Eine Woche lang darauf verzichten, bewusst Musik zu hören. Das kann wirklich eine herausfordernde Challenge werden. Let´s see what happens …

Ich habe mich bei dieser Challenge wirklich überwinden müssen, sie überhaupt anzugehen. Ganz ehrlich, der erste Gedanke von mir war: Unmöglich! Eine Woche lang auf Musik zu verzichten, klingt echt hart. Vor allem, wenn man, wie ich, ständig irgendwie und irgendwo Musik laufen hat. Egal, ob zu Hause beim Frühstück oder im Bad, unterwegs, in den Öffis oder im Zug – ohne Musik geht eigentlich gar nichts.
Je länger ich aber darüber nachgedacht habe, desto mehr schlich sich der Gedanke ein: Warum eigentlich nicht? Vielleicht wird es wirklich hart oder vielleicht ist auch ganz in Ordnung, mal mit offenen Ohren durch den Alltag zu gehen, ohne sich ständig mit Rhythmen vollzudröhnen und seine Umgebung bewusster wahrzunehmen. Oder auch einfach mal die Stille zu genießen.

Tag 1:

Ok. Ich habe den ersten Tag hinter mich gebracht und ich muss sagen, es ist wirklich so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe. Besonders in der Früh zum Aufwachen und beim in den Tag Starten hilft mir Musik immer sehr. Und das hatte ich heute mal nicht. War sehr eigenartig und vor allem still. So richtig wusste ich nicht, was ich mit mir anfangen sollte, bis ich dann angefangen habe, selbst zu singen. Ganz ohne Musik ging´s dann halt nicht. Und auch in den Öffis ist es eher ungewohnt, wobei ich sowieso meistens nebenher auch noch lese, deswegen ging es nicht so schlecht. Mein erster Gedanke heute Morgen war wirklich, wenn ich diese Challenge durchziehen will, sollte ich dann auch meinen Wecker-Song auf einen Standard-Alarm umstellen? Darüber habe ich echt eine Zeit lang nachgedacht… Und es ist jetzt nicht so, dass ich mit der Stille nicht klarkomme, ganz im Gegenteil, manchmal genieße ich sie auch total. Aber Musik ist einfach ein wichtiger Teil meines Lebens, meines Alltags und bedeutet mir so viel. Außerdem ist es schwer, aus Gewohnheiten auszubrechen, deswegen habe ich meinen iPod sicherheitshalber gleich zuhause gelassen.

Tag 2:

Eigentlich hatte ich gehofft, dass der zweite Tag besser, sprich erträglicher wird. Und teilweise, z.B. unterwegs, in den Öffis stört es mich auch gar nicht so sehr, dass meine Gedanken mal nicht von Musik untermalt werden. Aber vor allem zu Hause bin ich gestern leicht unruhig geworden. Dazu muss gesagt werden, dass ich alleine wohne, d.h. sowieso von Stille umgeben bin. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich verrückt werde, weil ich keine Musik habe, aber leicht nervös war ich schon. Außerdem will ich mich nicht selbst ständig singen hören und das umhertanzen ist ohne Musik auch schwierig. Trotzdem habe ich ständig irgendeinen Ohrwurm. Ach ja, und ich habe meinen Wecker-Ton wirklich geändert zu einem nervigen Ringen… Das ein oder andere Mal habe ich mich auch dabei erwischt, dass ich mir auch YouTube ein Musikvideo ansehen wollte – das konnte ich dann immer gerade noch verhindern. Ich weiß nicht genau, ob ich es gut oder nervig finden soll, dass ich ständig an diese Challenge denken muss.

Tag 3:

Vielleicht ist es manchmal gar nicht so schlecht, mit Stille in den Tag zu starten. Dadurch habe ich mich irgendwie bewusster auf den Tag einstimmen können. Darauf, was heute alles vor mir liegt, welche Aufgaben ich zu erledigen habe und welche Menschen ich treffen werde. Trotzdem geht es nicht gänzlich ohne Stille und in der Dusche nur so vor mich hinzusingen, nervt mich schön langsam ein wenig. Ich muss aber auch sagen, dass es mir heute allgemein schon wesentlich leichter gefallen ist, auf Musik zu verzichten. Nur ab und zu gibt es wieder die Momente, in denen ich mich selbst davon abhalten muss, einen bestimmten Song aufzudrehen.

