Die mysteriöse Frau. Es ist schon bedeutsam: Jeweils am Anfang und am Ende der Bibel, der Heiligen Schrift, ist von einer geheimnisvollen Frau die Rede. Sie soll etwas mit der Rettung der Welt zu tun haben. Aber was? Und wer ist diese Frau? Bei allen wichtigen Ereignissen in der Bibel tritt diese „Frau“ in Erscheinung. Es ist wie ein Code. Der Maria-Code. Wir haben es für euch aufgedeckt…

Die Vorgeschichte

Wir kennen die Geschichte: Der gefallene Engel Lucifer, der Teufel, kommt in Gestalt einer Schlange zu Eva mit der verlockenden Ankündigung, wie Gott sein zu können. Eva sagt Ja zum Teufel und somit Nein zu Gott. Sie zweifelt an Gott. Genauso auch Adam. Der „alte Adam“ und die „alte Eva“ sind gefallen. Der Tod ist in die Welt gekommen. Aber ein „neuer Adam“ und eine „neue Eva“ werden das Schicksal wieder wenden.

Die Verheißung

„Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf (Gen 3,15).“ Hier hören wir zum ersten Mal von dieser geheimnisvollen Frau und von dem Sieg, ohne dass wir erfahren, wer diese Frau ist. Im Buch Genesis am Anfang der Bibel, nach dem Sündenfall spricht Gott diesen Satz zur Schlange, zum Teufel. Eine geheimnisvolle Verheißung vom Sieg, bei dem eine Frau eine wesentliche Rolle spielen wird.

Die Prophetie

Seit dieser Ur-Verheißung wartet das Volk Israel auf die Erlösung. Es ist die Geschichte des Alten Testaments. Einen Lichtblick gibt es im Buch des Propheten Jesaja. Hier sagt der Prophet über die kommende Rettung: „Seht die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben (Jes 7,14).“ Eine Frau und ihr Nachkomme – die Erfüllung der Ur-Verheißung.

Die Verkündigung

Und wieder eine Geschichte: Diesmal kommt der Engel Gabriel zu der jungen Frau Maria mit ebenfalls einer Ankündigung: Sie soll Gott zur Welt und den anderen Menschen bringen. Sie glaubt Gott. Maria sagt Ja zu Gottes Plan: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ So wird sie zur „neuen Eva“ und bringt den „neuen Adam“ zur Welt: Jesus. Hier lüftet sich das Geheimnis: Maria ist diese Frau, die eine so bedeutende Rolle bei der Rettung der Welt haben sollte.

Die Geburt

„Und das Wort wurde Fleisch.“ Bei der Geburt Jesu in Bethlehem wurden die Verheißungen und Prophetien nun Wirklichkeit. Maria ist diese Frau, die dem Gottessohn „ihr Fleisch“ gibt. Als Sohn ist er ihr menschlich ganz ähnlich. Diese Frau hatte das Privileg, Mutter Gottes zu werden. Gott wollte, dass der Mensch bei der Rettung der Welt mitwirkt, und an erster Stelle und in besonderer Weise diese Frau – Maria. Von nun an finden wir – wie die Hirten und Könige – Jesus bei Maria und Maria bei Jesus.

Die Verborgenheit

30 Jahre lang hört man nicht viel von dieser kleinen Familie in Nazareth. Jesus wuchs heran und wurde als Kind von Maria erzogen. Können wir uns das vorstellen, dass sich Gott von einem Menschen erziehen lässt? Aber Gott wollte das so. Er wollte ganz Mensch sein. Wenn du 33 Jahre Zeit hättest, um die Welt zu retten, würdest du dann 30 Jahre lang damit warten? Er aber wählte es, die meiste Zeit seines Lebens mit jener Frau Maria zu sein und zu leben.

