Warum? Das war wohl der erste Gedanke, der mir am ersten Tag meiner Challenge am frühen Morgen durch den Kopf schoss. Ich hatte mich entschieden, eine Woche nicht zu schlummern. Und das war für mich eine wirkliche Challenge, denn eins meiner größten Hobbies ist wohl tatsächlich das Schlummern.

Doch zuerst einmal, wie kam es dazu? Ich wollte eine Challenge, die zwar schwer, aber machbar war. Im Büro las David einen Teil aus dem Buch „Resisting Happiness“ vor. Darin stand, dass man bereits die erste Niederlage am Tag erlebte, wenn man auf Schlummern drückt. Das bedeutete für mich, täglich eine zwischen 20 Minuten und 1,5 Stunden lange Niederlage zu durchleben. Und ich hatte diese Niederlage auch noch immer so genossen! Das brachte mich zum Nachdenken. Konnte ich überhaupt aufstehen, ohne zu schlummern? War es wirklich eine Niederlage, die meinen Tag negativ beeinflusst? Ich musste es definitiv herausfinden.

Tag 1
Es war ein Feiertag. Jedoch bekam ich über das verlängerte Wochenende Besuch und bei mir zuhause sah es noch nicht sehr einladend aus. Ausschlafen war also nicht dran. Ich war zwar nicht so müde, wäre aber trotzdem gerne ein paar Minütchen noch liegen geblieben, einfach der Gewohnheit zuliebe. Dann eben nicht. Erster Erfolg! So richtig erfolgreich fühlte ich mich trotzdem nicht, ich war ja auch nicht so müde. Aber egal, auch wenn die Situation vielleicht nicht so schwer war- geschafft ist geschafft!

Tag 2
Über das Wochenende hatte ich Besuch. Immer, wenn ich nicht alleine bin, fällt es mir leichter, gleich aufzustehen. Ich will ja die anderen mit dem andauernden Lärm meines Weckers nicht unnötig aufregen. Ist ja nicht jedermanns Sache, noch länger als erwartet im Bett zu bleiben.

Tag 3
Immer noch Besuch da. Aber fünf Minuten wären schon sehr gut. Mir ist fast schon ein bisschen übel, wenn ich gleich aufstehe. Da muss ich mich eindeutig erst daran gewöhnen. Nachdem ich drei Tage in Folge sofort aufgestanden bin, bin ich doch fast ein bisschen stolz auf mich.

Tag 4
Heute ist es schon schlimmer. Ich bin wieder allein zuhause und so müde, dass ich am liebsten den Wecker abstellen und den ganzen Tag verschlafen möchte. Aber der Gottesdienst und die Challenge lassen es nicht zu. Raus aus den Federn.
Wie kam es eigentlich dazu, dass ich so gern schlummere? Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ich damit angefangen habe. Probleme mit dem Aufstehen in der Früh hatte ich ja schon immer, aber eventuell ist es wirklich etttwwaaas eskaliert. Bis jetzt habe ich den Wecker einfach sehr früh gestellt und dann am Morgen entschieden, wann ich eigentlich tatsächlich aufstehen muss, um rechtzeitig fertig zu werden. Bis dorthin konnte ich Schlummern. Schlummerausnahmen gab es bis jetzt nur an Prüfungstagen, wo noch schnell was ins Hirn musste (Vielleicht die nächste Challenge – rechtzeitig zu Lernen beginnen…).

Tag 5
Warum? Darf man in einer Challenge scheitern? ICH WILL NICHT AUFSTEHEN!!! Natürlich tue ich es trotzdem, ich nehme die Challenge ja ernst und will sie vor allem schaffen. Ich bin stärker als die Müdigkeit! Und das Aufstehen beim ersten Weckerläuten hat auch seine Vorteile. Ich habe festgestellt, dass ich zwar nicht munterer bin, aber auch nicht müder. Was definitiv für das Aufstehen spricht, ist, dass ich viel mehr Zeit habe. Kaffee trinken und Bibel lesen werden wieder zum Genuss. Aber Schlafen ist es doch auch!!!

Tag 6
Meine neue Taktik ist, am Abend zuvor früher schlafen zu gehen. Aber heute hilft auch das einfach NICHTS mehr. Obwohl das Aufstehen dann im Nachhinein eh nicht so schlimm war, möchte ich einfach lieber liegen bleiben. Ein bisschen noch, nur 5 Minuten. Über den Tag nachdenken, ein bisschen noch träumen. Es muss niemand davon erfahren… NEIN! Aufstehen.

Tag 7
Ich will es noch immer nicht. Es ist der letzte Tag, aber ich kann nicht. NEIN! Ich will nicht. Ich will liegen bleiben. Und der Wecker war so früh gestellt, ich könnte es mir leisten… aber es ist der letzte Tag. Ich schaffe es!
Während ich zwei Minuten später unter der Dusche stehe, ist es gar nicht mehr so schlimm. Und als ich später ziemlich viele Sachen vor der Arbeit erledige, bin ich eigentlich auch relativ fit. Cool, wie viel ich heute Morgen schon machen konnte. Wenn ich nicht an die Challenge gedacht hätte, ich wäre sicher ewig liegenbleiben und würde jetzt nicht an diesem Text schreiben können.

Also… Das Wort dieser Woche war leider NEIN. Ich wollte nicht aufstehen. Aber ich habe es geschafft und freue mich wirklich darüber. Es war wirklich eine starke Challenge für mich und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diesen frühmorgendlichen Sieg beibehalten möchte. Aber zusammenfassend gibt es tatsächlich einige Vorteile: Ich war produktiver als sonst, wacher im Kopf und ich hatte sehr viel Zeit geschenkt bekommen. „Als Gott die Zeit schuf, machte er genug davon“. Dieser Spruch aus Irland begleitet mich noch nicht so lange. Doch bis jetzt war dieses Zitat immer nur eine schöne Wunschvorstellung.
Aber durch das sofortige Aufstehen hatte ich plötzlich viel mehr Zeit. Und diese Zeit nutzte ich. Endlich wieder Zeit für Gebet, Bibellesen und Kaffee trinken, das nicht schnell schnell gehen musste. Vielleicht konnte ich die Zeit auch besser nutzen, weil ich Zeit hatte, für einen gelingenden Tag zu beten. Vielleicht war es auch der morgendliche Aufsteh-Schock, der mich im Kopf munterer gemacht hat.
Am Tag nach der Challenge werde ich mir einen Schlummer Tag gönnen. Mal sehen, wie dieser im Unterschied verläuft. Vielleicht werde ich ja tatsächlich noch zur Siegerin über den Morgenschlummer. Aber letztendlich denke ich, dass Schlummern nichts Schlechtes ist. Aber wie bei vielen Dingen im Leben, sollte das richtige Maß gefunden werden. Und eine Stunde oder mehr sind einfach zu viel (für mich). Ich muss nicht immer produktiv sein, aber ich möchte Zeit für die wichtigen Dinge haben. Und die muss man sich manchmal erkämpfen. Leider weiß ich, dass es für mich keinen Mittelweg geben wird. Entweder ich schlummere immer oder nie. Ich denke, ich werde beides noch einmal testen ( 😉 ) und dann entscheiden.

Text: Lydia Mitterbauer/Foto: Istockphotos