Tag 4:

Ein wenig habe ich mich davor gefürchtet. Heute war nämlich Putztag und gerade beim Putzen liebe und brauche ich Musik. Hinterher habe ich dann festgestellt, dass es nicht ganz so übel war… Allerdings lenke ich mich dann irgendwie anders ab, auch beim Kochen, indem ich zum Beispiel einen Film schaue oder mir Podcasts anhöre. Nur Stille ist noch immer sehr ungewohnt und seltsam. Außerdem schaue ich im Moment eher Filme, bei denen ich weiß, dass sie einen tollen Soundtrack und generell viel Musik haben. Also lenke ich mich anderwärtig ab. Leider, muss ich dazu sagen.

Tag 5:

Wir hatten unseren YOU! Versand – Yippie!!! Es war wirklich lustig, und ich war von tollen Leuten umgeben. Allgemein war ich gut abgelenkt und außerdem mit Musik beschallt worden – dem konnte ich nicht wirklich entgehen. Unter Leuten zu sein, ist super, weil ich dann nicht daran erinnert werde, dass mich diese Challenge eigentlich ein wenig nervös werden lässt. Und es ist der 5. Tag, also habe ich es auch bald geschafft.

Tag 6:

Wow. Es ist Sonntag. Und zum ersten Mal, seit ich diese Challenge begonnen habe, genieße ich die Ruhe um mich. Natürlich verbringe ich trotzdem zu viel Zeit vor dem Laptop oder damit, Filme zu schauen. Aber mich stört es auch überhaupt nicht mehr, einfach Mal nur dazusitzen, meine Umgebung wahrzunehmen, zu lesen, beten und einfach nur ruhig zu werden. Manchmal tut die Stille wirklich gut. Früher hätte ich mir das niemals gedacht, aber ich wohne mittlerweile seit fast drei Jahren alleine und ich genieße es sehr! Ich bin gerne unter Menschen. Aber dann brauche ich auch wieder meine Ruhe, bin froh, wenn ich mit niemandem reden muss und einfach alleine sein kann. Dazu zählt, wie ich diese vergangene Woche feststellen durfte auch, dass der Radio manchmal ausbleibt. Außerdem sind die Wochenenden vielleicht deswegen leichter für mich, weil ich nirgends hin muss und mich nicht motivieren oder ähnliches muss, sondern einfach nur meine freie Zeit genießen kann.

Tag 7:

Yeah, mein letzter Tag – den schaffe ich auch noch. Mittlerweile gefällt mir die Stille sogar. Am Morgen fehlt mir Musik besonders und auch in den Öffis blende ich meine Umgebung damit sehr gerne aus. Aber es ist ok, mal eine Zeit lang keine Musik zu hören. Und vor allem bewusst darauf zu verzichten. So beschäftige ich mich auch öfter wirklich intensiv mit meinen Gedanken, was manchmal etwas beängstigend sein kann, aber auch wunderschön. Ich weiß, das klingt sehr philosophisch. Heute habe ich mich richtig über die Stille gefreut. Zu arbeiten und lesen, ohne ablenkende Nebengeräusche bzw. Musik war sehr angenehm.

Fazit:

Die ersten Tage der Challenge waren wirklich hart. Einfach auch aus dem Grund, weil ich mich ständig daran erinnern musste, etwas nicht zu tun, was sonst selbstverständlich für mich ist – Musik hören. Und auch nach der Challenge werde ich in den meisten Situationen wieder genau da weitermachen, wo ich vorher aufgehört habe. Aber – und das ist ein großes Aber – ich habe auch gelernt, wie angenehm und entspannend Stille sein kann. Das ist etwas, was ich mir wirklich beibehalten möchte. Und deswegen werde ich auch in Zukunft versuchen, mir ab und zu konkret Zeit für Stille in meinem Alltag zu nehmen, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren und alles andere Auszublenden. Eigentlich war diese Challenge für mich eine Motivation zur Meditation und auch dafür, wie wichtig es ist, sich ab und zu ganz mit sich selbst zu beschäftigen.

Vielleicht konnte ich auch dich motivieren, es mal auszuprobieren und bewusst auf Musik zu verzichten. Versuch´s einfach, dann erfährst du auch, wie schön Stille sein kann.

Text: Ines Breiner/Foto: Istockphotos