Der Beginn

An allen entscheidenden Stellen im Leben Jesu finden wir Maria. So auch am Beginn seines öffentlichen Wirkens. Es war bei der Hochzeit zu Kana, wo Jesus auf ihre Bitte hin sein erstes Wunder wirkte und damit zeigte, dass er nicht nur ein normaler Prophet war. Zuvor sagt Jesus aber noch zu Maria den rätselhaften Satz: „Was willst du von mir, Frau? (Joh 2,4)“ Manche meinen, dass das eine Zurückweisung oder Abwertung von Maria bedeutet. Aber Jesus, Gott, könnte ja nie einen abwertenden Satz sagen. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Denn indem Jesus seine Mutter mit dem Wort „Frau“ bezeichnet, bezieht er sich direkt auf die große Frau der Verheißung – denn gerade hier in diesem Augenblick geht es wieder um die Erlösung. Und Jesus lässt diese Frau entscheiden: „Was willst du von mir, das ich tue?“ Als ob Maria Jesus ohne Worte versteht, sagt sie zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut.“

Das Ende

Dann am Ende, unter dem Kreuz, finden wir wieder Maria. Hier ist die letzte Erfüllung der Ur-Verheißung. Am Kreuz wird der Schlange der Kopf endgültig zertreten. Die Frau ist da und ihr Nachkomme. Die „neue Eva“ und der „neue Adam“. Wieder gibt es einen Baum. Diesmal den „Baum des Kreuzes“. Und die „neue Eva“ als Vertreterin der Menschheit nimmt die „neue Frucht“, die Jesus selbst ist, an, indem sie das Leid und den Tod ihres Sohnes annimmt und im Glauben mitträgt. Es ist die Kehrtwendung der Ursünde: Hier nimmt ein Mensch Gottes Plan und Liebe an. Daraus entsteht die Kirche. Und Jesus spricht Maria in diesem bedeutungsvollen Moment nicht mit Mutter an, sondern er nennt sie wieder „die Frau“: „Frau, siehe dein Sohn! (Joh 19,26)“ Wie der Lieblingsjünger Johannes haben wir alle in diesem Augenblick Maria zu unserer Mutter im Glauben bekommen.

Die Sendung

Zu Pfingsten wird in der Bibel wieder ausdrücklich erwähnt, dass Maria mit den Aposteln versammelt war, und sie beteten um den Heiligen Geist. Sie betete mit den Jüngern. Und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt. Von da aus verbreitete sich die Kirche über die ganze Erde.

Die Offenbarung

Ganz am Ende der Heiligen Schrift schließt sich der Kreis der geheimnisvollen „Frau“. Im 12. Kapitel der Offenbarung heißt es: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt (Offb 12,1).“ Und es wird ein Kampf beschrieben, dieselbe Feindschaft, die am Anfang der Bibel verheißen wurde: „Da geriet der Drache in Zorn über die Frau und er ging fort, um Krieg zu führen mit ihren übrigen Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten (Offb 12,17).“ Und dennoch steht am Ende der Sieg. Er kommt vom Sohn der Frau.

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mir dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Dem Code auf der Spur

Wenn die Bibel wirklich die „Heilige Schrift“ ist, durch die Gott selbst uns etwas sagen will, dann müssen wir darüber nachdenken, was diese geheimnisvolle Frau, die Maria ist, für uns zu bedeuten hat. Wir haben gesehen, dass sie immer am Beginn der wichtigen Dinge des Glaubens steht. Gott hat sie als Mensch um ihre Zustimmung und ihr Mitwirken gebeten. Vom Kreuz herab sagt er zu jedem von uns: „Siehe, deine Mutter!“ – Das bedeutet aber auch, dass wir ihre „übrigen Nachkommen“ sind, wie es in der Offenbarung steht, die mit dem „Drachen, der Schlange, im Krieg sind“. Das heißt aber auch, dass wir siegen werden, wenn wir mit ihr gehen. Konkret bedeutet für uns dieser „Code“, dass wir in unserem Herzen Maria um Hilfe bitten dürfen, immer mehr glauben zu können. Sie betet nämlich mit uns wie zu Pfingsten um den Heiligen Geist, sie bringt in uns Jesus zur Welt wie in Bethlehem, mit ihr kämpfen wir gegen das Böse, wie es in der Offenbarung steht, und mit ihr werden wir nicht fallen. Das ist die Verheißung.

Fotos: Film “Jesus von Nazareth”, Franco Zeffirelli