selbstaufopferungsvolles zu tun?

 

Naja… Ich mag sowohl Marshmellos, als auch Bastilles Musik, aber manchmal muss man Schwachsinn beim Namen nennen. Es gibt bestimmt Fälle, in denen es sinnvoller ist, die Beziehung aufzugeben. Aber dann für dich selbst und nicht aus Liebe zum Partner. „I want you to be happier“ klingt ein wenig nach einer faulen Ausrede um die Beziehung aufzulösen und das noch als heroische Tat abzutun. Wirkliche Liebe wäre, an der Beziehung zu arbeiten. Viele der Probleme die in einer toxischen Beziehung auftreten sind nicht einfach bei einem Partner da und bei einem anderen nicht. Es sind gängige Probleme in Beziehungen. Es erfordert ein an-sich-selbst-und-an-der-Beziehung-arbeiten-wollen. Es erfordert offenes Gespräch und wirkliches Zuhören. Und vermutlich auch Geduld. Die Beziehung wird nicht von einem Moment auf den anderen repariert sein. Es dauert seine Zeit.

Vermutlich ist ein Grund für die hohe Scheidungsrate in der Gesellschaft diese gängige Meinung, dass Beziehung keine Arbeit erfordert, sondern einfach bei manchen Paaren „passt“ und bei manchen nicht. Es gibt nicht den oder die „Eine/n“. Den Partner, mit dem dann alle Probleme gelöst sind und du endlich keine Probleme in der Beziehung mehr haben wirst. Wenn du diese Vorstellung von deinem zukünftigen Partner hast, so wird dieser dich recht bald enttäuschen und diese Beziehung wird sich auch recht bald zu einer toxischen Beziehung entwickeln. Du wirst nicht darum herumkommen, an deiner Beziehung zu arbeiten. Das schließt auch, an dir selbst zu arbeiten mit ein!

Text: David Strodl / Bild: Universal Music