Schrumpfen war nie eine Superkraft, die ich mir so wirklich gewünscht hätte. Doch der neue Ant-Man-Film lässt diese – zugegeben etwas ausgefallene – Superkraft richtig erstrebenswert wirken! Doch zwischen den Autojagten, Ameisen, Riesen und Menschen, die durch Wände gehen können, versteckt sich ein interessantes moralisches Dilemma.

Der Film war bestimmt einer der Unterhaltsamsten des Jahres. Ohne den ersten Teil gesehen zu haben, habe ich doch der Story von der Fortsetzung gut folgen können. Mit viel Witz und Action hat Marvel wieder einen spannenden Film auf die Kinoleinwand gebracht. Doch obwohl der Witz durchgehend die Lachmuskeln beanspruchte, wurde ich dazu herausgefordert, über ein anspruchsvolles Dilemma nachzudenken: Wenn man zwischen zwei Leben entscheiden müsste, welches würde man retten?

Ohne das Ende zu spoilern, muss ich dafür allerdings doch etwas auf die Handlung eingehen. Der Film handelt von Scott (Ant-Man) und Hope (The Wasp), die sich auf die Mission begeben wollen, Hopes Mutter Janet aus dem subatomaren Raum zu retten. Die ist nämlich ungefähr so klein wie ein Atom und muss erst gefunden werden, um dann wieder auf Menschengröße wachsen zu können. Die Geschichte hat allerdings auch einen Gegenspieler mit dem Namen „Ghost“. Diese Person hat bei einem Laborunfall die Fähigkeit bekommen, in verschiedenen Phasen zu existieren, wodurch sie durch Wände gehen, oder unsichtbar werden kann. Allerdings löst es auch ihren Körper ziemlich auf. Ghost hat ziemliche Schmerzen und ist dem Tode nahe. Um weiterleben zu können, benötigt Ghost die Quantenenergie von Hopes Mutter, die eben seit 30 Jahren im subatomaren Raum gefangen ist. Aber dadurch würde diese sterben.

Alles klar? Ich vereinfache das Szenario noch ein bisschen:

Möglichkeit 1: Janet wird gerettet, es ist allerdings nicht sicher ob das wirklich funktioniert. Ghost stirbt.

Möglichkeit 2: Ghost wird gerettet indem Janet stirbt.

Dieses Dilemma erinnert mich an ein anderes Szenario, welches vermutlich zwar nicht gemeint war, aber ich nehme an, die Parallele ist verständlich. In manchen Situationen ist eine Mutter schwanger, doch leider würde sie bei der Geburt sterben. Sie müsste aktiv das Leben des Kindes beenden lassen, um selbst überleben zu können. Ghost ist zwar nicht Janets Mutter aber die Situation ist ähnlich. Die Person, die außerhalb des Bauches (des subatomaren Raumes) ist, müsste aktiv das Leben der Person innerhalb beenden, um selbst überleben zu können. Doch was ist in dem Fall das Richtige?

Ich muss gestehen, dass ich im Laufe des Filmes sehr mit Ghost sympathisiert habe. Ich habe diese Person verstanden. Sie möchte leben! Aber dürfte sie das Leben einer anderen Person dafür im Gegenzug beenden? Die Protagonisten tun alles dafür um Janet zu retten und müssen Ghost davon abhalten, Janets Leben zu beenden, um ihr eigenes zu retten.

Der Film selbst hat es eher so rübergebracht, dass das moralisch Richtige wäre, Janet zu retten und nicht aktiv das Leben eines anderen Menschen zu beenden, um das eigene zu behalten. Wie es tatsächlich ausgegangen ist, werde ich hier aber nicht verraten.

So schwierig es ist, dieses Dilemma zu beantworten – und ich habe mich anfangs nicht getraut, eine Antwort darauf zu geben – aber es gibt tatsächlich eine Antwort: Ant-Man hat Recht. So sehr ich Ghost auch bemitleide, sie sollte das Leben Janets nicht aufs Spiel setzen dürfen, um ihr eigenes zu retten. Natürlich könnte man als Gegenargument jetzt aus dem Katechismus der Katholischen Kirche zitieren, der in KKK 2264 sagt:

Die Liebe zu sich selbst bleibt ein Grundprinzip der Sittenlehre. Somit darf man sein eigenes Recht auf das Leben geltend machen. Wer sein Leben verteidigt, macht sich keines Mordes schuldig, selbst wenn er gezwungen ist, seinem Angreifer einen tödlichen Schlag zu versetzen

Doch in diesem Fall geht es um Notwehr. Doch ist ein ungeborenes, wehrloses Kind wirklich ein Feind, der einem aktiv nach dem Leben trachtet? Ja, es ist unter Umständen erlaubt, einer Person zu beenden, die dein Leben aktiv bedroht und wenn überhaupt kein anderer Ausweg mehr möglich ist. Aber eben nur, wenn diese Person es gewollt aus böser Absicht heraus tut!

Die richtige Handlung ist das, was Jesus über die Liebe gesagt hat: “Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.” Ja, die Liebe der Mutter, die ihr eigenes Leben für ihr Kind hingibt, ist vollkommen! Aber es ist eine schwierige Entscheidung, der sich hoffentlich keiner von uns je stellen muss. Deswegen dürfen wir auch eine Person, die sich dagegen entscheiden sollte nicht verurteilen. Wir können, ohne in der Situation gewesen zu sein, nicht vorhersagen, wie wir selbst in dieser Lage reagieren würden. Aber was wahre Liebe wäre, das ist beantwortbar: Das Leben des anderen über das eigene zu stellen.


Text: David Strodl / Fotos: Walt Disney Pictures

YOU! Film-Bewertung:
(1 = Ziemlich cool, 5 = Ziemlich daneben)

Filmaussage……………………..1
Filmstory……………………………2
Filmumsetzung………………….1
Umgang mit Gewalt………….2
Umgang mit Sprache………….1
Umgang mit Sexualität………1

Insgesamt……………………1